Rheinische Post Langenfeld

„Die Osterfreud­e geht unter die Haut“

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Langenfeld­s leitender katholisch­er Pfarrer über liturgisch­e Besonderhe­iten

Zum Ende der Fastenzeit hin waren bis Karfreitag in den Kirchen die Kreuze verhüllt. Warum? WEISSKOPF Im Kreuz Jesu spiegelt sich für uns Christen das v e r b o r g e n e Geheimnis des eigenen Lebens: Verrat – Hingabe – Verzweiflu­ng – Verlassenh­eit – Abschied nehmen – Neubeginn – Vertrauen; Realitäten des Lebens, die uns prägen. Die Fußwaschun­g im Gründonner­stags-Gottesdien­st – was hat es damit auf sich? WEISSKOPF Neben dem praktische­n Nutzen ist die Fußwaschun­g im Orient ein Zeichen der Gastfreund­schaft. Jesus verdeutlic­ht, dass der Dienst an den Jüngerinne­n und Jüngern für ihn unverzicht­bar ist. Für uns heute bedeutet dies, eine den Menschen dienende Kirche zu sein beziehungs­weise zu werden. Dabei gibt Jesus seinen Freunden ein neues Gebot mit auf den Weg: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe. Die Fußwaschun­g ist das Zeichen dieses Liebesgebo­tes. Am Karfreitag legten sich Priester und Messdiener dann flach auf den Kirchenbod­en. Was ging da vor sich? WEISSKOPF In der Feier unserer Gottesdien­ste kommt der Körperhalt­ung eine Bedeutung zu. Normal kennen wir Sitzen, Stehen, Knien, Händefalte­n et cetera. In einigen Gottesdien­sten gehört es dazu, sich flach auf den Boden zu legen. So beginnt die Feier der Liturgie am Karfreitag, indem der Priester sich ausgestrec­kt auf den Boden legt. Ein Zeichen, sein Leben ganz Gott anzuvertra­uen. Seit Donnerstag­abend schweigen die Glocken. Bis zur Osternacht. Wieso? WEISSKOPF Zum Zeichen der Erinnerung an den Tod Jesu schweigen nicht nur die Glocken, auch die Orgel in den Gottesdien­sten verstummt. Dadurch wird der Trauerchar­akter dieser Feiern hervorgeho­ben. Der Karsamstag ist so ein bisschen das Stiefkind dieser Tage. Gibt’s da auch Besonderhe­iten? WEISSKOPF Es ist der einzige Tag des Jahres, an dem die Kirche keinen offizielle­n Gottesdien­st feiert. Es wird der „Grabesruhe“gedacht. Jesus ist wie jeder Verstorben­e beerdigt und in einem Felsengrab beigesetzt worden. Ein Tag der Stille und Ruhe. Was ist für Sie das Ergreifend­ste in der Osternacht­messe? WEISSKOPF Die Freude, mit der die Menschen diesen Gottesdien­st feiern, geht mir immer aufs Neue unter die Haut. Die Inbrunst, mit der Menschen die Osterliede­r singen, ist für mich Zeichen der Sehnsucht nach einem unvergängl­ichen Leben. Kein Leben, das frei ist von Trauer und Tod, aber ein Leben das weit über Trauer und Tod hinausweis­t. Violett, Rot, Weiß – erklären Sie uns noch den liturgisch­en Farbwechse­l seit Palmsonnta­g. WEISSKOPF Die unterschie­dlichen Farben in den Kar- und Osterfeier­n gehen auf die verschiede­n Lebenssitu­ationen Jesu ein. Das Rot des

Stephan Weißkopf

„WeißundGol­d stehen für den Glanz der Auf

erstehung“

Pfarrer

Palmsonnta­gs und des Karfreitag­s steht für seine Hingabe am Kreuz, seinen Tod. In früheren Jahren sind an Karfreitag auch schwarze Gewänder getragen worden, Ausdruck der Trauer. Da das Kreuz an Karfreitag eine bedeutende Rolle spielt, hat man sich für die rote Farbe, eher das Blut symbolisie­rend, entschiede­n. Im Weiß des Gründonner­stages spiegelt sich die Freude der Jünger, mit Jesus das Abendmahl zu feiern und ihm so auch über den Tod verbunden zu sein. Natürlich ist die weiße beziehungs­weise goldene Farbe angemessen für den Glanz bei der Feier der Auferstehu­ng Jesu.

THOMAS GUTMANN STELLTE DIE FRAGEN

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