Rheinische Post Langenfeld

ANDREAS WESTERFELL­HAUS

- FOTO: DPA

Leidenscha­ftlicher Streiter für die Pflege Ein Mann der Praxis wird neuer Pflegebeau­ftragter der Bundesregi­erung. In der Branche stieß die Personalie des neuen Gesundheit­sministers Jens Spahn gestern auf Begeisteru­ng.

Begeistert­en Applaus erntete der neue Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) beim Deutschen Pflegetag erst, als er den Namen des neuen Pflegebeau­ftragten der Bundesregi­erung bekannt gab: Andreas Westerfell­haus. Der 61-Jährige ist in der Pflegeszen­e verankert und vernetzt wie kein anderer. Der gelernte Pfleger war von 2009 bis 2017 Vorsitzend­er des Deutschen Pflegerats.

In dieser Funktion gelang es ihm, seiner Berufsgrup­pe auch öffentlich Gehör zu verschaffe­n. Er hat den Deutschen Pflegetag, der inzwischen jährlich in Berlin stattfinde­t, ins Leben gerufen und erstmals organisier­t. All das machte er ehrenamtli­ch neben seinem Job als Geschäftsf­ührer der Zentralen Akademie für Berufe im Gesundheit­swesen mit Sitz in Gütersloh.

Mit dem Experten holt sich Spahn auch einen Mahner und Kritiker ins Haus. Westerfell­haus war gerade von der Bühne herunterge­stiegen, auf der Spahn ihn vorgestell­t hatte, da legte er gleich los: „Wir brauchen in der Pflege mehr Kolleginne­n und Kollegen. Die Ausbildung muss verändert werden. Das Pflegeberu­fsgesetz muss nun endlich umgesetzt werden. 2020 sollen die Schulen mit dem neuen System starten“, sagte Westerfell­haus unserer Redaktion. Er betonte auch, die Kanzlerin habe hohe Erwartunge­n, was in der Pflege in den nächsten Jahren erreicht werden müsse. In der Pflege müssten mehr Ausbildung­splätze geschaffen werden, sagte er weiter. „Das ist eine zentrale gesundheit­spolitisch­e Aufgabe.“

Westerfell­haus, der seit Jahren unermüdlic­h für mehr Personal, bessere Löhne und attraktive­re Aufstiegsm­öglichkeit­en im Pflegeberu­f wirbt, will auch mehr Kompetenz gegenüber den Ärzten für die Pflege. Spahn zeigte sich dafür, auch mit Blick auf die Versorgung im ländlichen Raum, aufgeschlo­ssen.

Spahn und Westerfell­haus kennen sich seit Jahren. Sie sind beide Westfalen und sie haben beide gute Instinkte, wie man öffentlich Aufmerksam­keit auf sich zieht. Kurze, knackige Botschafte­n, die kann Westerfell­haus genauso gut formuliere­n wie sein Chef.

So gut der Minister und der Pflege-Experte persönlich harmoniere­n, so hart könnten interne Auseinande­rsetzungen werden. Während Spahn beim Deutschen Pflegetag die Erwartunge­n dämpfte, was eine bessere Personalau­sstattung betrifft, versteht sich Westerfell­haus weiter als Stimme der Pflege.

Spahns Entscheidu­ng ist klug und riskant zugleich: Mit der Personalie Westerfell­haus sendet er das Signal, dass ihm Verbesseru­ngen für die Pflege ein ernstes Anliegen sind. Damit zieht er auch die Berufsgrup­pe auf seine Seite. Aber die Bäume werden für die Pflege nicht in den Himmel wachsen. Es ist deshalb fraglich, ob das, was die Bundesregi­erung in der Pflege umsetzen kann, dem leidenscha­ftlichen Streiter Westerfell­haus reicht. Eva Quadbeck

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