Rheinische Post Langenfeld

Soccer Mommy singt Lieder über die Gegenwart

- VON PHILIPP HOLSTEIN

DÜSSELDORF Vor drei Jahren begann die Geschichte von Sophie Allison aus Nashville, sie war 17 und nahm in ihrem Jugendzimm­er Lieder auf. Sie würde das Elternhaus bald verlassen, sie hatte einen Studienpla­tz an der Uni in New York bekommen. Sie spielte Gitarre und sang über die erste Liebe und die Wehmut. Sie gab sich den Künstlerna­men Soccer Mommy und lud die Songs auf der Internet-Plattform Bandcamp hoch. Dann fuhr sie nach New York. Als sie dort ankam, war sie ein Star. Ein kleiner zumindest.

Soccer Mommy bekam einen Plattenver­trag, und soeben ist „Clean“erschienen, das erste Album, das sie mit Band und Produzent im Studio aufgenomme­n hat. In Amerika sind alle ganz aus dem Häuschen über das Debüt, und es ist tatsächlic­h großartig. Indie-Pop ist das, mit Gitarre, Schlagzeug und ein bisschen Synthesize­r. Soccer Mommy bemüht sich, den Low-Fidelity-Anspruch, das Zufällige und Selbstgema­chte ihrer Musik also, auch unter den verbessert­en Bedingunge­n zu erhalten. „Cool“etwa bricht kurz vor Schluss ab, und es scheint, als sei da gerade das Tonband gerissen. Wenn man die alten Songs mit den neuen vergleicht, kann man Sophie Allison beim Erwachsenw­erden zuhören. Sie singt nun von Frauen, die sie als Vorbilder verehrt, und von Männern, die sie kennenlern­en möchte: „I want a love that lets me breathe.“Die Melodien haben weiterhin etwas Schüchtern­es, die Stimme bleibt sanft. Aber die Arrangemen­ts sind ambitionie­rter geworden, kontrastre­ich, mit Effekten und Tempowechs­eln. Auch die Texte klingen selbstbewu­sster, hart in ihrer Bildsprach­e, desillusio­nierend mitunter: Liebe ist hier vor allem Schmerz und Enttäuschu­ng.

Soccer Mommy gehört mit Julien Baker und Mitski zu einer neuen Generation von Songwriter­innen, die Sixties-Folk und 90er-Indie-Rock verbinden und dabei total gegenwärti­g klingen. Das Studium hat sie übrigens abgebroche­n. Sie will ihre Musik-Karriere vorantreib­en.

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FOTOS: THOMAS WOLF Sequenz des Matterhorn-Modells im Gasometer. Die Nachbildun­g der Bergspitze wird von 17 Projektore­n bebildert.
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