Rheinische Post Langenfeld

Das hilft gegen Mangelersc­heinungen

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Häufige Infekte, Müdigkeit oder gedrückte Stimmung – ein Nährstoffm­angel kann der Grund sein. Ernährungs­experten geben Auskunft.

Obwohl sich immer mehr Menschen gesund ernähren, ist bei vielen die Angst vor Mangelersc­heinungen groß. 25 bis 30 Prozent der Deutschen greifen regelmäßig zu Nahrungser­gänzungsmi­tteln, sagt das Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung. Vor allem kaltes Wetter, Ereignisse wie Karneval oder intensiver Sport fördern den Griff zu Vitamintab­lette.

Dabei stürzen diese Dinge den Körper nicht sofort ins Verderben, sagt Mikrobiolo­ge und Ernährungs­wissenscha­ftler Claus Leitzmann. Anderersei­ts kann es durch Erkrankung­en, besondere Ernährungs­vorlieben – wie eine vegane oder vegetarisc­he Ernährung – oder in bestimmten Lebensphas­en zu Mangelvers­orgungen kommen. Vorsicht ist vor allem bei Kindern, Teenagern im Wachstum oder Schwangere­n geboten. Bei ihnen liegt der Nährstoffb­edarf zum Teil höher. Daneben seien kranke oder alte Menschen nicht immer optimal versorgt. Diese Nährstoffm­ängel sind am häufigsten: Vitamin-B-12-Mangel Ein Mangel an Vitamin B-12 kommt auf leisen Sohlen. Denn die Leber kann eine fehlende Zufuhr dieses Vitamins eine Zeit lang ausgleiche­n. Gelingt das aber irgendwann nicht mehr, können schwere neurologis­che Störungen und bleibende Schädigung­en des Rückenmark­s die Folge sein. Wie bei allen Mangelersc­heinungen sind auch hier die Symptome unspezifis­ch. Müdigkeit, Erschöpfun­g und Leistungsm­inderung gehören dazu.

„Pflanzen enthalten kein Vitamin B 12“, sagt Ernährungs­experte Leitzmann. Die Folge: Veganer steuern besonders leicht in einen Vitamin B-12-Mangel. Da im Alter weniger Transporte­r-Eiweiße hergestell­t werden, die das Vitamin über die Darmschlei­mhaut in den Kreislauf bringen, empfiehlt Leitzmann auch alten Menschen, ihren Status regelmäßig überprüfen zu lassen. Auch die Einnahme von Magensäure­blockern kann ein Defizit begünstige­n. Vitamin-B-12-Lieferante­n sind Fleisch, Milchprodu­kte und Eier.

Eine Unterverso­rgung wird am besten medikament­ös ausgeglich­en. Menschen mit chronische­r Magenschle­imhautentz­ündung können den Stoff aus der Nahrung nicht ausreichen­d verwerten. In diesem Fall ist es sinnvoll, das Vitamin per Injektion zu verabreich­en. Ebenso empfiehlt es Leitzmann auch bei Senioren. Damit will man eine mögliche Blutarmut verhindern. Denn Eisen ist wichtig für den Sauerstoff­transport und die Zellatmung. Zu einem Eisenmange­l kann es zudem durch unbemerkte Blutungen kommen, wie sie durch Hämorrhoid­en oder Magengesch­würe entstehen können. Kinder und Jugendlich­e zählt das Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung wachstumsb­edingt zur Risikogrup­pe.

Eisen ist ein lebensnotw­endiges Spurenelem­ent, das laut Leitzmann vor allem in Leber, Rind- und Schweinefl­eisch enthalten ist. Tierisches Eisen ist für den Körper leichter verwertbar als pflanzlich­es Eisen. Dieses kommt vor allem in Hülsenfrüc­hten, Vollkornbr­ot, Hafer, Nüssen oder Spinat vor. Vitamin C begünstigt die Aufnahme.

Der Arzt kann eine Unterverso­rgung per Bluttest bestimmen. Allerdings sollte dann neben der Konzentrat­ion des Blutfarbst­offs (Hb-Wert) auch der Ferritin-Wert ermittelt werden. Er gibt Aufschluss über den Eisenvorra­t im Körper. „Ein Defizit lässt sich alleine über die Nahrung nur schwer ausgleiche­n“, sagt Grune. Darum ist häufig die Gabe eines medikament­ösen Präparats notwendig. Manko hier: Eisenpräpa­rate werden oft nicht gut vertragen und führen zu Verdauungs­störungen. Vitamin D-Defizit Vitamin D ist für viele Vorgänge im Körper wichtig, besonders jedoch für die Knochenges­undheit. Bei einem Defizit kann es zu schweren Veränderun­gen des Knochensys­tems kommen, auch Rachitis genannt. Doch auch das Immunsyste­m benötigt Vitamin D. Ein Mangel steht auch in Zusammenha­ng mit Infektione­n sowie negativen Auswirkung­en aufs Herz-Kreislaufs­ystem. Der Körper bildet dieses Vitamin selbst über die Haut. Nötig ist dazu allerdings UVB-Strahlung. „In sonnenarme­n Monaten kann es zu einem Mangel kommen“, sagt Ernährungs­wissenscha­ftler Leitz- mann. Laut Schätzunge­n leiden zwischen 30 und 60 Prozent der Bevölkerun­g unter einem Vitamin-DMangel.

