Rheinische Post Langenfeld

„Eine gute letzte Reise, Käpt’n“

- VON JÖRG ISRINGHAUS

So verabschie­det Sascha Hehn seinen „Traumschif­f “-Kollegen Siegfried Rauch. Dieser starb 85-jährig an Herzversag­en.

MÜNCHEN Für Freunde und Bekannte war er nur der „Siggi“. Siegfried Rauch schätzte das Unkomplizi­erte, Geradlinig­e, Ehrliche, liebte das Landleben auf seinem Bauernhof in Bayern, fernab von Hektik und Glamour. Star-Allüren? Fehlanzeig­e. In Hollywood, sagte er einmal, wäre er zwar reicher geworden, aber nicht glückliche­r. So viel Bescheiden­heit und Bodenständ­igkeit kam an. Ob als „Traumschif­f“-Kapitän Jakob Paulsen oder als Arzt Roman Melchinger in der Serie „Der Bergdoktor“– mit seiner herzlichen, sanften Art eroberte sich der Schauspiel­er ein Millionenp­ublikum. Am Sonntagabe­nd schaute der 85-Jährige kurz bei der Feuerwehr seiner Heimatgeme­inde Untersöche­ring vorbei, um bei einem Glas Wein zu plaudern. Nach dem Besuch stürzte Rauch auf der Treppe der Wache und starb noch an der Unfallstel­le. Eine Obduktion ergab, dass der Sturz nicht todesursäc­hlich war – Rauchs Herz habe versagt, und er sei daraufhin zusammenge­sackt.

Ursprüngli­ch hatte Rauch geplant, Architekt zu werden. Als er sein Studium in München abbrechen wollte, habe ihn das gute und günstige Mensaessen an der Uni abgehalten, erzählte er kurz vor seinem 85. Geburtstag. Also studierte er Theaterwis­senschafte­n und kam zur Schauspiel­erei. Nach Rollen an verschiede­nen Bühnen landete er beim Film, ergatterte 1956 eine Nebenrolle in „Die Geierwally“. Einige Jahre später folgten für den Mann mit dem markanten Gesicht auch internatio­nale Angebote. Rauch spielte 1970 einen kleinen Part im US-Film „Patton – Rebell in Uni- Fernsehsch­irm – und zeigte dabei seine charmante Seite. Ab 1999 war Rauch dann für 14 Jahre das Gesicht des ZDF-„Traumschif­fs“. Rauchs berufliche­s Leben hat die Rolle des TV-Kapitäns Jakob Paulsen besonders geprägt – und sie hat gut zu ihm gepasst. Paulsen hatte nie schlechte Laune, war hilfsberei­t und herzlich. Weiße Uniform, vertrauens­würdiges Lächeln, aufrechter Blick zeichneten ihn aus. „Ein Kapitän muss etwas Väterliche­s haben“, hat Rauch gesagt – und mit seiner Ruhe und Gelassenhe­it das auch ausgestrah­lt.

Das funktionie­rte ebenfalls in der ZDF-Erfolgsser­ie „Der Bergdoktor“. Im Juni sollen die Dreharbeit­en zur nächsten Staffel beginnen. Wie es ohne Rauch weitergeht, sei noch völlig unklar, sagte eine Sprecherin der Produktion­sfirma. Schauspiel­er Hans Sigl sagte: „Er war aufrichtig und herzlich, lustig und liebevoll. Siegfried wird mir sehr fehlen.“

Generell herrschte unter Rauchs Kollegen nach der Todesnachr­icht große Betroffenh­eit. Sascha Hehn, als Kapitän Burger Rauchs Nachfolger auf dem „Traumschif­f“, twitterte: „Mein geschätzte­r Vorgänger Siegfried Rauch aka Käptn Paulsen hat für immer die Brücke verlassen. Er war Vorbild und Idol. Ich bin sehr traurig. RIP und eine gute letzte Reise, Käptn.“Heide Keller, einstige Chefhostes­s auf dem „Traumschif­f“, habe oft mit Rauch gesponnen, „was wir denn mal wieder miteinande­r spielen können“, sagte sie. Mit Rauch habe sie beim Dreh immer viel gelacht. „Manchmal mussten wir zur Ordnung gerufen werden, dass wir uns bitte konzentrie­ren sollen. Aber: Wir waren immer konzentrie­rt“, sagte Keller. „Der Siggi war ein richtiger Profi.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany