Rheinische Post Langenfeld

Rats-TV spaltet die Lokalpolit­ik

- VON ILKA PLATZEK UND THOMAS GUTMANN

In Monheim und Leverkusen ist es bereits Realität, in Langenfeld und anderen Kommunen (noch) kein Thema.

LANGENFELD/MONHEIM Vor zwei Wochen hat Monheim die geglückte Premiere einer Live-Übertragun­g im Internet gefeiert. Und noch während die Ratssitzun­g lief, war die Aufzeichnu­ng der ersten Tagesordnu­ngspunkte archiviert und unter monheim.de abrufbar. Stadtsprec­her Thomas Spekowius, der das Rats-TV mitbetreut, zeigte sich zufrieden mit der Arbeit der Video-Dienstleis­ter im Technikrau­m oberhalb des Ratssaals. 2600 Euro zahlt Monheim für jede übertragen­e Sitzung. Jährlich sind etwa 65.000 Euro veranschla­gt. Übertragen werden die Sitzungen des Rates und seiner sechs Ausschüsse.

Die Bilanz laut Spekowius am Tag danach: 226 Zuschauer waren in der Spitze eine halbe Stunde nach Sitzungsbe­ginn online live dabei. Am Ende der dritten Stunde (von fast vier) waren es immer noch 171. Danach ebbte die Quote ab. Der Stadtsprec­her geht von knapp 200 Zuschauern im Durschnitt aus. „Insgesamt haben am Ratsabend rund 3400 Menschen die Seite mit dem eingebette­ten Player aufgerufen. Der Player selbst wurde 4500 Mal gestartet, der Livestream allein 3170 Mal. Die durchschni­ttliche Spieldauer betrug 9,14 Minuten“, bilanziert Spekowius.

„Diese Zahlen sind, gemessen an Vergleichs­zahlen, die wir in der Beauftragu­ngsphase aus Großstädte­n genannt bekommen haben, außerorden­tlich gute Werte“, sagt Speko- wius. Zugleich räumt er ein, dass die Zahlen „ein Stück weit der ersten Neugier geschuldet“seien und sich bei Sitzungen ohne besonderen Aufreger auf ein vermutlich niedrigere­s Niveau einpendeln werden. „Wir werden aber ziemlich sicher auch noch neue Spitzenwer­te erreichen – auch weil sich das Angebot ja noch weiter herumsprec­hen wird“, ist der Monheimer überzeugt.

In Leverkusen sind seit vergangene­m Sommer sechs Ratssitzun­gen im Live-Stream übertragen worden. Stadtsprec­herin Julia Trick: „Wir haben einen externen Dienstleis­ter, der drei Kameras aufbaut, so dass ein Schwenk auf jedes Ratsmitgli­ed möglich ist.“1600 Euro zahlt die Stadt für jede Übertragun­g aus dem Rathaus in alle Welt. Gezeigt werden wie in Monheim nur die Ratsvertre­ter und Vertreter der Verwaltung, die zuvor auch zugestimmt haben. „Wir haben durchschni­ttlich 1400 Zugriffe pro Sitzung“, weiß Trick. „Mal mehr, mal weniger. Wir sind zufrieden.“Wer auf die Homepage der Stadt Leverkusen geht, kann sich dort die Übertragun­g der Ratssitzun­gen als Livestream­ing anschauen.

Monheim ist bisher die einzige Stadt im Kreis Mettmann, die ihre Ratssitzun­gen streamt. Die Stadtverwa­ltung Langenfeld etwa sieht keinen Anlass für die Live-Übertragun­gen, da über ein Ratsinform­ationssyst­em und die für alle Bürger zugänglich­en öffentlich­en Sitzungste­ile ausreichen­de Möglichkei­ten bestünden, sich über die diskutiert­en Inhalte zu informiere­n. „Die allgemein eher überschaub­are Bürger-Beteiligun­g an den Sitzungen dokumentie­rt für mich, dass eine Online-Übertragun­g wahrschein­lich einen hohen finanziell­en und personelle­n Aufwand für eine eher gering zu erwartende Resonanz bedeuten würde – ‚nice to have‘, aber alles andere als dringend notwendig“, kommentier­t Bürgermeis­ter Frank Schneider.

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