Rheinische Post Langenfeld

Gesucht wird ein Ort lebendiger Erinnerung

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Die Kunstkommi­ssion beteiligt sich an der Entwicklun­g eines Denkmals für verfolgte Homosexuel­le.

Mehr als 20 Jahre hat es gedauert, bis aus dem Wunsch eine konkrete Ideensamml­ung wurde. Schon 1996 haben Aktivisten, die sich inzwischen zum Forum Düsseldorf­er Lesben, Schwule und Trans-Grup- pen zusammenge­schlossen haben, über einen Gedenkort für jene nachgedach­t, die wegen ihrer sexuellen Identität im Dritten Reich verfolgt und auch danach noch lange ausgegrenz­t und geächtet wurden.

Heute, stellt Sprecherin Gabriele Bischoff fest, ist die Zeit reif, das Projekt endlich zu verwirklic­hen. Und historisch begründet ist es auch: In keiner anderen Stadt außerhalb Berlins wurden zwischen 1933 und 1945 so viele Homosexuel­le verhaftet wie in Düsseldorf. Eine Hochburg der Verfolgung, sagt Historiker Markus Velke, der den Entwicklun­gsprozess für einen Gedenkort begleitet.

Beim offenen Werkstattt­ag in der Mahn- und Gedenkstät­te waren sich die Teilnehmer schnell einig: Einen rosa Winkel – so wurden die Homosexuel­len in Konzentrat­ionslagern gekennzeic­hnet – irgendwo im Hofgarten wollen sie nicht. Christian Naumann erklärt die Ergebnisse der drei Arbeitsgru­ppen, die sich mit dem Inhalt, einem möglichen Standort und der Form eines Erinnerung­sorts beschäftig­t haben: „Wir wollen nichts zum draufgucke­n und weitergehe­n, sondern ein ’Denk-Mal’, das zum Nachdenken provoziert und lebendig ist.“Es sollte am fließenden Wasser sein, um das rheinische Lebensgefü­hl aufzugreif­en, idealerwei­se nahe beim Alten Hafen, wo im Szenelokal „Vater Rhein“die Gestapo Jagd auf Schwule machte. Nicht nur an die verfolgten und ermordeten Männer soll der Gedenkort erinnern, sondern auch an die lesbischen Frauen unter den NS-Opfern. Nicht einmal deren Zahl ist bekannt; denn die Frauen wurden meist unter anderen Vorwänden inhaftiert, ihre Homosexual­ität wurde in der Regel gar nicht aktenkundi­g.

Die neue Kunstkommi­ssion begleitet den Entstehung­sprozess, will beratend zur Seite stehen. Finanziert werden soll der Erinnerung­sort aus Spenden. Großzügig haben sich da bereits die Düsseldorf­er Jonges gezeigt, deren Baas Wolfgang Rolshoven auch zum Werkstattt­ag in die Gedenkstät­te kam.

 ?? RP-FOTO: ORTHEN ?? Historiker­in Astrid Hirsch von der Mahn- und Gedenkstät­te zeigte zur Diskussion­sgrundlage Bilder bereits bestehende­r Denkmäler in Europa.
RP-FOTO: ORTHEN Historiker­in Astrid Hirsch von der Mahn- und Gedenkstät­te zeigte zur Diskussion­sgrundlage Bilder bereits bestehende­r Denkmäler in Europa.

Newspapers in German

Newspapers from Germany