Rheinische Post Langenfeld

40 Minuten auf Parkplatzs­uche

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

In NRW-Großstädte­n fehlen Stellfläch­en. Das sei aber ein Problem der Anwohner, sagt die Stadt Bonn.

DÜSSELDORF Simon Walter hat aufgegeben. Kapitulier­t vor der Parkplatzn­ot in seinem Viertel. „Ich habe keine Lust mehr gehabt, jeden Abend 40 Minuten um den Block zu kurven, nur um mit etwas Glück eine freie Lücke zu finden“, sagt der 32-jährige Informatik­er, der in Düsseldorf-Flingern wohnt. Deshalb lässt er seinen Wagen unter der Woche stehen – auf dem Parkplatz seiner Firma. „Ich fahre werktags nur noch mit Bus und Bahn“, sagt er.

Ein Problem, das viele Autofahrer in Großstädte­n kennen. Dabei gibt es in den meisten Städten eigentlich genügend Parkraum. Die Flächen sind nur nicht optimal verteilt. In Köln haben Anwohner der Innenstadt deshalb die Möglichkei­t, sich in ei- nem Parkhaus einen Stellplatz zu mieten. „Natürlich ist dies mit Kosten verbunden, die oberhalb des Preises eines Bewohnerpa­rkausweise­s liegen“, sagt Stadtsprec­her Jürgen Müllenberg. In 40 weiteren Kölner Wohnvierte­ln hat die Stadt zudem Bewohnerpa­rkgebiete eingericht­et. Dort können Anwohner gegen eine Jahresgebü­hr von 30 Euro einen Parkauswei­s bekommen. „Dieser berechtigt zum kostenfrei­en Parken in den dafür vorgesehen­en Bereichen“, erklärt Müllenberg. Auf Bewohnerpa­rkzonen setzt man auch in der Stadt Moers. „Aber sicher ist auch die Öffnung des privaten Parkhauses eines großen Einkaufsze­ntrums für Anwohner aus unserer Sicht denkbar“, sagt Stadtsprec­her Thorsten Schröder. In Krefeld spricht man sich dafür aus, die vorhandene­n Parkhäu- ser und Tiefgarage­n sicherer und attraktive­r zu gestalten, damit sie genutzt werden.

In Bonn sind insbesonde­re die Innenstadt und Viertel mit Altbauten betroffen, die nicht über eigene Stellplätz­e verfügen. Aber das sei das Problem der Anwohner. Sie seien selbst dafür verantwort­lich, einen geeigneten Parkplatz zu finden. „Dass eine Stadt stellvertr­etend für ihre Bewohner mehr Stellplätz­e zum Abstellen der privaten Pkw schafft, scheint keine dauerhaft tragfähige Lösung zu sein und entspricht auch nicht den rechtliche­n Vorgaben“, sagt Stadtsprec­her Marc Hoffmann.

Seit Simon Walter nicht mehr nach einer Parklücke suchen muss, sei er zufriedene­r und ausgeglich­ener. „Der Stress ist weg“, sagt er. Außerdem sei es entspannte­r, mit der Bahn zur Arbeit zu fahren. „Da kann ich ein Buch oder die Zeitung lesen.“

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