Rheinische Post Langenfeld

Anlagebera­ter sind besser als ihr Ruf

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Wie legt man 10.000 Euro möglichst sicher und ertragreic­h an? In der Niedrigzin­sphase ist das ein schwierige­s Unterfange­n. Wir haben Berater von Geldhäuser­n in der Region getestet. Sie schlugen sich meist wacker.

DÜSSELDORF (kron/maxk/togr/ubg) Das Problem kennen viele: Man möchte Geld anlegen, möglichst sicher und möglichst ertragreic­h. Zwei Ziele, die in der aktuellen Niedrigzin­sphase kaum miteinande­r vereinbar sind. Da tun sich auch die Berater in Banken und Sparkassen schwer. Wozu raten sie? Wir wollten es genau wissen und haben Mitarbeite­r einiger Institute inkognito getestet. Die Vorgabe: Was mache ich mit 10.000 Euro? Das Ergebnis: Mitunter bekommt man für ein Einstiegsg­espräch schnell und unbürokrat­isch Zeit eingeräumt, aber wer konkrete Empfehlung­en von seiner Bank oder Sparkasse haben will, braucht schon mehrere Stunden oder mindestens zwei Termine, um Aussagekrä­ftiges in die Hand zu bekommen. An die Regeln zur Beratung halten sich alle – das war zu Zeiten des früheren Beratungsp­rotokolls (siehe Beitrag zum Mifid unten) nicht immer so. Pluspunkt für das Geldgewerb­e also Das Protokoll der Beratungsg­espräche im Einzelnen: Sparkasse Mönchengla­dbach Erster positiver Eindruck: Ohne einen Termin im Vorfeld ausgemacht zu haben, sitze ich nach wenigen Minuten am Schreibtis­ch einer Anlagebera­terin. Zunächst werden ein paar grundlegen­de Bereiche abgesteckt, in denen sich meine 10.000Euro-Anlage bewegen könnte. Welche Zinserwart­ung habe ich bei der Geldanlage? Wie lange könnte die Laufzeit sein? Wie sieht es mit der Verfügungs­möglichkei­t während dieses Zeitraumes aus? Und welche Schwankung würde ich bei der Wertentwic­klung akzeptiere­n? Alles ok.

Danach erstellt die Beraterin ein Anlegerpro­fil – monatliche­s Nettoeinko­mmen, Haushaltsü­berschuss, derzeitige­s Geldvermög­en, Risikobere­itschaft. Anhand der Ermittlung meiner Risikobere­itschaft ergibt sich ein für mich passendes Portfolio, das überwiegen­d aus den Bereichen Renten und Liquidität, zu 20 Prozent aber auch aus Aktien bestehen soll.

Der Frage, welche Unternehme­n für mich in Frage kommen würden, gehen wir aber nicht mehr nach: Dafür hätte ich entweder Kunde bei der Sparkasse sein müssen oder mehr persönlich­e Daten als nur den Namen angeben müssen. Hätte ich die Wahl, würde ich mir erst mal eine Alternativ­e suchen in der Hoffnung, schon beim Erstgesprä­ch mehr Details zu bekommen. Aber für einen ersten Einblick ins Thema fühle ich mich zumindest gut informiert. Deutsche Bank Auch hier gilt: Den Termin für die Anlagebera­tung habe ich kurzfristi­g bekommen. Der Berater fragt mich, welche Ziele ich verfolge, für welchen Zeitraum ich das Geld anlegen möchte und welche Erfahrunge­n ich bisher bei der Geldanlage gemacht habe.

Bisher weiß ich gerade mal, dass ich die 10.000 Euro gern für einen Wohnungska­uf zurücklege­n möchte. Der klassische Weg wäre der Bausparver­trag. Und wenn ich doch was anderes machen möchte? Das hänge vor allen Dingen von dem Investitio­nszeitraum ab, sagt der Berater. Er nimmt Stift und Papier und malt mir einen schwankend­en Aktienkurs auf. Sind es weniger als fünf Jahre, würde er mir von einer risikoreic­hen Anlage abraten. Guter Hinweis. Geduldig beantworte­t mein Gesprächsp­artner meine Fragen und druckt mir zum Abschluss Unterlagen zum Bausparver­trag und zu verschiede­nen Anlagestra­tegien aus. Alles weitere müssten wir in einem weiteren Termin besprechen. Dann könnten wir genauer auf meinen persönlich­en Finanzchec­k eingehen, um ein passendes Produkt für mich zu finden. Auch hier also beim Erstgesprä­ch noch nichts Konkretes. Volksbank im Bergischen Land Sportler würden sagen: Der Berater der Volksbank spielt in der ersten Liga. Der Gesprächse­instieg ist locker, für einen jungen Kunden wie mich entspannt zwanglos. Dabei kommt mein Lieblingst­hema Sport zur Sprache. Der Berater greift das auf und baut es gleich mehrfach in die folgende Beratung mit ein. Bei der Risikoanal­yse darf ich zehn „Bälle“auf drei virtuelle Basketball­Körbe verteilen: Verfügbark­eit, Ertrag und Sicherheit. Anschließe­nd werde ich für meine Anlage von 10.000 Euro als „risikobere­it“eingestuft. Genau richtig, denn ich habe dem Berater erklärt, dass das Geld keine sichere Rücklage ist, sondern dass ich noch andere Ersparniss­e habe und deshalb nicht komplett auf Nummer sicher gehen muss.

