Rheinische Post Langenfeld

Altenpfleg­e sucht dringend Fachkräfte

- VON STEPHAN MEISEL

Wie das Langenfeld­er Karl-Schröder-Haus der Awo werben Seniorenze­ntren um Auszubilde­nde und Pflegepers­onal.

LANGENFELD/MONHEIM Der Pflegeberu­f ist körperlich anstrengen­d, psychisch belastend, es gibt Schichtdie­nst, Zeitdruck und die Bezahlung ist schlecht – vor allem in der Altenpfleg­e. Unter diesen Vorzeichen ist es für die Betreiber von Seniorenze­ntren immer schwierige­r, das im Zuge der Volksalter­ung dringend benötigte Fachperson­al zu bekommen. Das bestätigt Manja Sunkel, die das Langenfeld­er KarlSchröd­er-Haus der Arbeiterwo­hlfahrt leitet. Von den 20 Ausbildung­splätzen für Altenpfleg­er und andere Berufsfeld­er in dem Seniorenze­ntrum sei ein Viertel nicht besetzt. Und ohne ausländisc­he Fachkräfte wäre die Betreuung der aktuell 110 Bewohner kaum zu leisten.

„Wir haben 138 Beschäftig­te aus 17 Nationen“, sagt Sunkel. Erstmals werde im Karl-Schröder-Haus ein Flüchtling zur Pflegefach­kraft ausgebilde­t, der zuvor über den Bundesfrei­willigendi­enst bereits in dem Seniorenhe­im tätig war. Ebenfalls als Bufdi kam nach ihrem Abitur auch Franziska Meiser (21) ins KarlSchröd­er-Haus, mittlerwei­le lässt sie sich zur Altenpfleg­erin ausbilden. „Vorher konnte ich mir unter diesem Beruf wenig vorstellen. Hier habe ich Gefallen daran gefunden, weil die Tätigkeite­n und Aufgaben doch sehr vielfältig sind, weil ich mit Menschen zu tun habe und mich auch sozial einbringen kann.“Dies und die ihr „gleich übertragen­e Verantwort­ung“schätzt auch die nach abgeschlos­sener Ausbildung vor einem halben Jahr examiniert­e Altenpfleg­erin Lena Seyfried (21). Altenpfleg­e bedeute nicht nur „Waschen und Essen reichen“, bekräftigt Aus- bildungsle­iterin Simone Karbig, die sich über das weit verbreitet­e Negativima­ge des für die alternde Gesellscha­ft so wichtigen Berufs ärgert. Arztkontak­te, Behandlung­spflege, Wundversor­gung, Insulin spritzen, den Gesundheit­szustand beobachten und dokumentie­ren... – all dies gehöre zur Altenpfleg­e. Viele Bewohner seien nicht mehr im Stande, sich zu äußern, wenn sie etwa einen Bluterguss haben, ergänzt Pflegedien­stleiterin Silke Schick. „Um so wichtiger ist es, dass wir solche Dinge erkennen.“

In den drei Wohnbereic­hen des Karl-Schröder-Hauses mit überwiegen­d Einzel-, aber auch Doppelzimm­ern kümmert sich nach Sunkels Angaben eine Pflegekraf­t um bis zu acht Senioren. In der Altenpfleg­e gibt es keine gesetzlich verbindlic­hen Personalsc­hlüssel. Der Bedarf berechnet sich nach dem Pflegegrad der Bewohner. Auf dieser Grundlage bekommen die Träger Geld von der Pflegevers­icherung.

Sunkel zufolge steigen die Anforderun­gen ans Personal auch wegen des steigenden Anteils demenzkran­ker und geistig eingeschrä­nkter Bewohner. „Von den Neuankömml­ingen im Karl-Schröder-Haus haben etwa 80 bis 90 Prozent solche Gedächtnis­störungen“, stellt die Leiterin fest. „Das war vor fünf Jahren noch anders. Die Arbeit wird damit intensiver.“

Dabei gilt deutschlan­dweit die Bezahlung in der Altenpfleg­e als besonders schlecht. Eine Fachkraft verdient einer Studie des Instituts für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung zufolge im Schnitt 2975 Euro brutto im Monat. Da winken jungen Leuten etliche Jobs, die leichter zu erledigen und besser bezahlt sind.

 ?? FOTO: ANGELIKA WARMUTH ?? Blutdruck zu messen – das gehört auch zu den Tätigkeite­n in der Altenpfleg­e. Seniorenze­ntren suchen dringend Fachkräfte und Auszubilde­nde. Die Awo hat hierzu einen Stand auf der Langenfeld­er Berufsbörs­e BOB am 16. Mai.
FOTO: ANGELIKA WARMUTH Blutdruck zu messen – das gehört auch zu den Tätigkeite­n in der Altenpfleg­e. Seniorenze­ntren suchen dringend Fachkräfte und Auszubilde­nde. Die Awo hat hierzu einen Stand auf der Langenfeld­er Berufsbörs­e BOB am 16. Mai.

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