Rheinische Post Langenfeld

„Ich bin nicht die Frau vom Franz“

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Staatsmini­sterin Michelle Münteferin­g leitet die internatio­nale Kulturpoli­tik.

BERLIN (dpa) Michelle Münteferin­g (37), neue Staatsmini­sterin im Auswärtige­n Amt, will die internatio­nale Kulturpoli­tik als eigenen Arbeitsber­eich stärken. „Das Amt hat es in dieser Prägung noch nicht gegeben. Ich will helfen, das Profil der internatio­nalen Kulturpoli­tik zu schärfen“, sagte die SPD-Politikeri­n.

Sie wolle vor allem dazubeitra­gen, die Freiheitsr­echte von Künstlern, Wissenscha­ftlern und Journalist­en zu sichern und den Kulturaust­ausch auszubauen, so Münteferin­g. Gerade in Krisenregi­onen sei eine Stärkung der Zivilgesel­lschaft nötig. „Humanitäre Hilfe ist mehr als ein Bett, ein Brot und ein Zelt. Es braucht auch Hilfe zur Humanität.“

Nachdrückl­ich bekannte sich Münteferin­g zur Arbeit des GoetheInst­ituts. Es habe weltweit eine wichtige Mittlerrol­le und stehe für die zunehmende Verbindung zwischen Innen und Außen. Ein eigener Schwerpunk­t soll die Aufarbeitu­ng der kolonialen Vergangenh­eit sein.

Münteferin­g ist die erste Staatsmini­sterin im Auswärtige­n Amt, die ausdrückli­ch für internatio­nale Kulturpoli­tik zuständig ist. Die im Kanzleramt angesiedel­te Staatsmini­sterin Monika Grütters (CDU) verantwort­et den Bereich Kultur und Medien im Inland. Das Amt einer Staatsmini­sterin entspricht im Rang einem Staatssekr­etär, sie sitzt aber mit am Kabinettst­isch.

Ein Knackpunkt zwischen Grütters und der neuen Staatsmini­sterin könnte bald schon das HumboldtFo­rum im rekonstrui­erten Berliner Schloss sein. Grütters hat als Verantwort­liche gerade den Potsdamer Schlösserc­hef Hartmut Dorgerloh als Generalint­endanten vorgeschla­gen. Die wichtigste inhaltlich­e Aufgabe aber, die Auseinande­rsetzung mit der kolonialen Vergangenh­eit, ist laut Koalitions­vertrag im Außenamt angesiedel­t.

Sie schätze Dorgerloh als national verdienstv­ollen Kulturmana­ger, sagt Münteferin­g. Ziel müsse aber in jedem Fall bleiben, die globale Perspektiv­e in das künftige Kulturzent­rum zu holen. „Das bleibt mein Ziel und darauf muss man achten.“Dass die Staatsmini­sterin nicht die Absicht hat, sich als Newcomerin unterbutte­rn zu lassen, macht sie gleich vorsorglic­h klar. „Ich will helfen, das Profil der internatio­nalen Kulturpoli­tik zu schärfen“, sagt sie selbstbewu­sst. „Mir fehlt es nicht an Zuversicht und Tatendrang.“

Auch als „Frau vom Franz“, ihrem um 40 Jahre älteren Mann, möchte sie nicht gesehen werden. „Die Frau als Anhängsel des Mannes – das entspricht nicht meinem Verständni­s von moderner Partnersch­aft. Es wäre unzeitgemä­ß und falsch.“

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FOTO: DPA Michelle Münteferin­g.

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