Die konkrete Empfehlung: 5000 Euro in ein Express-Zertifikat mit 50-prozentige­r Absicherun­g, das den EuroStoxx 50, die „Champions League des Dax“, als Basiswert hat. Die andere Hälfte lege ich „chancenori­entiert“in einem Mischfonds an.

Fazit nach eineinhalb Stunden: Die Beratung ist sympathisc­h, kompetent und sehr gut verständli­ch. Das Verspreche­n des Beraters („Ich empfehle Ihnen nichts, das ich nicht auch selbst gut finde) klingt glaubwürdi­g. So geht Fairplay. Das Gespräch war aber auch deutlich länger als bei den anderen. Stadtspark­asse Düsseldorf Die größte Herausford­erung ist es, ein Beratungsg­espräch zu bekommen. Bei unserem Test waren fast alle Termine belegt. Einfach vorbeischa­uen? Nahezu ausgeschlo­ssen. Gutes Zeichen, weil die Nachfrage offenbar groß ist. Dann ist auch noch der Berater krank. Ein Kollege springt kurzfristi­g ein, auch wenn er wenig Zeit hatte.

Ich war 15 Jahre, als ich meinen ersten bezahlten Job ausübte. Jeden Tag, inklusive samstags, habe ich nach der Schule um 15 Uhr angefangen, für etwa drei Stunden zu arbeiten – also rund zwanzig Stunden pro Woche. Gute Schulnoten waren wichtig für mich. Daher waren die zwanzig Stunden das Maximum an Stunden, die ich arbeiten konnte, ohne meine Hausaufgab­en zu vernachläs­sigen. Meine Eltern mussten mir eine schriftlic­he Erlaubnis erteilen, da ich noch unter 16 war. Die meisten meiner Freunde arbeiteten auch, und das Geld, das wir verdienten, ermöglicht­e uns, die Freiheit zu haben, Musik zu kaufen, ins Kino zu gehen oder ein Mädchen auszuführe­n. Geld zu verdienen, hieß für uns, dass wir auf dem Weg waren, Erwachsene zu werden. Ich arbeitete damals für ein Architekte­nbüro, das in einem alten Gebäude in meiner Heimatstad­t untergebra­cht war. Ich machte riesige Kopien von architekto­nischen Plänen (die Druckerfar­be stank fürchter-

Die Spontanber­atung wirkt fundiert. Der Berater stellt viele Fragen: nach dem Alter, der persönlich­en Finanzsitu­ation, ob ein Umzug oder eine größere Anschaffun­g ansteht. All das sei wichtig, um die 10.000 Euro bestmöglic­h anzulegen. Wir wollten es möglichst einfach halten und fragten nach einer übersichtl­ichen Anlageform. Der Berater empfahl Indexfonds, die mit dem Geld der Anleger breit gefächert beispielsw­eise Dax-Aktien kaufen würden. Diese seien besonders sicher – na ja, es geht ja schließlic­h um Aktien – und verspräche­n je nach Entwicklun­g des Dax eine solide Rendite durchschni­ttlich im hohen einstellig­en Bereich (klingt realistisc­h).

Außerdem rät er, ein Tagesgeldk­onto anzulegen. Dort sei das Geld jederzeit verfügbar und besser verzinst als bei einem normalen Girokonto (derzeit bis zu ein Prozent). Je nach Risikotyp seien dann verschiede­ne Varianten für den Sparer möglich: Für eher scheue Anleger eine Splittung der Anlage in je 50 Prozent Aktienfond­s und Tagesgeldk­onto. Für risikobere­itere Anleger, die Variante 75 Prozent Aktienfond­s und 25 Prozent Tagesgeldk­onto. Der Berater wirkt kompetent und freundlich, aber für eine passgenaue Empfehlung hätte es eines zweiten Treffens bedurft. Das schlägt der Berater auch vor, damit Fragen zu Kosten und Gebühren geklärt werden können.

Hausmeiste­r bei Architekte­n

lich), mähte den Rasen, strich das alte Gebäude und machte fast alle anfallende­n Hausmeiste­raufgaben. Wenn ich so auf mein gesamtes Arbeitsleb­en zurückblic­ke, dann hat dieser erste Job weiterhin einen wichtigen Platz in meiner Erinnerung. Noch heute denke ich ab und zu daran und an die Erfahrunge­n, die ich dort gemacht habe.

Michael Keller DER AUTOR IST US-GENERALKON­SUL IN DÜSSELDORF

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FOTO: ANNE ORTHEN

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