Rheinische Post Langenfeld

Die Oster-Insel

- VON HANS ONKELBACH

Für viele Düsseldorf­er fühlt sich Mallorca näher an als Hellerhof oder Knittkuhl. An den bevorstehe­nden Feiertagen begegnen sich viele von ihnen dort und freuen sich über gutes Wetter.

Im Urlaub weit fort sein von daheim? Neue Leute kennenlern­en? Geht alles – aber nicht als Düsseldorf­er auf Mallorca. Weil: Die Wahrschein­lichkeit, dort Bekannte, Nachbarn, Kollegen oder aus der Zeitung vertraute Leute zu treffen, ist hoch. Und wem verdanken wir das? Vor allem der LTU, die in den 1980er und 1990er Jahren eine Art permanente Verbindung schuf. Mit der LTU übernahm Achim Hunolds Air Berlin diesen Job, erfand – genialer Name! – den Mallorca-Shuttle (mehrere Flüge täglich) und löste ein Gefühl aus, die Insel liege näher als Hellerhof oder Knittkuhl. Was im Grunde stimmt: Es gibt in Düsseldorf Ortsteile, die sind noch heute schlechter an das Bus- oder Bahnnetz angebunden als Palma per Jet an den Flughafen Düsseldorf.

Die Pleite von Air Berlin traf die Insel-Fan-Gemeinde Düsseldorf­s daher auch schlimmer als ein Bahnstreik die Pendler. Plötzlich abgeschnit­ten von Finca und First-LineVilla in Andratx – katastroph­al. Dass andere Airlines wie etwa Eurowings und Norwegian weiter abhoben, war kein Trost, denn deren Preise schossen prompt nach oben. Zuletzt hatten sich die Düsseldorf­er nämlich angewöhnt, für „nen Appel und nen Ei“Richtung Insel zu düsen. Der Niedrigpre­is war Teil der „Alle-nach-Malle-Strategie“und eines der stärksten Argumente für den Immobilien-Kauf oder die Dauermiete auf der größten Balearen-Insel. Mit Erleichter­ung sieht man nun, dass Niki Lauda wieder Gas gibt in der Luft, von Ryan Air beflügelt wird und auch die anderen wie Condor und Eurowings mehr Flieger abheben lassen.

Mehr als 300 Starts und Landungen Düsseldorf-Palma zählt der Flughafen allein jetzt in den Osterferie­n, über 60 000 Menschen sind das, die ab der NRW-Landeshaup­tstadt nach Mallorca reisen oder von dort zurückkehr­en.

Meist gibt es schon im Flieger die ersten Begrüßunge­n von Bekannten. Und jene Glückliche­n, die sich auf der Insel was gekauft oder dauergemie­tet haben, kennen sich meist ohnehin. Nicht zuletzt, weil gemeinsame Besuchsrhy­thmen für Kurz-Trips entstanden sind: Freitagmit­tag hin, Sonntagabe­nd zurück. Das ist die teure Variante, die viele aus berufliche­n Gründen nehmen müssen. Preisgünst­iger ist es, schon donnerstag­s zu fliegen und erst montags wieder Richtung Heimat zu starten. Das können erheblich weniger Leute mit ihrem Job vereinbare­n, die Nachfrage ist also nicht so hoch. So oder so – man trifft sich im Flieger, oft auf denselben Plätzen ganz vorne, weil Vielfliege­r von den Airlines gepampert und gut platziert werden. Manche haben regelrecht­e Abos und buchen Monate im Voraus – eine Art Zehner-Karte oder Schoko-Ticket der Lüfte, sozusagen.

Auf der Insel konzentrie­rt sich die Düsseldorf-Gemeinde eher im Süden. In Andratx gab es sogar mal eine Ecke, die „Düsseldorf-Loch“hieß, aber einige zieht es auch Richtung Soller oder in den Norden. Santanyi ist beliebt, die Küstenorte Cala Millor und Cala Rajada (einige schreiben es mit „t“) sowieso. Manche, die sich zuerst direkt am Meer sonnten, wechseln nach einigen Jahren auf die eigene Finca ins Lan- desinnere. Viele schätzen den Blick aufs in der Ferne glitzernde Wasser – eben nur ein bisschen weiter weg und einsamer, als der Nicht-Mallorca-Kenner sich das vorstellen kann. Mit Sangria aus Eimern in Arenal haben alle nichts am Hut. Sie gehen ja auch nicht freitagnac­hts zum Bolker Stern in der Altstadt.

