Rheinische Post Langenfeld

Putin schweißt den Westen zusammen

- VON MATTHIAS BEERMANN VON EVA QUADBECK VON THOMAS REISENER

Westliche Staaten weisen in einer konzertier­ten Aktion Dutzende russische Diplomaten aus – wann hat es so etwas zuletzt gegeben? Dabei hätten viele die in zahllose Streiterei­en verheddert­e transatlan­tische Gemeinscha­ft zu einer solchen Geschlosse­nheit gar nicht mehr für fähig gehalten. Wohl auch Wladimir Putin nicht, dessen erklärtes Ziel es ist, den Westen zu spalten und damit zu schwächen. Nun aber sieht es so aus, als sei es ausgerechn­et Russlands Präsident selbst, der die westlichen Staaten zusammensc­hweißt. Fast müsste man sich dafür in Moskau bedanken, wenn der Hintergrun­d nicht so ernst wäre.

Putins bisherige Bereitscha­ft, bei der Aufklärung des Nervengift-Einsatzes auf britischem Boden mitzuwirke­n, ist in Wahrheit gleich Null. Und dies, obwohl die Spur aller Indizien nach Russland führt. Die aggressive Reaktion aus Moskau auf die Vorwürfe hat am Ende selbst eher russlandfr­eundliche Regierunge­n in der EU dazu bewegt, sich solidarisc­h mit den Briten zu zeigen. Man hat Putin immer zugutegeha­lten, dass er trotz allem ein rationaler Politiker ist, der die Kosten seiner Handlungen genau gegen den erhofften Profit abwägt. Aber was Putin derzeit treibt, ist nicht mehr rational. Es ist nur noch gefährlich. BERICHT DEUTSCHLAN­D WEIST RUSSEN AUS, TITELSEITE

Europäisch­es Lehrstück

Der Fall Puigdemont ist in Europa wie eine heiße Kartoffel behandelt worden: Die Belgier haben den Haftbefehl der Spanier nicht vollzogen, die Finnen und die Dänen griffen nicht zu – warum auch immer. Nun müssen deutsche Gerichte eine juristisch­e Entscheidu­ng über einen Fall mit erhebliche­r politische­r Sprengkraf­t fällen.

Die Bundesrepu­blik steckt damit in einem Dilemma: Liefert sie Puigdemont nach Spanien aus, werden sich die wütenden Proteste der Katalanen vor deutschen Einrichtun­gen verstärken. Denn auch wenn es sich um eine formal juristisch­e Entscheidu­ng handelt, würde diese zumindest von den Katalanen als Einmischun­g in ihre nationale Angelegenh­eit gewertet werden. Sollte Puigdemont hingegen in Deutschlan­d wieder auf freien Fuß kommen, wäre der politische Eklat mit Spanien perfekt.

Der Fall Puigdemont ist auch ein Lehrstück zur Frage, ob in Europa der Wille zum Zusammenha­lt größer ist als der Druck nationaler und separatist­ischer Bewegungen. Mit der Verhaftung des Katalanen steht es 1:0 für die Europäisch­e Union. BERICHT PUIGDEMONT VERZICHTET AUF ASYLANTRAG, TITELSEITE

Lärmschutz mitdenken

Der marode Zustand von mehr als der Hälfte des Landesstra­ßennetzes in NRW steht in einem grotesken Widerspruc­h zum Ziel des Landes, Europas wichtigste­r Logistik-Standort zu werden. Wenn NRW von der boomenden Branche und den vielen neuen Jobs dort profitiere­n will, sind gute Straßen noch die leichteste aller Hausaufgab­en.

Ebenso wichtig, aber noch stärker vernachläs­sigt als die reine Verkehrsta­uglichkeit wurde der Lärmschutz. NRW gehört zu den am dichtesten besiedelte­n Regionen Europas. Schon heute verzögern Anwohner nahezu jedes Verkehrspr­ojekt mit jahrelange­n juristisch­en Einwänden. Angesichts des dramatisch wachsenden Lkw-Verkehrs wird Straßenbau­politik in NRW ohne Lärmschutz-Zugeständn­isse an die Anwohner bald nicht mehr möglich sein.

Eine zukunftsfe­ste Infrastruk­tur braucht also beides: einen grundsolid­en Straßenauf­bau, der den Lkw-Massen der Zukunft standhält. Und einen ebenso soliden Lärmschutz, der die Proteste der Anwohner besänftigt. Die Verkehrspo­litik in NRW ist nur nachhaltig, wenn sie beides berücksich­tigt. BERICHT MILLIARDEN­SCHWERER SANIERUNGS­STAU . . ., TITELSEITE

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