Rheinische Post Langenfeld

Der Basti-Bus kommt zum Geburtstag

- VON ALEXANDER RIEDEL

Die rollende Bastelwerk­statt aus Monheim ist gefragt und steuert inzwischen Orte in ganz Deutschlan­d an.

MONHEIM Kaum ist der rote Sprinter aus Monheim auf dem Schulhof vorgefahre­n, stürmen auch schon viele Kinder herbei: 28 Schüler des offenen Ganztages an der Düsseldorf­er Wichernsch­ule streifen an diesem Nachmittag die T-Shirts mit dem Schriftzug der rollenden Kinderwerk­statt über, klettern in den Laderaum des Gefährts und machen sich an die Arbeit. „Heute basteln die Kinder Servietten­halter im österliche­n Stil“, erzählt Betreuer Roman Dreeßen. Er deutet auf zwei eiförmige Holzelemen­te, die seine Schützling­e zurecht schleifen, bemalen und auf einer Platte befestigen sollen. Seit eineinhalb Jahren gehört der Student zum Betreuungs­team des „Basti-Busses“.

Der fährt derzeit sechs Schulen in rheinische­n Gefilden an – und bietet den Schülern die Gelegenhei­t, sich in der Arbeit mit Holz zu erproben. „Es ist unser Wunsch, die Präsenz an Schulen noch weiter auszubauen“, bekräftigt Rebecca Röttger vom Eventmarke­ting des freien Trägers „Eine Zukunft für Kinder! Förderung von Wissen und Bildung“aus Monheim. Den hatte der SchreinerS­ohn Oliver Leidig vor einigen Jahren aus der Taufe gehoben – und mit Jo Ruppel einen pensionier­ten Lehrer als pädagogisc­hen Leiter gefunden. So rollt der „Basti-Bus“seit 2010 durchs Land – und er soll dazu beitragen, den Wegfall des Werkunterr­ichts an vielen Schulen aufzu- fangen. Mittlerwei­le ist aus der Monheimer Initiative eine bundesweit­e Erfolgsges­chichte geworden: Neben vier hauptamtli­chen Kräften im Büro sind rund 50 Betreuer auf mehreren Bussen im Einsatz – und das längst nicht mehr nur an Schulen: „Meine Eltern haben den Bus für meinem Geburtstag gebucht“, verrät der achtjährig­e Erik, während er ein Holzelemen­t in den Schraubsto­ck spannt. „Das muss ich noch abschleife­n“, kommentier­t er seine Arbeitssch­ritte.

Ein Dutzend Schulkolle­gen haben sich inzwischen auf der hufeisenfö­r- migen Werkbank niedergela­ssen – darunter auch die zehnjährig­e Mara. „Wir haben auch schon Tiere auf einem Geburtstag gebastelt“, berichtet sie. Bei den Buchungen komme das Team kaum hinterher, berichtet Rebecca Röttger. Logisch, dass auch der Bedarf an ehrenamtli- chen Betreuern mit Empathie und handwerkli­chem Geschick gestiegen ist. „Ich bin über Freunde auf das Angebot aufmerksam geworden“, erzählt Roman Dreeßen – und lobt den Einsatz der Kinder: „Die legen hier sofort los.“Ergebnisse der Arbeit sind bei einem Blick in den Basti-Bus überall zu sehen: Unter dem Dach hängen neben Girlanden und bunten Luftballon­s auch verschiede­ne kleine Kunstwerke aus Holz, von der Schildkröt­e über das Doppeldeck­er-Flugzeug bis zum Space-Shuttle. „Dass wir hier kreativ sind, gefällt mir einfach sehr gut“, sagt Erik. Und einen zusätzlich­en guten Zweck erfüllt das Angebot auch noch: Die Holz-Rohlinge entstehen in den Werkstätte­n für Behinderte – und finanziell­e Überschüss­e fließen an Hilfsproje­kte auf der ganzen Welt.

Die Bürozeiten für Terminanfr­agen sind von montags bis freitags jeweils von 8.30 Uhr bis 16 Uhr. Neben Wohnort und Wunschterm­in sollte auch die Anzahl der Kinder bekannt sein, da es je einen Bus für zehn und für 15 Kinder gibt und die Behinderte­nwerkstätt­en die Bausätze für ein einheitlic­hes Gruppenthe­ma herstellen. Das Angebot richtet sich an Kinder im Alter zwischen vier und zwölf Jahren. Eine Basteleinh­eit dauert eineinhalb Stunden.

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FOTO: ALEXANDER RIEDEL Seit eineinhalb Jahren gehört der Student Roman Dreeßen (rechts) zum Betreuungs­team im „Basti-Bus“. Hier baut er mit Kindern Servietten­halter.

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