So leben sie nun einen mehr oder weniger großen Teil des Jahres dort. Ein paar Beispiele von vielen: Sportrepor­ter Manni Breuckmann, Makler Jörg Schnorrenb­er- ger, der Ex-Clemens-Kleine-Geschäftsf­ührer Werner Greb, Kauffrau Dagmar Tegtmeyer (betreibt die Läden „My fitch“in Düsseltal und Gerresheim), CDU-MdL Olaf Lehne, Ex-OB Dirk Elbers, CC-Vizepräsid­ent Stefan Kleinehr und viele mehr, die das nicht gern an die große Glocke hängen möchten. Fragt man sie nach dem wichtigste­n Grund pro Mallorca, kommt stets diese Antwort: „Das Wetter! Ich verkürze hier den Winter. Wir frühstücke­n im Januar auf der Terrasse und fliehen vor dem grauen Schmuddel im deutschen Winter!“

Viele, wie Netzwerker Axel Pollheim, kommen vor allem zum Golfen hin, andere wandern im atemberaub­enden Tramuntana-Gebirge, sie kennen die Altstadt von Palma oder die von Arta. Alle genießen die urigen Strandbars, unzählige cool gestylte Restaurant­s oder die Strände der Insel. Sie wissen, dass das mallorquin­ische „LL“wie ein „j“gesprochen (daher Sojer für Soller) wird, wundern sich nicht über die Brandyflas­che morgens neben der Kaffeekann­e auf dem Frühstücks­tisch (für den berühmten Carajillo), genießen Tapas, mallorquin­ische Weine und „Frito mallorquin“(von dem man nicht wissen möchte, was an Innereien alles drin ist!).

Was ihnen hilft, ist, wie stark sich die Insel auf ihre wichtigste­n Gäste eingestell­t hat: der Service im Restaurant, an der Tankstelle, Anwälte, Makler, Ärzte – viele sprechen Deutsch, oder sind Deutsche. Es gibt ein Bauhaus (in Palma), Aldi (u.a. in Manacor) und Ikea – ebenfalls in Palma. Wer sein eigenes Auto möchte, kann den Wagen hinschaffe­n lassen und am Flughaben bei Park & Fly abstellen. Kommt er aus Düsseldorf an, genügt ein Anruf ein Tag vorher – und der Pkw steht bereit. Kosten: Rund 1000 Euro pro Jahr. TÜV? Kein Problem – spanische Werkstätte­n erledigen das, ihre Prüfberich­te muss man in Deutschlan­d nur bestätigen lassen.

Den Wagen, Hausrat, das Boot transporti­ert (u.a.) die Spedition Mallorca-Express – die sitzt nicht weit von Düsseldorf vor Aachen und pendelt täglich zwischen dem Rheinland und Palma. Man hat sich auf diese Route spezialisi­ert. Weil Mallorca nicht nur Ostern die Lieblings-Insel der Düsseldorf­er ist und die dort auf vieles von hier nicht verzichten wollen.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Ex-Karnevalsp­rinz Hanno Steiger (v.l.), Werner Greb und Immobilien­makler Jörg Schnorrenb­erger müssen auch im Urlaub nicht auf einen Radschläge­r verzichten.
FOTO: PRIVAT Ex-Karnevalsp­rinz Hanno Steiger (v.l.), Werner Greb und Immobilien­makler Jörg Schnorrenb­erger müssen auch im Urlaub nicht auf einen Radschläge­r verzichten.
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Werner Greb erntet Bananen im eigenen Garten.
FOTO: PRIVAT Werner Greb erntet Bananen im eigenen Garten.
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Dagmar Tegtmeyer („My Fitch“) mit Sohn Max
FOTO: PRIVAT Dagmar Tegtmeyer („My Fitch“) mit Sohn Max

Newspapers in German

Newspapers from Germany