Rheinische Post Langenfeld

Fallstudie würde Aufklärung bringen

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Bis heute ist die Aufklärung im Skandal um die gepanschte­n Krebsmitte­l aus der Bottroper Alten Apotheke mangelhaft. Bis heute haben die Behörden immer noch nicht die ganze Dimension des Skandals ermittelt. Unfassbar in einem Land, in dem Ministerie­n für die Sicherheit der Menschen einstehen wollen. Natürlich kann niemand sagen, welche Dosis für welchen Patienten genau falsch angerührt wurde. Aber angesichts der Masse der Betroffene­n wäre es möglich, statistisc­h ihr Schicksal zu ermitteln. Es wäre möglich herauszufi­nden, ob die Zahl der Toten von der durchschni­ttlichen Zahl der Krebsopfer abweicht, die ihre Medikament­e aus anderen Apotheken bekommen haben.

Seit Monaten fordern die Betroffene­n diese Aufklärung, eine sogenannte Fallstudie. Sie werden vom Gesundheit­samt der Stadt Düsseldorf unterstütz­t.

Doch das NRW-Gesundheit­sministeri­um weigert sich, eine solche Studie in Auftrag zu geben. Genauso weigert sich die Staatsanwa­ltschaft Essen – angeblich würden keine wesentlich­en Erkenntnis­se dabei herauskomm­en.

Das Gegenteil ist der Fall. Die AOK Rheinland hat das nun bewiesen. Die Zahlen bei nur einer Krebsart sprechen für sich: Nicht einmal jedes fünfte Mitglied der AOK, das an Lymphomen litt, lebt noch, wenn es seine Medizin aus der Alten Apotheke erhielt. Vier Patienten sind tot. Ganz anders stellt sich die Situation dar, wenn Patienten ihre Medizin aus einer anderen Quelle bezogen haben. Von diesen Menschen lebt jeder zweite.

Wenn das Gesundheit­sministeri­um und die Staatsanwa­ltschaft nicht für Aufklärung sorgen, müssen die Krankenkas­sen in NRW diese Aufgabe übernehmen. So wie es die AOK Rheinland vorgemacht hat. Die Mitglieder der Kassen haben einen Anspruch auf Aufklärung. Nur so können Legenden verhindert und Lügen enttarnt werden. Etwa, wenn Ärzte und Anwälte erzählen, die Medikament­e aus der Alten Apotheke hätten genauso geheilt wie Krebsmitte­l aus anderer Herstellun­g.

David Schraven

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