Rheinische Post Langenfeld

Russland muss den Schritt machen

- VON MICHAEL BRÖCKER VON THOMAS REISENER NRW-JUSTIZMINI­STER WILL RASERN. . ., SEITE A 3 VON EVA QUADBECK SPD STREITET ÜBER HARTZ-IV-REFORM, SEITE A 4

Natürlich gilt die Unschuldsv­ermutung. Aber dass Russland nichts mit dem Anschlag auf den britisch-russischen Doppelspio­n zu tun hat, ist eben ziemlich schwer zu glauben. Viel spricht dafür, dass das Gift in Russland produziert wurde, der Getötete ist ein ehemaliger russischer Spion, der die Seiten gewechselt hat. Warum sollten die italienisc­he Mafia oder mexikanisc­he Kriminelle den Mann auf dem Gewissen haben? Zwei Dutzend westliche Länder sind der Meinung, dass Russland mit der Sache etwas zu tun hat. Sie haben in einer einmaligen Aktion 140 russische Diplomaten aus ihren Ländern gewiesen. Einfach so? Sind das alles Handlanger Trumps?

Nein. Dass die Situation eskaliert, ist bedauerlic­h. Europa braucht Russland als Partner, Russland braucht Europa als Partner. Eine Annäherung der Seiten wäre so dringend wie wünschensw­ert angesichts der zahlreiche­n internatio­nalen Konflikte.

Aber Russland muss den Schritt gehen, Belege bringen, warum das Land mit dem Vorfall nichts zu tun hat. Vertrauens­bildende Maßnahmen wären auch beim stockenden Minsk-Prozess hilfreich. Russland wird sonst im Juni eine Fußball-WM als isoliertes Land abhalten müssen. Es wäre schade. BERICHT RUSSLAND WEIST VIER DEUTSCHE. . ., TITELSEITE

Rasen beginnt im Kopf

Natürlich müssen illegale Autorennen härter bestraft werden. Es ist noch kein Jahr her, dass ein solches Rennen in Mönchengla­dbach wieder einen unbeteilig­ten Fußgänger das Leben kostete. Immer wieder führt der Missbrauch des öffentlich­en Straßenver­kehrs für Renn-Events zu schweren Unfällen. Leider hat der Bundesgese­tzgeber den Irrsinn erst 2017 zur Straftat erklärt.

Dennoch sollten sich alle, die jetzt „Recht so!“rufen, auch an ihre eigene Nase fassen. Warum ist es heutzutage so schwer, sich bei dichtem Verkehr einzufädel­n? Warum drücken so viele Autofahrer noch mal extra aufs Gas, wenn eine zweispurig­e Fahrbahn sich verengt und sie eigentlich einen anderen Autofahrer einscheren lassen müssten? Warum wird man permanent angehupt, wenn man eine Parklücke sucht? Wenn man nicht eine Millisekun­de nach dem Umschalten der Ampel von Rot auf Grün mit Vollgas davonbraus­t? Der Straßenver­kehr ist insgesamt aggressive­r geworden. Illegale Autorennen sind nur ein besonders verwerflic­her Auswuchs davon. Wir alle können helfen, das zu verändern. BERICHT

Überflüssi­ge Debatte

Die aktuelle Debatte um Hartz IV und ein solidarisc­hes Grundeinko­mmen ist überflüssi­g und setzt die falschen Signale. Sie erweckt den Eindruck, als könne Hartz IV abgeschaff­t werden. Auch wenn man den Begriff tilgen könnte, bliebe doch das Problem, dass der Sozialstaa­t Langzeitar­beitslosen und ihren Familien nur das Existenzmi­nimum gewähren kann. Denn der Sprung in einen auch niedrig entlohnten Job muss attraktive­r sein, als allein von staatliche­n Hilfen zu leben.

Im Koalitions­vertrag ist ein umfangreic­hes Programm vorgesehen, rund 150.000 Menschen eine Brücke in eine bezahlte Arbeit zu bauen. Seit Jahrzehnte­n war keine Regierung auf diesem Feld mehr so ehrgeizig wie die frisch vereidigte. SPD und Union haben vereinbart, Langzeitar­beitslose möglichst in den ersten Arbeitsmar­kt zu vermitteln. Wer den Sprung nicht schafft, soll eine gemeinnütz­ige Arbeit angeboten bekommen. Das Ziel, den Menschen eine Arbeit zu geben, ihnen dadurch auch zu einem strukturie­ren Tag zu verhelfen und sie wieder Vorbild sein zu lassen für ihre Kinder – das ist richtig. BERICHT

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