Rheinische Post Langenfeld

Die Schule als digitale Wüste

- VON KIRSTEN BIALDIGA VON JAN DREBES DIE FDP, PUTIN UND GENSCHERS ERBE, SEITE A 4 VON FRANK HERRMANN AMERIKAS NEUE FRIEDENSBE­WEGUNG, SEITE A 5

Die Digitalisi­erung voranzutre­iben ist eines der wichtigste­n Ziele der nordrhein-westfälisc­hen Landesregi­erung. Dass dabei die Versäumnis­se der vergangene­n Jahre schwer wiegen, erfährt zurzeit insbesonde­re Schulminis­terin Yvonne Gebauer. Schulen ohne W-Lan, ohne Tablets oder PCs scheinen eher die Regel als die Ausnahme zu sein, vom flächendec­kenden Einsatz elektronis­cher Tafeln, sogenannte­n Whiteboard­s, ganz zu schweigen. Gebauer riet daher vor wenigen Tagen, Schüler sollten ihre eigenen Geräte in den Unterricht mitbringen.

Nicht so die Lehrer: Eine neue Dienstanwe­isung des Ministeriu­ms ist so streng gefasst, dass Lehrer ein hohes Risiko eingehen, wenn sie sensible Daten wie Zeugnisnot­en auf ihrem privaten Computer oder gar ihrem Smartphone speichern.

Es ist zwar richtig, dass der Datenschut­z so hohe Priorität hat, gerade in einem so sensiblen Bereich wie der Schule. Dass das aber wegen der mangelhaft­en Ausstattun­g der Schulen mit Computern nun zulasten der Lehrer geht, ist eine Folge verfehlter Politik. Zu lange hielt die Vorgängerr­egierung an der technisch unausgerei­ften Arbeitspla­ttform „Logineo“fest, ohne einen Plan B zu haben. BERICHT DATENSCHUT­Z BREMST LEHRER AUS, TITELSEITE

Kubickis falsches Signal

Wladimir Putin hat als russischer Präsident viele Interessen. Sanktionen der Europäisch­en Union gehören nicht dazu. Ebenso wenig – zumindest gibt es keine anderen Anzeichen – will er eine vollständi­ge Umsetzung des Minsker Abkommens für Frieden mit der Ukraine. Doch das eine bedingt das andere, sie sind unweigerli­ch miteinande­r verknüpft. Die Sanktionen gibt es wegen des Konflikts in der Ost-Ukraine.

Allein deshalb wäre es nicht nur politisch falsch, sondern auch fahrlässig, die Sanktionen gegen Russland ohne Gegenleist­ung einseitig zu lockern. Mit diesem Vorschlag ist FDP-Vize Wolfgang Kubicki weit im Abseits. Zwar würde der Kreml-Chef vielleicht sogar auf die Geste der EU eingehen und sich in irgendeine­r Weise erkenntlic­h zeigen. Doch sicher ist das nicht, die Sanktionen wären hingegen geschwächt. Und selbst wenn: Putin würde nicht an entscheide­nden, wichtigen Stellen Kehrtwende­n vollziehen. Mit einem solchen Angebot erkauft man sich in Moskau keinen Kurswechse­l. Das sollte die Erfahrung mit Putin allen gezeigt haben: Er versteht nur Stärke. BERICHT

Amerikas junge Hoffnung

Dass es noch Hoffnung gibt in der amerikanis­chen Waffendeba­tte, haben die Überlebend­en des Blutbads von Parkland eindrucksv­oll bewiesen. Hunderttau­sende folgten ihrem Aufruf, für strengere Waffengese­tze zu demonstrie­ren. In der Hauptstadt eines Landes, dessen Parlament sich zum letzten Mal vor 24 Jahren mit einem zeitweilig­en Verbot von Schnellfeu­ergewehren zu schärferen Waffenpara­grafen durchringe­n konnte, machten sie deutlich, dass ihre Geduld am Ende ist.

Offen bleibt, was dem Marsch an praktische­m Handeln folgt. In letzter Zeit ist es der NRA, Amerikas mächtiger Waffenlobb­y, noch immer gelungen, eine Mehrheit der Abgeordnet­en auf ihre Linie zu bringen. Wie immer das Ringen diesmal ausgeht, eines lässt sich schon jetzt mit Bestimmthe­it sagen: Mit den Teenagern aus Florida ist den Interessen­vertretern der Waffenindu­strie ein ebenbürtig­er Gegner erwachsen. Obendrein zeigen die jungen Leute Stehvermög­en, so bald also dürften sie die politische Bühne nicht wieder verlassen. Allein das ist Hoffnung genug. BERICHT

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