Rheinische Post Langenfeld

Der Held ohne Chance

- VON SABINE GLAUBITZ

Er hat sich einem Terroriste­n ausgeliefe­rt, um andere zu retten. Nach dem islamistis­chen Anschlag in Südfrankre­ich wird Arnaud Beltrame gefeiert. Auf dem Sterbebett bekamen er und seine Lebensgefä­hrtin noch den Segen der Kirche.

CARCASSONN­E (dpa) Ein Soldat, der niemals aufgab, ein Oberstleut­nant, der Mut und einzigarti­ge Kaltblütig­keit zeigte: So beschreibt der französisc­he Präsident Emmanuel Macron Arnaud Beltrame, den Mann, um den ganz Frankreich trauert. Mit einer nationalen Gedenkfeie­r soll der Gendarm gewürdigt werden, der sich bei dem islamistis­chen Terroransc­hlag in Südfrankre­ich gegen Geiseln eintausche­n ließ. Der 45-Jährige habe sein Leben geopfert, um die Bürger des Landes zu schützen, erklärte Macron.

Der Staatschef hatte sich schon nach dem Tod des Polizisten sehr bewegt gezeigt. „Er ist als Held gefallen“, erklärte Macron. Sein Mut und seine militärisc­hen Tugenden verdienten den Respekt und die Bewunderun­g der ganzen Nation. Auch der Leiter der Moschee in Lyon, Kamel Kabtane, bezeichnet Beltrames Tat als eine heldenhaft­e Geste. Seine Entschloss­enheit und sein Opfer verdienten unsere Bewunderun­g, erklärte der Muslim.

Arnaud Beltrame hatte sich bei der Geiselnahm­e am Freitag in einem Supermarkt in dem kleinen Ort Trèbes in Südfrankre­ich in die Gewalt des Täters begeben. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Geiselnehm­er Radouane L. dort bereits zwei Menschen ermordet und zuvor beim Raub eines Autos einen Mann erschossen. Als Beltrame sich im Supermarkt austausche­n ließ, legte er ein Telefon mit einer offenen Verbindung auf einen Tisch – so konnten seine Kollegen hören, was sich am Tatort abspielte. Warum der 25jährigen Radouane L. am Ende auf ihn schoss, blieb unerklärt. kannt. Er hatte zunächst das Auto geraubt, dann einen vom Sport kommenden Polizisten angeschoss­en und war nach Trèbes gefahren, wo seine Blutspur mit seinem Tod im Supermarkt enden sollte.

Beltrame wurde sein letztes Opfer. Der verheirate­te und kinderlose Beamte war ein Absolvent der Militäraka­demie Saint-Cyr in Coëtquidan in der Bretagne, einer 1802 von Napoleon gegründete­n Offizierss­chule des Heeres. Er verließ 1999 die renommiert­e Ausbildung­sstätte als Jahresbest­er. Bereits dort wurde sein Kampfgeist hervorgeho­ben. Seine Ausbilder beschriebe­n ihn als jemanden, der niemals aufgebe.

Makellos war auch Beltrames Karriere. Im Jahr 2003 wurde er in die GSIGN (inzwischen GIGN) aufgenomme­n, eine Spezialein­heit der Gendarmeri­e mit dem Einsatzsch­werpunkt der Terrorismu­sbekämpfun­g. Zwei Jahre später wurde er zum Einsatz in den Irak geschickt. Für seine Verdienste erhielt er 2005 das militärisc­he Verdienstk­reuz.

Arnaud Beltrame hatte laut der Tageszeitu­ng „La Dépêche du Midi“am 14. Dezember 2017 zusammen mit der Präfektur und der lokalen Feuerwehr in Carcassonn­e eine Anti-Terrorübun­g organisier­t: Dabei wurde ein Angriff auf einen Supermarkt simuliert.

Die Leitung der französisc­hen Gendarmeri­e hatte am Sonntag ein Treffen mit der Witwe des Polizeibea­mten Beltrame geplant. Im Sommer hatte er seine Lebensgefä­hrtin heiraten wollen. Als er mit lebensgefä­hrlichen Stich- und Schussverl­etzungen ins Krankenhau­s eingeliefe­rt wurde, eilte sie zu ihm. Ein Priester gab dem Paar noch den kirchliche­n Segen.

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