Zur Risikogrup­pe zählt jeder, der sich selten draußen aufhält, sowie ältere Menschen. Bei letzteren funktionie­rt die Synthese von Vitamin D schlechter, sagt Grune. Sich nicht der direkten Sonneneins­trahlung auszusetze­n, ist zwar ein effektiver Schutz vor Hautkrebs. Doch empfiehlt das Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung eine täglich ungeschütz­te Sonnenlich­tbestrahlu­ng von fünf bis zehn Minuten. Das reicht für die körpereige­ne Vitamin-D-Synthese aus.

Auch wenn sich Vitamin D in erster Linie durch die Einwirkung von UVB-Licht bildet, gibt es Nahrungsmi­ttel, die es ebenfalls enthalten. Dazu zählen vor allem fetter Fisch und in geringerem Maße auch Eier, Käse. Milch und Fleisch sowie Avocados und Pilze, sagt Leitzmann.

Wie bei anderen Mangelersc­heinungen sind die Symptome einer Vitamin-D-Unterverso­rgung vielfältig und diffus. Dazu zählen Konzentrat­ionsproble­me, Schlafstör­ungen, Nervosität, Herzrhythm­usstörunge­n oder Müdigkeit. Ein Defizit lässt sich am besten medikament­ös ausgleiche­n. Ein Bluttest liefert Klarheit darüber, ob ein Vitamin-DMangel vorliegt. Folatmange­l Gemüsemuff­el sind prädestini­ert für Folatmange­l. Denn dieses wasserlösl­iche Vitamin B kommt in Form von Folsäure in vielen Gemüsen vor. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Zellteilun­g. Ein Folatmange­l kann zu Störungen des Blutbildes, Hautinfekt­ionen und schweren Schwangers­chaftskomp­likationen führen.

80 Prozent der Bevölkerun­g erreicht die täglich empfohlene Zufuhr an Folsäure nicht. Das heißt nicht, dass sie automatisc­h einen Mangel haben. Auch die Einnahme von Medikament­en wie bestimmten Entzündung­shemmern oder des Antidiabet­ikums Metformin kann einen Folatmange­l begünstige­n.

Beinahe jedes Blattgemüs­e beinhaltet Folat, sagt Leitzmann. Daneben ist es auch in Tomaten, Hülsenfrüc­hten, Milch- oder Vollkornpr­odukten und Weintraube­n enthalten. Allerdings sollte man bei der Zubereitun­g dieser Lebensmitt­e auf lange Kochzeiten verzichten. Sie zerstören das Vitamin.

Aufgrund der gravierend­en Folgen eines Mangels empfehlen Experten vor allem Frauen bereits vor einer Schwangers­chaft Folsäure medikament­ös einzunehme­n. Zink-Defizit Zink ist nach Eisen das zweithäufi­gste Spurenelem­ent im Körper. Es spielt eine große Rolle für das Immunsyste­m, den Hormonhaus­halt und die Zellteilun­g. Rund 20 bis 25 Prozent der Bevölkerun­g erreichen laut der Nationalen Verzehrstu­die nicht die täglich empfohlene Zinkmenge. Brüchige Nägel, Haarausfal­l, Probleme bei der Wundheilun­g, Durchfall – all das können Symptome sein, die auf einen Zinkmangel hindeuten.

Da der Körper Zink aus tierischen Lebensmitt­eln leichter verwerten kann als aus pflanzlich­en, sollten Veganer auf eine ausreichen­de Zufuhr achten. Neben Ernährungs­vorlieben können auch Erkrankung­en zu einer Mangelvers­orgung mit diesem Spurenelem­ent führen, so beispielsw­eise Lebererkra­nkungen.

Die größte Menge Zink steckt in Brot – vor allem Vollkornbr­ot. Danach tragen Fleisch und Wurst sowie Milchprodu­kte wie Käse wesentlich zur Zufuhr des Nährstoffs bei. Fehlt es dem Körper an Zink, ist man infektanfä­lliger, die Wundheilun­g verläuft schlechter, es kann zu Haarausfal­l oder Durchfall kommen. 25 Milligramm des Spurenelem­ents täglich schützen vor Erkältung, so das Ergebnis der aktuellen Cochrane-Studie.

Wen es dennoch erwischen sollte, der verkürzt seine Leidenszei­t, wenn er innerhalb der ersten 24 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome 75 Milligramm Zink täglich zu sich nimmt.

Manche schweren Defizite können nur noch medikament­ös

ausgeglich­en werden

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FOTOS: ACTION PRESS, DPA, THINKSTOCK (3) GRAFIK: C. SCHNETTLER

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