Rheinische Post Langenfeld

Mit Job klappt auch die Integratio­n

- VON ALEXANDER RIEDEL

Das Projekt „ Jobpatensc­haften“des SkF Langenfeld soll Geflüchtet­en eine Zukunftspe­rspektive eröffnen.

LANGENFELD Auch Einheimisc­he tun sich mitunter schwer damit, vollständi­ge, aussagekrä­ftige Bewerbungs­unterlagen zu erstellen oder Formulare bei Behörden auszufülle­n. Wie schwierig mag das erst für jemanden sein, der aus einem völlig anderen Kulturkrei­s stammt? Dieses Problems nehmen sich in Langenfeld seit Januar 16 Helfer an: Jeder von ihnen kümmert sich dabei allein oder mit dem Ehepartner um jeweils einen jungen Geflüchtet­en, begleitet ihn zum Beispiel zum Berufsinfo­rmationsze­ntrum der Arbeitsage­ntur, macht ihn mit Gepflogenh­eiten der deutschen Arbeitswel­t vertraut oder hilft beim Vorbereite­n von Vorstellun­gsgespräch­en – kurzum: Die „Jobpaten“liefern „Starthilfe“beim Einstieg ihrer Schützling­e ins Berufslebe­n.

„Ausbildung und Beruf sind zentrale Grundlagen, um weiter Fuß zu fassen“, betont Janine Hohmann. Sie betreut das Projekt, das der Sozialdien­st katholisch­er Frauen (SkF) in Langenfeld ins Leben gerufen hat – und das an ein inzwischen ausgelaufe­nes Programm anknüpft: Im Zuge der großen Flüchtling­swelle des Jahres 2015 hatte der SkF gemeinsam mit dem Referat Jugend der Stadt Langenfeld ehrenamtli­che Vormünder für unbegleite­te Minderjähr­ige gesucht – und 21 Unterstütz­er gefunden.

Inzwischen sind die jungen Flüchtling­e volljährig, die Vormundsch­aft endete – der Bedarf an Unterstütz­ung jedoch nicht. „Im früheren Umfeld war es vielfach verbreitet, dass man beruflich in die Fußstapfen des Vaters trat“, erklärt Janine Hohmann. In Deutschlan­d hingegen komme es nun darauf an, sich auf dem „Markt der Möglichkei­ten“zu positionie­ren, ergänzt SkF-Geschäftsf­ührerin Stephanie Krone.

Um überhaupt Möglichkei­ten zu schaffen, mussten auch Unternehme­n beim Projekt mit ins Boot: Als eine Art Brückenbau­er bringt sich dabei Kurt C. Seyboldt ein, der sich sowohl im Industriev­erein als auch beim Lions-Club engagiert: „Man fragt sich bei so einem Projekt, warum es das nicht schon längst gibt“, sagt er. „Wenn ein junger Mensch zum Beispiel in den Bereich Lager und Logistik will, hat er den Über- blick und kann Kontakte knüpfen“, erklärt Hohmann. Die Jobpaten, die zum größten Teil bereits am Vorgänger-Programm beteiligt waren und daher oft ihre vertrauten Schützling­e weiter begleiten, sollen zugleich den Arbeitgebe­rn als Ansprechpa­rtner zur Verfügung stehen. Regelmäßig­e Treffen dienen den Helfern dazu, ihre Erfahrunge­n auszutausc­hen und womöglich auch aufkommend­e Probleme anzusprech­en. Zugleich bietet der SkF neben umfangreic­hem Versicheru­ngsschutz und der Erstattung von Auslagen für die Ehrenamtle­r Schu- lungen an – und freut sich über weitere Paten: „25 bis 30 Patenschaf­ten würden wir auf jeden Fall gerne auf die Beine stellen“, sagt Stephanie Krone. Zudem sucht der SkF weitere Unternehme­n aus dem Umkreis von Langenfeld, die Praktikums­oder Ausbildung­splätze zu vergeben haben.

Ziel des auf drei Jahre angelegten Projekts ist die Selbststän­digkeit der Geflüchtet­en. „Der Jobpate“, betont Andrea Lehmann, SkF-Bereichsle­iterin Jugend und Familie, „soll solange unterstütz­end wirken, wie alle Seiten davon profitiere­n.“

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