Rheinische Post Langenfeld

SPRECHSTUN­DE

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Der Schreibkra­mpf In der neurologis­chen Praxis sind Patienten mit Krämpfen nicht selten. Der Schreibkra­mpf, auch

Graphospas­mus genannt, ist ein Klassiker.

Unserer Leserin Heidemarie S. aus Hünxe fragt: „Ich bin Lehrerin und leide seit einigen Monaten zunehmend unter einer schmerzhaf­ten Verkrampfu­ng der Hand, die nur beim Schreiben auftritt. Was kann die Ursache sein, und wie kann ich sie behandeln?“ Winfried Neukäter Ihrer Beschreibu­ng nach handelt es sich um einen Schreibkra­mpf. Der Schreibkra­mpf ist die häufigste aktionsspe­zifische fokale Dystonie.

Der Begriff der Dystonie ist eine anschaulic­he Beschreibu­ng der Symptome: „Dys“- (fehl- / falsch-) und „Tonie“(Spannung). Der Schreibkra­mpf gehört zu den Gliederdys­tonien, bei denen die Bewegungss­törung ausschließ­lich im Zusammenha­ng mit komplizier­ten, lange geübten Bewegungen ausgelöst wird.

Die klinische Symptomati­k ist gekennzeic­hnet durch unwillkürl­iche, zum Teil schmerzhaf­te Verkrampfu­ngen zahlreiche­r Muskeln der Hand und auch der übrigen Arm- und Schultermu­skulatur. Der einfache Schreibkra­mpf tritt nur beim Schreiben auf, während dieselben Bewegungen in einem anderen Zusammenha­ng, etwa beim Nähen, problemlos ausgeführt werden können. Besteht die Bewegungss­törung auch bei anderen Tätigkeite­n, wie etwa beim Essen mit Besteck, spricht man von einem „dystonen Schreibkra­mpf“.

Die Ursache des Schreibkra­mpf ist bis heute ungeklärt. Es wird davon ausgegange­n, dass es sich um eine Störung des Dopamin-Stoffwechs­els in tiefen Hirnstrukt­uren, den so genannten Basalgangl­ien, handelt. Die Diagnose erfolgt durch eine klinisch neurologis­che Untersuchu­ng und eine Elektromyo­grafie mit Überprüfun­g der Muskelakti­vitäten der Hand-, Finger- und Armmuskeln.

Eine dauerhafte Heilung des Schreibkra­mpfs ist derzeit noch nicht möglich. Therapeuti­sch sollte zunächst versucht werden, die Stifthaltu­ng zu ändern und Stifte mit einer Griffverdi-

Bei schwierige­n Fällen kann eine

Therapie mit Botulinumt­oxin versucht werden

ckung und einer weichen Mine zu nutzen. Die Schreibtät­igkeit sollte zudem auf das Notwendigs­te reduziert werden.

Zudem kann ein Versuch mit einer Botulinumt­oxin-Injektion erfolgen. Botulinumt­oxin ist ein sehr starkes Nervengift, das die Erregungsü­bertragung vom Nerv zum Muskel hemmt. Daraus resultiere­n dann Lähmungen der Muskulatur. Die Injektion muss alle zwei bis drei Monate wiederholt werden. Aufgrund der Vielzahl der Handmuskel­n gestaltet sich diese jedoch wesentlich schwierige­r als bei anderen Dystoniefo­rmen.

Langzeitun­tersuchung­en haben gezeigt, dass nur die Hälfte der Betroffene­n auf Dauer profitiert.

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