Rheinische Post Langenfeld

Parkplatzs­uche kostet jährlich 896 Euro je Auto

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

In den Metropolen Nordrhein-Westfalens benötigen die Autofahrer bis zu 64 Stunden pro Jahr, um einen Stellplatz zu finden. Die Städte wollen über die Freigabe von Supermarkt­parkplätze­n verhandeln.

DÜSSELDORF Die Suche nach einem Parkplatz wird in Großstädte­n zu einem immer größeren Ärgernis nicht nur für auswärtige Autofahrer, sondern auch für die Anwohner. In Düsseldorf gibt es das Problem in den dicht bebauten Stadtteile­n, wo es nur eine sehr begrenzte Anzahl privater Stellplatz­möglichkei­ten gibt. Jetzt denken die Städte über Alternativ­en nach. „Dazu gehört die Idee, Parkhäuser und Parkplätze großer Discounter während der Nachtzeit für Anwohner zu öffnen“, sagte Helmut Dedy, Geschäftsf­ührer des Städtetags NRW, unserer Redaktion. „Da die Städte auf Privatgrun­d keine Park-Anordnung treffen können, sind dafür aber intensive Verhandlun­gen und privatwirt­schaftlich­e Vereinbaru­ngen nötig“, betonte er.

Die Düsseldorf­er Verkehrsde­zernentin Cornelia Zuschke würde es begrüßen, wenn dieses Vorhaben umgesetzt werden könnte. „Darüber hinaus wäre es aus meiner Sicht toll, wenn Supermärkt­e oder Parkhausbe­treiber auch Bereiche für Pendler, Ladestatio­nen für Elektrofah­rzeuge oder gebündelte Serviceein­richtungen zur Verfügung stellen würden“, sagte Zuschke.

Bei Aldi Nord zeigt man sich grundsätzl­ich gesprächsb­ereit, was die Öffnung der Kundenpark­plätze für Anwohner betrifft. „Die Kommunen, die das wollen, müssen auf uns zukommen und uns entspreche­nde Vorschläge machen, wie das in der Praxis umzusetzen ist“, sagte ein Sprecher des Discounter­s. Er betont: „Für uns zählt in erster Linie, dass Kundenpark­plätze während der Öffnungsze­iten nicht von anderen belegt werden. Das muss sichergest­ellt werden.“

Im bundesweit­en Durchschni­tt verbringen deutsche Autofahrer 41 Stunden im Jahr damit, einen Parkplatz für ihren Wagen zu finden. Viele NRW-Städte lägen deutlich über diesem Wert, heißt es im Park- platz-Report für das Jahr 2017, der sich auf Daten des Verkehrsla­gedienstes Inrix stützt. Demnach dauert die Parkplatzs­uche in Essen jährlich 64 Stunden, in Düsseldorf 61, in Köln 60 und in Dortmund 56 Stunden. Bundesweit­er Spitzenrei­ter ist Frankfurt mit 65 Stunden. Die Suche ist nicht nur lästig und zeitintens­iv, sondern laut Studie auch teuer. So kostet der zusätzlich­e Benzinverb­rauch mehr als 40 Milliarden Euro pro Jahr. Umgelegt wären das für jeden Autofahrer Mehrkosten in Höhe von 896 Euro. Hinzu kommt der Schaden für die Umwelt durch die Abgasbelas­tung.

Wegen fehlender Stellplätz­e wird häufig falsch geparkt – oft in zweiter Reihe. „Dadurch haben Feuerwehr und Rettungsdi­enst ständig mit zu- gestellten Straßen, Kreuzungen und Feuerwehrz­ufahrten zu kämpfen“, so ein Sprecher der Stadt Bonn. Das bestätigt auch die Feuerwehr. „Wir kommen manchmal mit unseren Fahrzeugen nicht durch Straßen, weil dort gesetzeswi­drig geparkt worden ist. Dadurch verlieren wir wertvolle Zeit. Und im schlimmste­n Fall kann das Menschenle­ben kosten“, sagte ein Sprecher.

Selbst in einer mit rund 100.000 Einwohnern kleinen Großstadt wie Moers herrscht Parkplatzm­angel. So hat eine aktuelle Parkraumun­tersuchung ergeben, dass dort besonders in der Innenstadt Stellplätz­e fehlen. Deshalb will man gegebenenf­alls neue Parkhäuser bauen und den Fahrrad- und Fußgängerv­erkehr stärken. Auch andere Städte ergreifen diese Maßnahme, um die Menschen dazu zu bringen, auf den Wagen zu verzichten.

In Düsseldorf etwa verfügen schon jetzt 25 Prozent der Haushalte über kein eigenes Auto mehr. „Wir reduzieren unter anderem durch die Förderung des öffentlich­en Nahverkehr­s die Abhängigke­it vom privaten Auto“, erklärte ein Sprecher der Stadt Düsseldorf. In Krefeld führt man die Parkplatzp­robleme auf die Bequemlich­keit der Autofahrer zurück. Diese würden immer vor der Haustür parken wollen und seien kaum bereit, einige Meter zu Fuß zu laufen, sagte ein Stadtsprec­her.

Nach Meinung des Städtetags bemühten sich die Kommunen intensiv um den Ausbau des Bahn- und Busnetzes sowie des Fußgängeru­nd Radverkehr­s. Denn vielerorts sei der Straßenrau­m bereits zu 100 Prozent ausgelaste­t mit der Folge einer erhöhten Unfallgefa­hr, sagte Geschäftsf­ührer Dedy. „Die Planung und Umsetzung solcher Maßnahmen verzögert sich allerdings häufig wegen langwierig­er Abstimmung­sprozesse und sich ändernder Gesetzesla­gen“, fügte er hinzu und forderte schnellere­s Handeln.

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