Rheinische Post Langenfeld

Start-up hilft Firmen bei Kreditsuch­e

- VON UTE RASCH

Ergebnis einer Studie der Compeon GmbH: 72 Prozent aller Unternehme­n vergleiche­n die Konditione­n für Darlehen nicht.

DÜSSELDORF Die Wirtschaft brummt, günstige Zeiten um zu investiere­n. Aber wo finden Unternehme­n die besten Konditione­n für Kredite? „72 Prozent der Firmen vergleiche­n die Angebote nicht, sondern gehen automatisc­h zu ihrer Hausbank“, lautet das Ergebnis einer Studie der Compeon GmbH, einem Online-Marktplatz für gewerblich­e Finanzieru­ng. Für Privatkund­en sei es längst üblich, im Internet zu recherchie­ren, ob sie nun Festgeld anlegen oder einen Baukredit brauchen. Kleinere und mittlere Unternehme­n würden diese Möglichkei­ten keineswegs selbstvers­tändlich nutzen. Aber das ändert sich gerade offenbar rasant.

Nico Peters ist Betriebswi­rt, hat lange Zeit bei Banken gearbeitet, kennt das Geschäft. Und die Lücken. „Viele Unternehme­n wünschen sich mehr Transparen­z, allerdings sind ihre Bedürfniss­e viel komplexer als bei Privatkund­en.“Deshalb hat der Gründer von Compeon eine Umfrage bei 300 Unternehme­n initiiert. 64 Prozent zahlen bei ihren Krediten mehr als fünf Prozent Zinsen, 14 Prozent gar über zehn Prozent, nur neun Prozent finanziere­n ihre Investitio­nen mit einem geringeren Zinssatz als 2,5 Prozent. „Anbieter zu vergleiche­n, bedeutet, bis zu drei Prozent weniger Zinsen zu zahlen“, so Nico Peters. Allerdings weist er darauf hin, „dass mit schwächere­r Bonität die Konditione­n überpropor­tional ansteigen.“In solchen Fällen hilft Compeon dabei, den richtigen Finanzieru­ngsmix zu finden. Häufig sei es günstiger, etwa eine Maschine zu leasen oder über einen Mietkauf zu finanziere­n. „Gerade die Möglichkei­t des Mietkaufs, der wie ein Ratenkauf funktionie­rt, ist vielen Unternehme­rn unbekannt, Banken weisen oft nicht darauf hin.“

Der durchschni­ttliche Kunde von Compeon investiert 700 000 Euro. Auf der Internetpl­attform füllt er dazu einen Antrag aus, gibt Details an etwa über die gewünschte Laufzeit. „Früher wäre er vielleicht zu vier Banken gegangen und hätte immer wieder von vorn angefangen, da hätte eine solche Finanzieru­ng Monate gedauert“, so Nico Peters. Heute wird online bereits geprüft, ob der Unternehme­r Anspruch auf Fördermitt­el der NRW-Bank hat. Nach dem Einsatz der digitalen Vorarbeit, „sucht dann einer unserer Mitarbeite­r, alles ausgebilde­te Banker, nach dem besten Produkt.“

2017 Jahr hat Compeon 5000 Kunden zu einem Kredit verholfen – darunter ein Landwirt, der einen neuen Mähdresche­r finanziere­n will, ebenso wie einen Bauträger, der ein Millionen-Darlehen braucht. Gleichzeit­ig wächst auch der Online-Marktplatz selbst. Begonnen hatte Compeon mit drei Angestellt­en, heute zählen 70 Mitarbeite­r zur Belegschaf­t. „Außerdem verdoppelt­e sich bisher jedes Jahr unser Umsatz.“Obwohl die neuen Räume am Wehrhahn erst gerade bezogen wurden, „wird’s schon wieder eng.“Für Kunden ist die Beratung kostenlos, von Banken bekommt Compeon eine Provision – „es hat eine Weile gedauert, Kreditinst­itute davon zu überzeugen, dass sie von unserer Arbeit profitiere­n. Wir leisten die Vorarbeit, sie bekommen fertige Anträge und sparen viel Zeit.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Nico Peters vom Start-Up Compeon arbeitete früher selbst bei einer Bank.

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