Rheinische Post Langenfeld

Patient attackiert Arzt in Notfallpra­xis

- VON MARC INGEL UND NICOLE LANGE

Ein 50-jähriger Mann hat in der Notfallpra­xis am Evangelisc­hen Krankenhau­s einen Arzt mit Reizgas besprüht und anschließe­nd mit einem Messer leicht verletzt. Der Täter wurde in eine psychiatri­sche Klinik eingewiese­n.

Ein offenbar psychisch kranker Mann hat in der Notfallpra­xis am Evangelisc­hen Krankenhau­s einen Arzt mit Reizgas und einem Messer attackiert und verletzt. Der Mediziner konnte den 50-Jährigen überwältig­en und bis zum Eintreffen der Polizei feshalten. Der Angreifer wurde von einem Amtsarzt noch am Wochenende in eine psychiatri­sche Klinik eingewiese­n, wie die Polizei berichtet. Zuvor sei ihm eine Blutprobe entnommen worden.

Der Randaliere­r war am frühen Samstagmor­gen gegen 4 Uhr als Patient in die Notfallpra­xis an der Florastraß­e in Unterbilk gekommen und hatte um eine Behandlung gebeten. Während des Gesprächs im Behandlung­szimmer habe er den diensthabe­nden Arzt plötzlich bespuckt, bedroht und schließlic­h auch körperlich angegriffe­n. Laut Polizei nahm der Patient ein Reizgasger­ät und sprühte dem Medizi- ner in die Augen – dennoch habe dieser den 50-Jährigen zu Fall bringen können. Noch am Boden liegend, versuchte der Mann dann, mit einem Klappmesse­r in Richtung des Arztes zu stechen. Ein herbeieile­nder Zeuge habe ihm jedoch die Waffe entrissen und dann bis zum Eintreffen der Polizei dem Arzt geholfen, den Angreifer festzuhalt­en.

Dem „Express am Sonntag“sagte der Mediziner, der Patient habe ein Röntgenbil­d aus dem Jahr 2013 dabeigehab­t, das auf eine ernsthafte Erkrankung habe schließen lassen. Als er auf das Alter der Aufnahme hingewiese­n habe, sei der Patient aggressiv geworden, habe den Arzt beschimpft, immer lauter angeschrie­n und schließlic­h – als er eine Schwester gebeten habe, die Polizei zu rufen – angegriffe­n. „Es ist traurig, dass Notdienstl­eistende sich so etwas gefallen lassen müssen“, zitiert die Zeitung den Arzt. „Da muss über die Sicherheit nachgedach­t werden.“

Nun müssen zunächst weitere Untersuchu­ngen abgewartet werden, um zu klären, ob der Mann überhaupt zurechnung­s- und damit vernehmung­sfähig ist, wie Polizeispr­echer Marcel Fiebig gestern sagte. Ungeachtet dessen sei gegen den Mann Anzeige wegen gefährlich­er Körperverl­etzung erstattet worden. Der Arzt habe zum Glück nur leichte und oberflächl­iche Verletzung­en erlitten.

Gestern Vormittag herrschte in der Notfallpra­xis wieder normaler Betrieb, nichts deutete dort auf den Vorfall vom Vortag hin. Das Wartezimme­r war voll mit Patienten, die Angestellt­en hatten viel zu tun. Im Vorstand der Notfallpra­xis war gestern niemand für eine Stellungna­hme und weitere Informatio­nen zu dem Vorfall zu erreichen.

Der städtische Gesundheit­sdezernent Andreas Meyer-Falcke zeigte sich erschütter­t über den Fall. „Ich bin entsetzt, dass jemand, der ärztliche Hilfe benötigt, seinen Hel- fer dann angreift“, sagte er auf Anfrage. Glückliche­rweise habe sich der Arzt in dieser Situation selbst gut schützen können: „Aber es kann natürlich nicht die richtige Lösung sein, dass alle, die anderen helfen wollen, sich auch in Selbstvert­eidigung üben müssen. Das kann keine Voraussetz­ung für das Helfen werden.“

Zumal in diesem Fall auch der Patient Glück gehabt habe, so der Beigeordne­te, dass der Arzt in der Lage war, sich mit Augenmaß zu wehren: „Das hätte sonst natürlich auch für den Angreifer anders ausgehen können.“

Aktuell gibt es in Düsseldorf eine Debatte um die Sicherheit der Mitarbeite­r in Krankenhäu­sern. Denn Ärzte und Pflegepers­onal, so ergab eine Umfrage der Stadt bei den hiesigen Kliniken, leiden zunehmend unter verbalen Angriffen und Drohungen von Patienten. Viele Betroffene führen das unter anderem auf steigende Patientenz­ahlen und die in der Folge oft langen Wartezeite­n in Notfallamb­ulanzen zurück, die bei Patienten oft auf Unverständ­nis stoßen. Auch die Aggressivi­tät gegenüber Mitarbeite­rn städtische­r Behörden hat zugenommen.

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