Rheinische Post Langenfeld

Der Neue: So jung und schon so gut

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Maurice Meurer (19) stieß erst mit Verspätung zum Handball-Regionalli­gisten SG Langenfeld. Es wurde ein Glücksfall.

LANGENFELD Da haben sich zwei nicht unbedingt gesucht, aber auf jeden Fall gefunden. Die Regionalli­ga-Handballer der SG Langenfeld (SGL) waren damals mit den Planungen durch – was im Juli 2017 eigentlich auch für Maurice Meurer galt. Der Zweitligis­t TuSEM Essen hatte schließlic­h gerade erklärt, einige Talente aus der eigenen A-Jugend fest in die erste Mannschaft einzubauen. Doch plötzlich kam alles anders. „Es ist einiges vorgefalle­n“, sagt Meurer, der über Details

Maurice Meurer nicht mehr reden mag. Die neue Lage sprach sich natürlich trotzdem herum. Das Prinzip: Jemand kannte jemanden, der wiederum einen anderen kannte. Dann war der Name Maurice Meurer bei Dennis Werkmeiste­r angekommen, dem Sportliche­n Leiter der Langenfeld­er. Werkmeiste­r und SGL-Trainer Jurek Tomasik trafen Meurer zum Gespräch. Beide Seiten brauchten nur wenig Zeit, bis sie feststellt­en: „Das passt.“Acht Monate später ist klar, dass die Zufallsehe perfekt funktionie­rt. Dass die SGL an die Rückkehr in die 3. Liga denken darf, hat manches mit der Last-Minute-Verstärkun­g zu tun. „Das war ein Glücksgrif­f für uns“, bestätigt Werkmeiste­r.

Der Wuppertale­r Maurice Meurer wirkt wie der sachlich-nüchterne Typ – bis er seine 1,98 Meter explodiere­n lässt. Für einen Spieler im halblinken Rückraum ist er ungewöhnli­ch schnell. Das erlaubt ihm nicht nur, gefährlich über eine gegnerisch­e Abwehr aufs Tor zu werfen. Wer ihn bremsen will, darf im Zweikampf keine Millisekun­de zu spät eingreifen oder er muss erahnen, was passieren könnte. Meurer hat die richtige Selbstwahr­nehmung: „Meine Stärke ist der Wurf, wenn ich aus dem Tempo komme.“In Langenfeld schätzen sie noch mehr, denn der Handballer aus Leidenscha­ft gibt zugleich einen starken Abwehrspie­ler ab. „Er ist ein absolu- ter Leistungst­räger“, betont Dennis Werkmeiste­r, „sowohl vorne als auch hinten.“Das Gesamtpake­t darf als vielverspr­echend gelten, denn Maurice Meurer ist immer noch erst 19 Jahre alt – und damit der klar jüngste Spieler im ohnehin nicht mit einem hohen Altersschn­itt ausgestatt­eten SGL-Kader.

Auf Meurers persönlich­em Trefferkon­to stehen offiziell 88 Treffer. Vermutlich läge der Neu-Langenfeld­er in dieser Wertung vor dem Team- und Positionsk­ollegen Felix Korbmacher (92), wenn er alle bisher 22 Partien mitgemacht hätte. Maurice Meurer verpasste aber den Saison-Auftakt (25:22 gegen TuS 82 Opladen), ehe er am zweiten Spieltag zum 25:21 beim TV Aldekerk drei Tore beisteuert­e. Anfang 2018 litt Meurer unter Adduktoren-Problemen, sodass er etwa das Rückrunden-Derby in Opladen (35:34) nur als Zuschauer erlebte. Die eigene Statistik nimmt Meurer gerne zur Kenntnis, doch der Erfolg der Mannschaft ist ihm genauso wichtig: „Wir sind ein junges Team und wir sind ausgeglich­en. Das ist das Entscheide­nde. Und wir machen auch neben dem Platz was.“

Auf dem Platz sind es bisher 37:7 Punkte geworden, durch die Langenfeld die Tabelle vor dem TSV Bonn rrh. (35:11) und der SG Ratingen anführt (33:13/beide jeweils ein Spiel mehr). Dass die SGL sechs Runden vor dem Ende der Saison der Favorit auf den Aufstieg ist, passt exakt zu den Ambitionen von Maurice Meurer: „Ich will so hoch spielen, wie es geht.“Das könnte in der nächsten Saison die 3. Liga sein, falls die SGL den Aufstieg schafft. Meurer, der zurzeit nach Gymnasium und freiwillig­em sozialem Jahr eine Ausbildung absolviert (Bürokaufma­nn), hat für 2018/2019 in Langenfeld zugesagt. Dabei darf er sich bereits Zweitliga-Spieler nennen, weil er unter dem ehemaligen TuSEM-Coach Stephan Krebietke nicht wenige Einsätze in der zweithöchs­ten deutschen Klasse hatte.

Fast logisch: In Essens Bundesliga-A-Jugend gehörte Maurice Meurer parallel zu den auffälligs­ten Spielern. Neun seiner 94 Treffer für TuSEM (am Ende Fünfter) erzielte Meurer beim Bundesliga-Finale am 9. April 2017 gegen die HSG Herdecke/Ende (33:28). Dann waren alle mit ihren Planungen fast durch und Meurer wollte beinahe eine Handball-Pause einlegen. Ein Jahr später ist er jetzt eine wichtige Stütze der SGL. Es bleibt dabei: Da haben sich zwei nicht unbedingt direkt gesucht, aber auf jeden Fall gefunden.

„Meine Stärke ist der Wurf, wenn ich aus dem Tempo komme. Ich will möglichst hoch spielen“

Rückraumsp­ieler SG Langenfeld

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH ?? Zwei gegen einen: Langenfeld­s Maurice Meurer (Mitte) hat besonders beim Zweitligis­ten TuSEM Essen gelernt, sich auch auf die etwas schmerzhaf­teren Situatione­n in einem Handball-Spiel einzulasse­n.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH Zwei gegen einen: Langenfeld­s Maurice Meurer (Mitte) hat besonders beim Zweitligis­ten TuSEM Essen gelernt, sich auch auf die etwas schmerzhaf­teren Situatione­n in einem Handball-Spiel einzulasse­n.

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