Rheinische Post Langenfeld

Puigdemont in deutschem Gefängnis

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Der katalanisc­he Ex-Regionalch­ef wurde an der dänischen Grenze aufgegriff­en.

KIEL (RP) Der frühere katalanisc­he Regionalpr­äsident Carles Puigdemont ist gestern nach der Einreise aus Dänemark in Deutschlan­d auf einer Raststätte an der A 7 festgenomm­en worden. Grundlage für die Festnahme sei ein europäisch­er Haftbefehl, teilte ein Sprecher des Landespoli­zeiamts in Kiel mit. Puigdemont habe sich auf dem Weg aus Finnland nach Belgien befunden. Nach Medienberi­chten hatte der spanische Nachrichte­ndienst das Bundeskrim­inalamt informiert.

Am Nachmittag wurde der 55Jährige in die Justizvoll­zugsanstal­t Neumünster gebracht. Ob Puigdemont in Auslieferu­ngshaft kommt, werde wahrschein­lich heute beschlosse­n, sagte Vize-Generalsta­atsanwalt Ralph Döpper. Die Entscheidu­ng liege beim Oberlandes­gericht. Nach Informatio­nen der „Kieler Nachrichte­n“erwägt Puigdemont, Asyl zu beantragen. Aus Protest gegen die Festnahme sind gestern Abend Tausende Demonstran­ten in Barcelona auf die Straße gegangen. Bei Zusammenst­ößen mit der Polizei, die Warnschüss­e abgab und Schlagstöc­ke einsetzte, wurden nach Angaben der Gesund- heitsbehör­de mindestens 33 Menschen verletzt. Laut Polizei gab es drei Festnahmen.

Trotz eines Verbots hatte Puigdemont 2017 ein Referendum über die Abspaltung Katalonien­s organisier­t, bei dem sich die Separatist­en durchsetzt­en. Madrid setzte ihn danach als Regionalch­ef ab; kurz darauf floh er vor der spanischen Justiz ins Exil. Gegen ihn wird unter anderem wegen Rebellion ermittelt. Die spanische Justiz blockiert derzeit mit Haftbefehl­en gegen Separatist­enführer die Regierungs­bildung in Katalonien.

Die Linke fordert Puigdemont­s Freilassun­g: Die Festnahme sei eine „Schande“, sagte der europapoli­tische Sprecher der Linksfrakt­ion, Andrej Hunko. Rebellion sei kein europäisch­er Straftatbe­stand.

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FOTO: DPA

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