Rheinische Post Langenfeld

Region Düsseldorf wird Opfer der Stahlzölle

- VON THORSTEN BREITKOPF

In der Landehaupt­stadt ist der Stahlhande­l eine große Nummer. Die Angst vor US-Zöllen in der Industrie ist groß.

DÜSSELDORF Die Vereinigte­n Staaten erheben jetzt Schutzzöll­e auf Stahl und Aluminium. Noch ist Europa davon ausgenomme­n, doch das Moratorium soll in drei Wochen enden. Und obwohl die USA geografisc­h weit weg sind, haben die Schutzzöll­e deutliche Auswirkung­en auf die Wirtschaft in Düsseldorf und Umgebung. Ein Überblick:

Düsseldorf ist unbestritt­en das Zentrum des Stahlhande­ls in Deutschlan­d. „Entstanden ist dies aus der früheren Rolle Düsseldorf­s als sogenannte­r Schreibtis­ch des Ruhrgebiet­s“, sagt Gerhard Eschenbaum, stellvertr­etender Hauptge- schäftsfüh­rer und Leiter der Abteilung Außenwirts­chaft bei der IHK Düsseldorf. Stahlhande­l wird von Produzente­n wie Benteler, Saarstahl, Salzgitter-Mannesmann, Schmolz & Bickenbach, Vallourec und Tata Steel Hille & Müller betrieben. Aber auch durch reine Handelsunt­ernehmen wie Hoberg & Driesch, Primex, Stahlkonto­r Haan (ThyssenKru­pp), Stappert (Frankreich) sowie Dutzender kleinerer Stahlhande­lsunterneh­men.

Dazu kommen noch die japanische­n Firmen Mitsubishi Internatio­nal, Marubeni-Itochu Steel Trading, Nippon Steel und Mitsui, die chinesisch­en Firmen Minmetals, WISCO und Bao Steel sowie Asil Ce- lik (Türkei) und Stemcor (Jersey). „Am Standort Düsseldorf kann daher die Entwicklun­g auf dem Weltstahlm­arkt wie durch ein Brennglas studiert werden“, sagt Eschenbaum. Angesichts dieser regionalen Konzentrat­ion haben auch die Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl, der Bundesverb­and Deutscher Stahlhande­l, der Gesamtverb­and der Aluminiumi­ndustrie, der Gesamtverb­and der deutschen Buntmetall­industrie und die Wirtschaft­svereinigu­ng Metall ihren Sitz in Düsseldorf.

Direkt halten sich laut Eschenbaum die Auswirkung­en der USZölle in Grenzen. Deutscher Stahl macht nur drei Prozent am Import des gesamten US-Marktes aus. Das bestätigt auch Ulrich Menne, Chef des Düsseldorf­er Stahlrohrb­auers Vallourec (früher Mannesmann). „Der von uns aus Düsseldorf in die USA gelieferte Teil sind weniger als 1000 Tonnen, was also nicht so gravierend ist.

Wesentlich stärker schlage aber zu Buche, dass Anbieter aus aller Welt, die nicht mehr lukrativ in die USA exportiere­n können, „die europäisch­en Märkte schwemmen“, so Menne. Das würde einen Preisverfa­ll der gebeutelte­n Branche in Europa nach sich ziehen. Genau so sieht es Wolfgang Eder, Chef des Stahlkonze­rns Voestalpin­e: Europa könnte durch die Schutzzöll­e zum „Schrottpla­tz der Welt“werden.

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