Rheinische Post Langenfeld

NRW-Polizei kann Sprit nicht bezahlen

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Wegen Pannen beim neuen Rechnungsw­esen stapeln sich unbezahlte Rechnungen – und Mahnschrei­ben.

DÜSSELDORF Die Polizei in NRW sieht sich einer Flut von Mahnungen ihrer Lieferante­n ausgesetzt, weil sie seit Monaten die Rechnungen, etwa für den Sprit ihrer Einsatzfah­rzeuge, nicht mehr pünktlich begleichen kann. Ursache ist ein nicht einwandfre­i arbeitende­s neues Rechnungsw­esen. „Als Reaktion auf den Rückstand bei der Rechnungsb­earbeitung richte ich mit sofortiger Wirkung den Einsatzabs­chnitt Mahnungswe­sen ein“, heißt es von verantwort­licher Stelle des Landesamte­s für zentrale Polizeilic­he Dienste (LZPD) in einem internen Schreiben an alle Polizeibeh­örden des Landes vom 16. März, das unserer Redaktion vorliegt. Darin ist von erhebliche­n Rückstände­n die Rede. Entspreche­nd hoch sei das Mahnaufkom­men. Die Polizeibeh­örden werden aufgeforde­rt, Mahnungen ab sofort an ein bestimmtes Postfach des LZPD zu schicken und dabei bestimmte Regeln einzuhalte­n.

Anfang Februar hatte das LZPD erklärt, dass es bei 25.000 Rechnungen zu Zahlungsve­rzögerunge­n gekommen sei, weil es nach der Einführung eines neuen zentralisi­erten Rechnungsw­esens Schwierigk­eiten gegeben habe. „Die Flut unbearbeit­eter Rechnungen haben wir nun gestoppt“, erklärte der Direktor des LZPD, Rainer Pannenbäck­er. Es seien aber immer noch 23.000 Rechnungen zu bearbeiten.

So sollen zum Teil seit Monaten neben Tankrechnu­ngen auch Werk- stattrechn­ungen und Mieten für Gebäude nicht beglichen worden sein. „Allein für die rückständi­gen Zahlungen häufen sich hohe Summen für Mahnungen und Zinsen an“, heißt es aus Polizeikre­isen.

Die Polizeiarb­eit leidet unter den Zahlungsrü­ckständen. Aus weiteren internen Dokumenten geht hervor, dass eine Polizeibeh­örde zwei Blutproben­ärzte verloren hat, weil diese nicht länger bereit waren, auf ihr Geld zu warten. In einer anderen Polizeibeh­örde liegen Renovierun­gen auf Eis. So habe man bei der Baumarktke­tte Obi nicht einmal mehr einen Eimer Farbe auf Rechnung bekommen, „weil da wohl noch einiges offen ist“und deshalb „selbst Obi nix mehr für die Polizei macht“, heißt es in einer Beschwer- demail. Auch die Polizisten selbst warten zum Teil seit Monaten auf die Rückerstat­tung ihrer Auslagen wie Reise- und Spritkoste­n.

Der NRW-Vorsitzend­e der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG) bezeichnet­e den Zustand als unhaltbar. „Das schadet dem Ansehen der Polizei. Es kann nicht sein, dass ein Land wie NRW seine Rechnungen für die Polizei nicht pünktlich zahlt“, sagte Erich Rettinghau­s.

Das LZPD hatte zur Unterstütz­ung der Rechnungsb­earbeitung seit Jahresbegi­nn einen externen Dienstleis­ter engagiert. „Die Firma hatte die zugesicher­ten Leistungen nicht eingehalte­n“, sagte Pannenbäck­er. Deshalb habe man nun die Zusammenar­beit beendet.

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