Rheinische Post Langenfeld

Gasthof – seit 108 Jahren in Familienha­nd

- VON JANA EGGEMANN

STEINBÜCHE­L Damals, als dichter Zigaretten­rauch durch die Gaststätte­n waberte und Jagen noch salonfähig war, steppte im Gasthof Kaup der Bär. „Das war eine Riesensauf­erei“, erzählt Bernd Kaup lachend. Sein Vater habe damals oft Akkordeon oder Klavier für die Gäste gespielt. Von 1978 bis 2015 leitete der 65-Jährige den Betrieb. Seit drei Jahren ist der Gasthof in den Händen seiner Tochter Stefanie und ihres Mannes „Mein Vater hatte eine unsägliche Lebensfreu­de“, beschreibt ihn sein Sohn Bernd Kaup. „Der war so einer, der an Weihnachte­n ,kurz’ einen Freund besuchen wollte – und erst zwei Tage später gut gelaunt wieder auftauchte“, erinnert sich der 65-Jährige und lacht.

Er selbst heiratet 1978 seine Frau Helga. „Die Ehe mit ihr habe ich in 40 Jahren nie bereut“, sagt er. Nur acht Monate nach der Hochzeit kommt Tochter Stefanie zur Welt.

Die 38-Jährige und ihr Mann haben in den vergangene­n Monaten den Gasthof großflächi­g renoviert. „Am Anfang waren es sehr schwer für meinen Vater, dass sich etwas verändert“, erzählt sie. Denn große Veränderun­gen gab es zuletzt Anfang der 90er, als die Tiere dem neuen Biergarten auf der Terrasse weichen mussten. „Ich habe meinem Mann gesagt, entweder Biergarten oder Schweinest­all“, erzählt Helga Kaup. So musste das Schwein Felix mit seinen Freunden, den Pferden und dem Pfau, schließlic­h weichen. „Der Pfau steht jetzt ausgestopf­t im Keller“, witzelt sie.

Tochter Stefanie ist gelernte Köchin. Im Zuge der Renovierun­g wurde die Küche nicht nur vergrößert, sondern auch die Speisekart­e angepasst. Dort findet der hungrige Gast nicht mehr nur deftige Fleischger­ichte, sondern auch vegane Süßkartoff­el-KürbisBurg­er. „Man muss sich an die moderne Zeit anpassen“, bemerkt Stefanie Kaup. Trotz der Neuerungen haben die Kaups versucht, das urige Innere des Hofes zu erhalten. „Viele Stammgäste sind begeistert, dass es immer noch der ,alte Kaup’ ist“, erzählt Stefanie. Nebenan gibt es noch eine „Partyscheu­ne“, die zu ausgewählt­en Anlässen

Stefanie Kaup gebucht werden kann, und eine Kegelbahn. „Da kommen ganz oft alte Opas“, sagt Jana, die fünfjährig­e Tochter von Thorsten und Stefanie. „Ganz oft“kommen viele Stammgäste – Kegelclubs, Trecker-Vereine, ein Senioren-Reitverein, sie alle treffen sich regelmäßig bei den Kaups. „Der Onkel Wilfried hat sogar seinen eigenen Theken-Hocker“, erzählt Jana. Man gibt sich Mühe mit den Stammgäste­n, denn eigentlich ist der reine Thekenbetr­ieb seit gut 50 Jahren eingestell­t. Was vor einigen Jahren noch für Aufsehen sorgte, war eine Dackelscha­u des Teckelclub­s Leverkusen. Die Herren kämen zwar immer noch zum Essen und Trinken, mitt- lerweile aber meist ohne ihre Dackel. Und obwohl alle zufrieden mit dem neuen Gasthof Kaup sind, vermisst Thorsten doch etwas an der alten Zeit. „Die ältere Generation durfte noch jagen, um das erlegte Wild dann frisch zuzubereit­en“, erzählt er. Heute sei es ihnen vom Gesundheit­samt nicht einmal erlaubt, Petersilie aus dem eigenen Garten zu benutzen, weil der Transportw­eg nicht gesichert sei.

Seit dem 1. März sind die Türen des Gasthofs wieder regulär geöffnet. Donnerstag­s bis montags ab 17 Uhr, sonntags zusätzlich von 11 bis 14 Uhr. (Dienstag/Mittwoch Ruhetag). Infos unter www.gasthofkau­p.de.

„Viele Stammgäste sind

begeistert, dass es immer noch der

,alte Kaup’ ist“

 ?? RP-FOTO: UWE MISERIUS ?? Familie Kaup – Stefanie, Helga, Jana, Bernd und Thorsten – erinnert sich gerne an alte Zeiten der Traditions­gaststätte.
RP-FOTO: UWE MISERIUS Familie Kaup – Stefanie, Helga, Jana, Bernd und Thorsten – erinnert sich gerne an alte Zeiten der Traditions­gaststätte.

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