85-Jährige schreibt Krimis mit Lokalkolorit
Anne Pöttgen fing mit dem Erfinden spannender Storys an, weil sie sich nicht langweilen wollte.
ERKRATH/LANGENFELD Hier schreibt sie also: Ein aufgeräumter kleiner Arbeitstisch mit Laptop im sechsten Stock einer sehr gediegenen Wohnanlage für Senioren in Erkrath, aus dem Fenster ein unverstellter Blick in die Ferne, jedenfalls bei klarem Wetter. An der Wand hohe Regale mit Büchern, daneben ein schmales Bett. „Wenn es mal nicht fluppt mit dem Schreiben oder ich etwas nicht plausibel finde, lege ich mich einfach ein bisschen hin und entspanne. Danach läuft es wieder“, erzählt die ehemalige Steuerberaterin, die sich im Alter ganz dem Schreiben von Kriminalgeschichten, nun ja, verschrieben hat.
Heute liest sie um 19.30 Uhr gemeinsam mit Düssel-Krimi-Schöpfer Jörg Marenski in Haus Arndt in Langenfeld, Solinger Straße 2. Für Montag, 30. April, 16 Uhr, lädt sie mit zwei weiteren Autorinnen zur Lesung in den Rosenhof Hochdahl, Sedentaler Straße 25, ein. Eintritt in beiden Fällen ist frei.
Seit sie im Hochdahler Rosenhof lebt und dort umsorgt wird, hat die gebürtige Düsseldorferin Kopf und Hände frei für das, was sie bescheiden „Gebrauchstexte mit Unterhal- tungsanspruch“nennt. Eine Künstlerin sei sie nicht, aber kreativ und schreiblustig. Die Veranstalter der Lesung, bei der sie heute Abend kurze Geschichten aus ihrem Bändchen „Mörder haben gute Gründe“vorstellt, haben sie werbewirksam zu „Erkraths Miss Marple“ernannt. Anne Pöttgen findet das ganz lustig und natürlich ist es ein Ehrentitel – wer mag sie nicht, die rüstige, ungemein gebildete, clevere und stets gut angezogene alte Dame des englischen Krimis. Wie deren Schöpferin Agatha Christie schickt auch Anne Pöttgen eine betagte, kompakte Ermittlerin ins Rennen, Ruth Bergmann, der allerdings eine junge Assistentin zu Seite steht – eine mit Alkoholproblem, denn das hat Anne Pöttgen beim Krimischreibseminar in Hillesheim gelernt: Alle, auch die noch so sympathischen Figuren im Text, müssen einen Makel haben, der sie interessant macht und dabei hilft, spannende Geschichten zu entfalten. Das ist ihr Tagwerk, ob- wohl sie eigentlich ein Nachtmensch ist, dem „morgens einfach nichts einfällt“. Dafür liest sie dann mehrere Zeitungen und arbeitet ihren Stapel ungelesener Bücher ab, darunter viel Sachliteratur, denn für ihre Krimis braucht sie ein interessantes, oftmals lokalgeschichtliches Fundament.
Die historischen Fakten müssen stimmen, aber die Handlung drumherum ist ihre ganz persönliche Erfindung, auch wenn der Tatort mal ein Seniorenwohnheim ist. Gelegentlich kommt es aber vor, dass ihr jemand eine interessante, authentische Geschichte erzählt, die einen ganz hervorragenden Krimistoff abgibt. Wie etwa jene über einen in den 40er Jahren aktiven Geheimagenten mit russischer Vergangenheit aus der Region. Ihre Fans können also auf weitere spannende Lektüre hoffen, denn ans Aufhören denkt Anne Pöttgen noch lange nicht. Alle ihre Bücher findet man unter www.annepoettgen.de.