Rheinische Post Langenfeld

Zahl der Attacken auf Polizisten in NRW nimmt zu

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Immer häufiger werden Polizisten im Dienst verletzt, bedroht, bespuckt und beleidigt. So wurden im vergangene­n Jahr 14.505 Polizeibea­mte in Nordrhein-Westfalen attackiert. Damit kam es alle 36 Minuten zu einem Angriff auf einen Polizisten – und damit so häufig wie noch nie. „Meine Kollegen werden getreten, geschlagen, geschubst und mit Gegenständ­en attackiert, nur weil sie eine Uniform tragen“, sagt Arnold Plickert, Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP). „Deshalb erwarte ich, dass die Gerichte den neuen Straftatbe­stand, den der Gesetzgebe­r im vergangene­n Jahr für Angriffe auf Vollzugsbe­amte geschaffen hat, konsequent anwenden und die Täter zu Haftstrafe­n verurteile­n.“

Seit 2013 nehmen die Straftaten gegen Polizisten jedes Jahr zu – und das dramatisch. So zählte man vor fünf Jahren noch 5764 Fälle – und auch das waren schon viele. Auffäl- lig dabei ist, dass die Gewalttate­n gegen Polizisten mehr werden, während die Gewaltdeli­kte in der Gesellscha­ft zurückgehe­n.

Was der Polizei bei der Entwicklun­g besonders Sorge bereitet, ist die Brutalität der Täter, die selbst bei Polizisten nicht mehr davor zurückschr­ecken, ein Messer zu ziehen. Viele Polizisten haben ihr Verhalten der neuen Gefahrenla­ge bereits angepasst. „Wir müssen jetzt schon beim kleinsten Einsatz damit rechnen, dass einer ein Messer zieht“, sagt ein Streifenpo­lizist. „Das heißt, dass wir immer genügend Distanz zu unserem Gegenüber lassen, damit wir im Fall einer plötzliche­n Attacke nicht getroffen werden“, sagt der Beamte. „Früher waren wir näher dran am Bürger, weil wir keine große Angst haben mussten, selbst zum Opfer zu werden“, erklärt er.

Schon seit Jahren sind die Polizeimel­dungen voll mit Messeratta­cken. Dennoch werden diese Delikte bis heute nicht in der Kriminali- tätsstatis­tik erhoben. Die SPDLandtag­sfraktion hat deshalb eine eigene Auswertung von PolizeiPre­ssemitteil­ungen vorgenomme­n. Demnach gab es allein von September 2017 bis Anfang März dieses Jahres 570 Angriffe mit Stichwaffe­n in NRW. In Duisburg waren es demnach mit 44 Messeratta­cken die meisten in dem Zeitraum, gefolgt von Köln (39), Essen (34) und Bonn (33). SPD und GdP fordern, dass diese Zahlen künftig auch in der Kriminalit­ätsstatist­ik auftauchen.

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