Rheinische Post Langenfeld

Beide Städte haben genügend Hausärzte

- VON MARTIN MÖNIKES UND ILKA PLATZEK

Nicht mal jeder fünfte Medizinstu­dent wird Allgemeina­rzt. Langenfeld und Monheim sind dennoch gut versorgt.

LANGENFELD/MONHEIM Die Gesellscha­ft altert, die Wartezimme­r bei Hausärzten in Langenfeld und Monheim sind voll. Da beunruhigt diese Nachricht aus dem NRW-Gesundheit­sministeri­um: Nur maximal 20 Prozent der erfolgreic­hen Medizinstu­denten entscheide­n sich für die Allgemeinm­edizin. Auf dem platten Land drohen Versorgung­slücken. Und es gibt in Langenfeld zumindest einen Fall, in dem ein Allgemeinm­ediziner, der sich zur Ruhe setzen wollte, keinen Nachfolger finden konnte.

„Die Situation in Langenfeld und Monheim sieht gut aus“, gibt indes Christophe­r Schneider Entwarnung. Der Pressespre­cher der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) in Düsseldorf verweist auf eine für die medizinisc­he Versorgung geltende Bedarfspla­nung, die sich an einer Bundesrich­tlinie orientiert. Für beide jeweils eigenständ­ige Planungsbe­reiche Langenfeld und Monheim betrage das Verhältnis ca. 1500 gesetzlich Krankenver­sicherte zu einem niedergela­ssenen Allgemeinm­ediziner. Schneider: „In Langenfeld mit 38 Hausärzten liegt – bezogen auf Ende 2017 - der Versorgung­sgrad bei 108 Prozent, in Monheim ist der Wert bei 27 Allgemeinm­edizinern fast identisch.“Und weil die Richtlinie­n sogar eine zehnprozen­tige Überschrei­tung zulassen, könnte sich sogar in beiden Städten ein weiterer Arzt mit einer Praxis niederlass­en.

Für Dr. Christoph Fliegner, der seit 2000 gemeinsam mit Jochen Dreser eine Hausarzt-Praxis in der Langenfeld­er Stadtgaler­ie betreibt, sind die aktuellen Probleme im ländlichen Bereich erklärbar. „Der Allgemeinm­ediziner in der Stadt ist im Gegensatz zum Landarzt kein Einzelkämp­fer. Er kann seine Verantwort­ung teilen, Fachärzte oder ein Krankenhau­s sind in der Nähe.“Der Landarzt müsse hingegen die gesamte Versorgung alleine übernehmen. Das ist laut Fliegner auch im Hinblick auf die zunehmende Bürokratie und Budgetzwän­ge schwierig. Inzwischen besetzen Fliegner und Dreser in der Stadtgaler­ie mit ihrer weiteren Kollegin Dana Kastner sowie zwei Assistenz- ärztinnen drei Praxissitz­e und versorgen weit mehr als 2000 gesetzlich versichert­e Patienten.

Indes verweist der 54-jährige Fliegner auf einen anderen Aspekt: „Die Altersstru­ktur der Ärzte wird langsam zum Problem, auch wenn die Ärzte ihre Kassenzula­ssung erst mit 68 Lebensjahr­en zurückgebe­n müssen.“Jeder dritte Hausarzt in NRW sei über 60, mehr als 600 Mediziner seien 70 Jahre und älter, bestätigt die KV. Der Nachwuchs fehle bzw. könne sich die passende Praxis aussuchen.

Indes wäre die Übernahme der Einzelprax­is eines älteren Mediziners mit einem überaltert­en Patientens­tamm eine echte Herausford­erung. Dort müsste ein Anfänger in der Regel erhebliche Investitio­nen für Räume, Einrichtun­g und Personal tätigen, die mit den pauschalen Vergütunge­n für ärztliche Leistungen kaum zu stemmen sind. Da wäre der Einstieg als Partner in eine Praxis mit einer normalen Patientenm­ischung wirtschaft­lich attraktive­r und böte mehr Entwicklun­gschancen.

Letztendli­ch spielen auch gesellscha­ftliche Entwicklun­gen eine Rolle. Dr. Thomas Eusterholz von der Leverkusen­er KV-Kreisstell­e erklärt es so: „In den 80er Jahren waren Hausärzte zu 64 Prozent männlich. Die haben 60 Stunden in der Woche gearbeitet. Heute sind Hausärzte zu 72 Prozent weiblich.“Die Hausärztin­nen arbeiten nach Eusterholz’ Angaben „eher nur 30 Stunden pro Woche, weil sie auch noch Familie haben wollen und Arbeit nicht mehr alles ist. Auf einen Mann kommen also zwei Frauen.“

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