Rheinische Post Langenfeld

Chance für modernere Tarifvertr­äge verpasst

- VON MAXIMILIAN PLÜCK VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER VON MATTHIAS BEERMANN ALTMAIER SOLL HANDELSKRI­EG . . ., SEITE B 1

Auf den öffentlich­en Dienst kommen massive Probleme zu. In den kommenden Jahren gehen die geburtenst­arken Jahrgänge in Rente oder in Pension. Im ohnehin schon starken Wettbewerb mit der freien Wirtschaft, die oftmals attraktive­re Bedingunge­n bietet, dürfte es dann noch viel schwierige­r werden, geeignetes Fachperson­al zu finden. Doch eben dies benötigt der Staat, um zu funktionie­ren. Die Lösung dafür wird nicht allein sein, die Gehälter unter Einsatz massiver Warnstreik­s in die Höhe zu schrauben. Zumal das so manche unter Kassenkred­iten ächzende Kommune überforder­n kann, so dass sie Gebühren erhöhen oder Leistungen streichen müsste.

Statt nur auf höhere Löhne zu setzen, hätten Verdi und Co. hitzig diskutiert­e Themen wie die Vereinbark­eit von Beruf und Familie aufgreifen und – stärker noch als die Industrieg­ewerkschaf­ten – moderne Tarifvertr­äge entwickeln können. Würde sich der Staat in diesem Bereich als vorbildlic­h präsentier­en, könnte das für so manchen Vertreter der Generation Y und Z ein Argument sein, bei Bund und Kommunen anzuheuern, statt in die Privatwirt­schaft zu gehen. Die Gewerkscha­ften haben in dieser Tarifrunde eine große Chance verpasst. BERICHT STREIKS IN KITAS UND IM NAHVERKEHR, TITELSEITE

Es gibt Sachen, die es eigentlich nicht geben darf. Die man so lange nicht für möglich hält, bis sie tatsächlic­h passieren. Und selbst dann schüttelt man noch ungläubig den Kopf und sagt sich: Das kann doch gar nicht wahr sein!

In diese Kategorie fällt der Fall der säumigen NRWPolizei, die seit Monaten ihre Lieferante­n nicht mehr pünktlich bezahlt. So weit ist es schon gekommen, dass ein Baumarkt der Polizei keinen Eimer Farbe mehr auf Rechnung überlassen will, solange nicht alle Außenständ­e beglichen worden sind. Es ist kaum zu glauben, dass Tausende Rechnungen offen sind und deshalb so hohe Mahngebühr­en angefallen sind, dass das Landesamt eine „Mahnabteil­ung“zur Abarbeitun­g der Fälle ins Leben rufen musste.

Für das Land NRW ist der Vorgang eine Bankrotter­klärung. Es ist peinlich, dass ein Land seine Rechnungen über Monate hinweg nicht begleichen kann. Die Leidtragen­den sind die Polizisten. Sie müssen ausbaden, was ihre Vorgesetzt­en verbockt haben. Wäre der Sachverhal­t nicht so ernst, man könnte fast darüber lachen. BERICHT NRW-POLIZEI KANN SPRIT NICHT BEZAHLEN, TITELSEITE

EBankrotte­rklärung

Wie du mir, so ich dir

ine Konstante des Handelns von Donald Trump ist, dass er die Dinge partout anders handhaben will als seine Vorgänger, die er sämtlich für Versager hält. Der Bruch von Regeln und Konvention­en hat bei Trump System. Wenn er einen drohenden Handelskri­eg als „gut und leicht zu gewinnen“bezeichnet, dann tut er das auch, um zu schockiere­n und Druck aufzubauen. Wir sollten das in Europa zwar ernst nehmen, aber kühl reagieren.

Was die angekündig­ten US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium angeht, ist jetzt Kreativitä­t gefragt und kein stumpfes „Wie du mir, so ich dir“. Ein Kompromiss scheint möglich, denn es gibt Verhandlun­gsspielrau­m, sind die EU-Einfuhrzöl­le doch insgesamt höher als die amerikanis­chen. Und es sind schließlic­h die chinesisch­en Überkapazi­täten und nicht ein paar europäisch­e Stahlwerke, die für globales Dumping sorgen. Die Begründung Washington­s, die Zölle würden aus Gründen der nationalen Sicherheit erhoben, ist zwar ziemlich durchsicht­ig, sie erlaubt es aber, Ausnahmen für die europäisch­en Verbündete­n zu machen. Und genau das sollten wir einfordern. BERICHT

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