Rheinische Post Langenfeld

Inakzeptab­ler Angriff auf die Privatsphä­re

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER VON KIRSTEN BIALDIGA VON EVA QUADBECK

Cyberattac­ken wie jüngst auf das Regierungs­netzwerk der Bundesregi­erung scheinen mittlerwei­le weltweit auf der Tagesordnu­ng zu stehen. Sie richten sich in der Regel gezielt gegen Institutio­nen. Der Hackerangr­iff auf die nordrhein-westfälisc­he Umweltmini­sterin Christina Schulze Föcking (CDU) fällt wahrschein­lich nicht in diese Kategorie.

Auch wenn die Ermittlung­en erst am Anfang stehen, scheinen bereits Indizien darauf zu deuten, dass die Hackeratta­cke auf den heimischen Fernseher in erster Linie Frau Schulze Föcking als Privatpers­on und ihrer Familie gelten sollte – und nicht dem Regierungs­apparat. Es dürfte kein Zufall gewesen sein, dass auf das TV-Gerät der Ministerin ausgerechn­et ein Beitrag über die Masthaltun­g des Familienbe­triebs gespielt wurde. Seit dem Einbruch in den familienei­genen Schweinest­all vor einem Jahr wird die CDU-Politikeri­n von militanten Tierschütz­ern angefeinde­t und bedroht.

Der neuerliche Angriff auf die Ministerin ist besonders abstoßend, weil die Täter diesmal tief in die Privatsphä­re der Familie eingedrung­en sind, in den Haushalt und damit in den Bereich, wo man sich als Familie eigentlich sicher und geborgen fühlt. BERICHT FERNSEHER VON NRW-MINISTERIN GEHACKT, TITELSEITE

Michael Groschek hat sich selbst stets als Übergangsk­andidaten bezeichnet. Der Chef der Landes-SPD ließ sich nach der historisch­en Wahlnieder­lage in NRW nur für einen Zeitraum von zwei Jahren wählen. Noch kürzer fiel die Amtszeit von Fraktionsc­hef Norbert Römer aus. Sein Mandat läuft Ende Mai aus. Mit dem 61-jährigen Groschek und dem 71-jährigen Römer treten zwei Sozialdemo­kraten ab, die für die alte Ruhrgebiet­s-SPD stehen. Die Anfänge ihres politische­n Engagement­s fielen in eine Zeit, in der die SPD mit absoluten Mehrheiten unbehellig­t in Düsseldorf regieren konnte. Und in der das Ruhrgebiet die Herzkammer auch der Bundes-SPD war.

Diese Zeiten sind längst vorbei. Ihre Kern-Klientel ist der SPD weitgehend abhandenge­kommen. Daher gilt es, den Prozess der Erneuerung schleunigs­t voranzutre­iben. Es ist gut, dass Groschek erkannt hat, dass er dafür nicht der Richtige ist. Die SPD kann es sich nicht leisten, weitere wertvolle Monate verstreich­en zu lassen, ohne dass die Parteirefo­rm entscheide­nd vorankommt. Groscheks Schritt war überfällig. BERICHT GROSCHEK GIBT VORSITZ . . ., TITELSEITE

VÜberfälli­ger Schritt

Über Werte reden

orweg: Der Islam gehört zu Deutschlan­d – allerdings bei Weitem nicht in der tiefen und breiten Verwurzelu­ng wie das Christentu­m, das unsere Kultur prägt. Das Überrasche­ndste an dieser Debatte ist inzwischen die Tatsache, dass sie immer noch funktionie­rt. Sobald einer das Thema aus der Mottenkist­e zieht, kocht die Diskussion hoch, als sei das die zentrale Frage für Integratio­n.

Wir sollten lieber konkret unsere Werte benennen, anstatt permanent abstrakt über die Rolle des Islam in Deutschlan­d zu streiten. Es gibt Gruppen von Muslimen, bei denen wir konsequent auf die Einhaltung unserer grundgeset­zlich verankerte­n Werte pochen müssen. Zu diesen zentralen Werten gehören zum Beispiel die Gleichbere­chtigung von Mann und Frau, die Meinungsfr­eiheit und die Religionsf­reiheit bei gleichzeit­iger Trennung von Staat und Kirche.

Wenn unsere Regeln verletzt, unsere Werte missachtet und unsere Umgangsfor­men herabgewür­digt werden, müssen Bürger und Behörden einschreit­en – hart und unmissvers­tändlich. Das ist eine Frage der Zivilgesel­lschaft und nicht der Religion. BERICHT MERKEL WIDERSPRIC­HT SEEHOFER, TITELSEITE

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