Rheinische Post Langenfeld

Leipzig ist der Auftakt für die Topspiel-Wochen

- VON DORIAN AUDERSCH

Druck? Von wegen! Vor dem Spiel heute Abend in Leipzig präsentier­t sich Bayer-Trainer Heiko Herrlich selbstbewu­sst – und gibt seiner lahmenden Offensive Weisheiten aus der Ära Christoph Daum mit auf den Weg.

LEVERKUSEN Toreschieß­en hat für Heiko Herrlich vor allem etwas mit Beharrlich­keit zu tun. Aber auch viel mit Fleiß und Geduld. Christoph Daum taufte die Kombinatio­n der genannten Eigenschaf­ten Ende der 1990er Jahre „Staubsauge­rvertreter­Mentalität“, um seinen von Ladehemmun­gen geplagten Stürmer Ulf Kirsten zu helfen. Der Kerngedank­e: Man müsse es einfach immer weiter versuchen, bis man letztlich einen erfolgreic­hen Abschluss schaffe. „Und dann macht man vielleicht gleich drei, vier hintereina­nder“, sagt der Trainer der Werkself in Anlehnung an Daums Metapher. Als Ex-Stürmer weiß Herrlich, dass Durststrec­ken zum Schicksal eines Angreifers gehören. „Da muss man einfach durch.“

Eine solche Leidenszei­t durchlebt derzeit Kevin Volland, der seit dem 12. Januar auf sein 50. Tor in der Bundesliga wartet. „Einfach an sich glauben und es immer wieder weiter versuchen“, lautet Herrlichs Rezept, um die Torflaute zu überwinden. „Wer nicht aufs Tor schießt, kann auch nicht treffen.“Die Zahl der Versuche sei letztendli­ch egal.

Es ist der Werkself zu wünschen, dass Volland die Tipps verinnerli­cht, denn er ist der einzige voll einsetzbar­e Stürmer im Kader. Lucas Alario ist gesperrt, Joel Pohjanpalo fällt mit einer Verletzung am Sprunggele­nk aus und Stefan Kießling ist kein Mann mehr für 90 Minuten Vollgasfuß­ball.

Letzterer wird indes nötig sein, um den Vizemeiste­r im eigenen Stadion zu schlagen. Das wäre laut Herrlich „Pionierarb­eit“, denn Bayer 04 ist es in bislang drei Begegnun- Es droht die Kulisse eines Geisterspi­els. Der Leipziger Anhang hat bereits angekündig­t, 45 Minuten schweigen zu wollen. „Das wird ein anderes Bundesliga­spiel als sonst“, sagt er. „Die Atmosphäre könnte eher den Charakter eines Freundscha­ftsspiels haben. Das ist eine neue Situation für uns alle.“Wichtig sei, den Fokus zu behalten und sich von dem Drumherum nicht beeindruck­en zu lassen. Er könne die Proteste der Fans indes verstehen, so der Coach.

Herrlich sieht die Partie als Auftakt für die „Wochen der Wahrheit“für seine Mannschaft. Nach Leipzig warten die Aufgaben gegen Frankfurt, das Pokal-Halbfinale gegen München sowie das Auswärtssp­iel in Dortmund.

Den daraus entstehend­en Druck empfindet der Trainer nicht als Belastung – im Gegenteil: „Ich liebe genau solche Situatione­n und das muss für die Spieler genauso gelten.“Schließlic­h handele es sich um positiven Druck. Es gehe in den nächsten Wochen nicht um Existenzen oder Abstiegska­mpf, sondern um die Frage: Champions League, Europa League oder weder noch? „Es gibt nicht Schöneres, als gemeinsam ein gesetztes Ziel zu erreichen“, sagt Herrlich. Und das ist freilich klar definiert. Die Königsklas­se soll es in der kommenden Saison sein.

Rechtzeiti­g für die Topspielwo­chen meldet sich Kapitän Lars Bender fit zum Dienst. Zwar plagen den 29-Jährigen „kleinere Blessuren“, doch es ist wahrschein­lich, dass er heute auflaufen wird. Weitere Ausfälle sind abgesehen von Alario, Pohjanpalo und Vladlen Yurchenko nicht zu beklagen.

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