Die Schule als digitale Wüste
Die Digitalisierung voranzutreiben ist eines der wichtigsten Ziele der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Dass dabei die Versäumnisse der vergangenen Jahre schwer wiegen, erfährt zurzeit insbesondere Schulministerin Yvonne Gebauer. Schulen ohne W-Lan, ohne Tablets oder PCs scheinen eher die Regel als die Ausnahme zu sein, vom flächendeckenden Einsatz elektronischer Tafeln, sogenannten Whiteboards, ganz zu schweigen. Gebauer riet daher vor wenigen Tagen, Schüler sollten ihre eigenen Geräte in den Unterricht mitbringen.
Nicht so die Lehrer: Eine neue Dienstanweisung des Ministeriums ist so streng gefasst, dass Lehrer ein hohes Risiko eingehen, wenn sie sensible Daten wie Zeugnisnoten auf ihrem privaten Computer oder gar ihrem Smartphone speichern.
Es ist zwar richtig, dass der Datenschutz so hohe Priorität hat, gerade in einem so sensiblen Bereich wie der Schule. Dass das aber wegen der mangelhaften Ausstattung der Schulen mit Computern nun zulasten der Lehrer geht, ist eine Folge verfehlter Politik. Zu lange hielt die Vorgängerregierung an der technisch unausgereiften Arbeitsplattform „Logineo“fest, ohne einen Plan B zu haben. BERICHT DATENSCHUTZ BREMST LEHRER AUS, TITELSEITE
Kubickis falsches Signal
Wladimir Putin hat als russischer Präsident viele Interessen. Sanktionen der Europäischen Union gehören nicht dazu. Ebenso wenig – zumindest gibt es keine anderen Anzeichen – will er eine vollständige Umsetzung des Minsker Abkommens für Frieden mit der Ukraine. Doch das eine bedingt das andere, sie sind unweigerlich miteinander verknüpft. Die Sanktionen gibt es wegen des Konflikts in der Ost-Ukraine.
Allein deshalb wäre es nicht nur politisch falsch, sondern auch fahrlässig, die Sanktionen gegen Russland ohne Gegenleistung einseitig zu lockern. Mit diesem Vorschlag ist FDP-Vize Wolfgang Kubicki weit im Abseits. Zwar würde der Kreml-Chef vielleicht sogar auf die Geste der EU eingehen und sich in irgendeiner Weise erkenntlich zeigen. Doch sicher ist das nicht, die Sanktionen wären hingegen geschwächt. Und selbst wenn: Putin würde nicht an entscheidenden, wichtigen Stellen Kehrtwenden vollziehen. Mit einem solchen Angebot erkauft man sich in Moskau keinen Kurswechsel. Das sollte die Erfahrung mit Putin allen gezeigt haben: Er versteht nur Stärke. BERICHT
Amerikas junge Hoffnung
Dass es noch Hoffnung gibt in der amerikanischen Waffendebatte, haben die Überlebenden des Blutbads von Parkland eindrucksvoll bewiesen. Hunderttausende folgten ihrem Aufruf, für strengere Waffengesetze zu demonstrieren. In der Hauptstadt eines Landes, dessen Parlament sich zum letzten Mal vor 24 Jahren mit einem zeitweiligen Verbot von Schnellfeuergewehren zu schärferen Waffenparagrafen durchringen konnte, machten sie deutlich, dass ihre Geduld am Ende ist.
Offen bleibt, was dem Marsch an praktischem Handeln folgt. In letzter Zeit ist es der NRA, Amerikas mächtiger Waffenlobby, noch immer gelungen, eine Mehrheit der Abgeordneten auf ihre Linie zu bringen. Wie immer das Ringen diesmal ausgeht, eines lässt sich schon jetzt mit Bestimmtheit sagen: Mit den Teenagern aus Florida ist den Interessenvertretern der Waffenindustrie ein ebenbürtiger Gegner erwachsen. Obendrein zeigen die jungen Leute Stehvermögen, so bald also dürften sie die politische Bühne nicht wieder verlassen. Allein das ist Hoffnung genug. BERICHT