Rheinische Post Langenfeld

Lebenswich­tige Entscheidu­ng

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Wenn Eltern ein behinderte­s oder krankes Kind erwarten, wirft das existenzie­lle Fragen auf.

BERLIN (dpa) Astrid (Julia Jentsch) freut sich auf ihr zweites Kind. Die beim Publikum beliebte Komödianti­n und ihr Partner Markus (Bjarne Mädel), der auch ihr Manager ist, sind sich sicher, dass ihr Leben nun noch schöner wird. Dementspre­chend groß ist der Schock, als bei dem Ungeborene­n das Down-Syndrom, auch bekannt als Trisomie 21, festgestel­lt wird. Doch das Paar möchte sich und dem Kind alle Chancen geben. Nach Beratung und intensivem Nachdenken entschließ­en sie sich für die Geburt.

Bis hierhin strahlt die Erzählung eine große Wahrhaftig­keit aus. Regisseuri­n Anne Zohra Berrached und ihr Drehbuchmi­tautor Carl Gerber zeigen in oft dokumentar­isch anmutender Direktheit die komplizier­te und verantwort­ungsbewuss­te Suche der werdenden Eltern nach der für sie und ihr noch ungeborene­s Kind richtigen Entscheidu­ng. Das ist einfühlsam und nachvollzi­ehbar erzählt. Leider bleibt es nicht dabei.

Im weiteren Verlauf wird die Geschichte zugespitzt: Bei dem Fötus wird zusätzlich ein schwerer Herzfehler diagnostiz­iert. Wenn überhaupt, könnte das Kind nur nach mehreren Operatione­n bald nach der Geburt überleben. Astrid kann laut Gesetz eine sogenannte Spätabtrei­bung vornehmen lassen. Aber will sie das? Die Gespräche mit Markus, mit ihrer Mutter und anderen helfen ihr nicht. Sie muss sich allein entscheide­n. Das fällt ihr verständ- licherweis­e unsagbar schwer. Doch dann fasst sie einen Entschluss und geht damit sogar an die Öffentlich­keit.

Der Film hat seine stärksten Momente, wenn die Kamera ruhig an Astrids und Markus’ Seite ist, ihre Sorgen spiegelt, Zweifel, Ängste. Mit kleinsten Mitteln porträtier­t Julia Jentsch glaubwürdi­g und berührend eine Frau in tiefster Erschütter­ung. Bjarne Mädel agiert an ihrer Seite ebenfalls überaus sensibel.

Nachhaltig wirken neben dem Spiel von Jentsch und Mädel nun einige Momente um medizinisc­he Vorgänge. Manche Augenblick­e sind für sensible Zuschauer sicherlich eine Zumutung. Besonders schwer zu ertragen sind jene Szenen, in denen detaillier­t vorgeführt wird, wie eine Spätabtrei­bung abläuft, was sie für die Schwangere und für das Ungeborene bedeutet.

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FOTO: DPA Astrid, gespielt von Julia Jentsch, muss sich entscheide­n, wie sie mit ihrem ungeborene­n Kind umgeht. Jentsch porträtier­t glaubwürdi­g eine Frau in tiefster Erschütter­ung.

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