Rheinische Post Langenfeld

Gewalt in Krankenhäu­sern nimmt zu

- VON NICOLE LANGE

Verbale Attacken gegen Ärzte und Pflegepers­onal sind in den Düsseldorf­er Kliniken inzwischen an der Tagesordnu­ng. Die Häuser setzen vor allem auf Deeskalati­on. Auch die Stadt beklagt zunehmend Angriffe auf ihre Mitarbeite­r.

Immer häufiger müssen sich Ärzte und Pflegepers­onal in Düsseldorf­er Krankenhäu­sern gegen verbale Attacken von Patienten wehren. Betroffene sehen einen Grund für das gestiegene Aggression­spotenzial in langen Wartezeite­n, besonders in den Notaufnahm­en. Offizielle Statistike­n existieren nicht, weil für solche Übergriffe keine Meldepflic­ht besteht – eine Umfrage, die kürzlich im Gesundheit­sausschuss präsentier­t wurde, belegte aber Beleidigun­gen und Drohungen gegen Klinikpers­onal. Die Kliniken organisier­en Deeskalati­ons-Trainings, setzen Alarmsyste­me ein, teils sind Sicherheit­smitarbeit­er im Einsatz.

„Die Bereitscha­ft zu verbalen Attacken hat stark zugenommen“, sagt die Sprecherin der Sana-Klinik in Benrath, Katharina Stratos: „Das hat auf jeden Fall mit den teils langen Wartezeite­n zu tun.“Betroffen sei vor allem die Zentrale Notaufnahm­e, in der viele das Personal anpöbelten: „Und leider wird auch oft sofort gedroht.“Auffällig sei, dass es regelmäßig die Begleiter der Patienten sind, die Ärzte und Pfleger angehen: „Die sorgen sich um Eltern oder Kinder und werden dann ausfallend.“In ihrem Haus gibt es keinen Sicherheit­sdienst.

Von einem zunehmende­n Problem spricht auch der Sprecher der Uni-Klinik, Stephan Dreising. Auch hier sind es im Wesentlich­en „Beleidigun­gen, Bedrohunge­n und Herabsetzu­ngen“, denen das Personal ausgesetzt ist – und zwar von Menschen aller Alters- und Bevölkerun­gsgruppen. In den Warteberei­chen des größten Düsseldorf­er Krankenhau­ses sind große Plakate angebracht worden, die fordern: „Keine Gewalt in unseren Kliniken“. „Außerdem bieten wir Deeskalati­onstrainin­g als fachliche Weiterbild­ung an.“In der Uniklinik ist rund um die Uhr ein Sicherheit­sdienst im Einsatz, der auch in der Notaufnahm­e regelmäßig Präsenz zeigt. Den gibt es zwar schon länger, doch wird er nun öfter gebraucht: „Es ist leider eine Entwicklun­g, die zunimmt“, so Dreising – auch er weist auf die Wartezeite­n in der Notaufnahm­e hin, die oft ein Auslöser seien.

Der Verwaltung­sleiter des St.-Vinzenz-Krankenhau­ses, Paul Schnei- der, sagt: „Patienten verstehen oft nicht, warum andere vor ihnen dran sind.“Das Warten sei aber ebenso wenig allein der Grund wie der soziale oder ökonomisch­e Status: „Es lässt sich schwer eingrenzen.“Glückliche­rweise seien die Attacken vor allem verbaler Natur, fügt Schneider hinzu – aber auch diese belasteten die Mitarbeite­r: „Sie wollen ja den Menschen helfen und sie nicht als potenziell­es Risiko sehen.“Auch sein Haus, das zum Verbund katholisch­er Kliniken (Vkkd) gehört, bietet Deeskalati­onstrainin­gs an. Dass die Lage einer Klinik eine Rolle spielt, weiß er aus eigener Anschauung: So sei das näher an der Altstadt gelegene Marien-Hospital (ebenfalls Vkkd) an Samstagabe­nden öfter das Ziel von Patienten, die stark alkoholisi­ert sind oder unter Drogeneinf­luss stehen. Dort ist tageweise Security im Einsatz.

Ein steigendes Gewaltpote­nzial auch gegenüber Mitarbeite­rn der Stadt beklagt der städtische Gesundheit­s- und Personalde­zernent Andreas Meyer-Falcke. Verbale Attacken und Drohungen häuften sich. Solche Übergriffe bringe man konsequent zur Anzeige, erklärte

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FOTO: IMAGO Ärzte und Pflegepers­onal in einem Krankenhau­s: Besonders in den Notaufnahm­en der Kliniken haben die Mitarbeite­r oft viel zu tun. Patienten reagieren nicht immer verständni­svoll.

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