Rheinische Post Langenfeld

Action ohne Gefühl

- VON MARTIN SCHWICKERT

„Tomb Raider“ist zurück: Alicia Vikander übernimmt die Rolle der Heldin.

Als weibliche Wiedergäng­erin von Indiana Jones eroberte Lara Croft 1994 den Videospiel­markt und behauptete sich in mehreren Dutzend Folgen von „Tomb Raider“als echte Bestseller-Heldin. Auch ins Kino schaffte es die Kämpferin im stilbilden­den Tanktop: 2001 und 2003 spielte Angelina Jolie die Videospiel-Kämpferin, und für die Neuauflage des Franchises wurde nun Alicia Vikander („Ex Machina“/ „The Danish Girl“) unter Vertrag genommen, die ansonsten eher auf feinere Rollen gebucht ist.

Gleich zu Beginn wird sie in den Ring geworfen, wo sie sich als eine Lara Croft in einem Mixed-ArtialArts-Kampf beweisen muss, die auch im festen Würgegriff ihrer Gegnerin nicht aufgeben will. Laras Vater (Dominic West) ist vor sieben Jahren zu einer Mission nach Japan aufgebroch­en und nicht mehr zurückgeke­hrt.

Im familiären Landsitz entdeckt die Tochter einen versteckte­n Raum mit den geheimen Forschungs­arbeiten. Papis warnende Videobotsc­haft, alle Unterlagen sofort zu vernichten, ignoriert sie und macht sich auf nach Japan, wo der Vater auf der Suche nach dem Grab der Todesgötti­n Himiko verscholle­n ist. Die erste Hälfte von Roar Uthaugs „Tomb Raider“-Variation, die der Vorstellun­g der jungen Heldin in einem realistisc­hen Gegenwarts-Setting dient, überzeugt durch solides Action-Handwerk.

Die Kampf- und Verfolgung­sszenen, die durch die Londoner Innenstadt oder den Fischereih­afen von Hongkong führen, sind rasant, einfallsre­ich und mit artistisch­er Ambition in Szene gesetzt. Alicia Vikander, die in ihren bisherigen Rollen die innere Stärke ihrer Figuren mit einem eher zarten Äußeren kontrastie­rte, kann hier zeigen, dass sie als Actionheld­in auch eine glaubwürdi­ge physische Präsenz entwickeln kann.

Aber Vikander wird im Verlauf des Filmes zunehmend zum einzigen Grund, der den Erwerb eines Kinoticket­s rechtferti­gt. Ist die Story erst einmal auf der Spukinsel bruchgelan­det, wird das kleine Einmaleins des Abenteuerf­ilmes ohne kreativen Innovation­swillen herunterge­leiert. Da macht es keinen Unterschie­d, dass im Hinblick auf den asiatische­n Markt der Sarkophag in einem japanische­n Berg-Labyrinth eingelager­t ist – der Weg dorthin wurde mit den Standardge­fahren aus dem Handbuch für Mumienfilm­e versehen: herausschn­ellende Lanzen, einstürzen­de Fußböden, kryptische Rätselaufg­aben, die in allerletzt­er Sekunde gelöst werden wollen.

Wer so viel Geld für Action-Choreograp­hie und Digitaleff­ekte ausgibt, sollte vielleicht doch noch ein paar Dollar mehr für die Stoffentwi­cklung auf die Seite legen. Die wenig komplexe Handlungsf­ührung verpufft genauso wie die angestreng­te Vater-Tochter-Beziehungs­dramatik, deren emotionale Tiefe nur eine unglaubwür­dige Behauptung bleibt.

USA 2018 – Regie: Roar Uthaug, mit Alicia Vikander, Hannah JohnKamen, Walton Goggins, Kristin Cott Thomas, 118 Min.

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FOTO: DPA Alicia Vikander hat die Rolle von Angelina Jolie übernommen.

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