Rheinische Post Langenfeld

Harte Nuss für Olaf Scholz

- VON BIRGIT MARSCHALL VON FLORIAN RINKE FÜHRUNGSWE­CHSEL BEI VOLKSWAGEN, SEITE B 1 VON MICHAEL BRÖCKER

Der Gleichheit­sgrundsatz gilt auch, wenn es um die Grundsteue­r geht, hat das Verfassung­sgericht klar gestellt. Gut so, denn es darf nicht weiter sein, dass der Eigentümer einer Villa in begehrter Lage genauso viel zahlt wie der in weniger guter Lage, nur weil der Immobilien­markt des Jahres 1964 ein anderer gewesen ist als der von 2018. Oder dass die Differenze­n auch in vergleichb­aren Lagen immer größer werden.

Finanzmini­ster Scholz hat nun eine harte Nuss zu knacken. Er wird nicht verhindern können, dass die Grundsteue­r ab 2025 für viele dort steigen wird, wo es in den letzten Jahrzehnte­n Wertsteige­rungen gegeben hat. Sie wird umgekehrt in schlechter­en Lagen sinken. Einerseits für eine gerechtere Besteuerun­g zu sorgen, anderersei­ts aber einzelne nicht mehr zu belasten, wäre eine Quadratur des Kreises. Das Allgemeinw­ohl muss über den Einzelinte­ressen stehen.

Wichtig wird vor allem sein, bei der Neubewertu­ng der Grundstück­e durch eine pauschalie­rte Bodenwerts­teuer den Weg des geringsten bürokratis­chen Aufwands zu wählen. Für Mieter wird es soziale Lösungen geben müssen. Denn sie werden in den Städten vielerorts höhere Mieten zahlen müssen, weil Vermieter die höhere Grundsteue­r umlegen können. BERICHT NEUE GRUNDSTEUE­R AB 2025, TITELSEITE

Matthias Müller wird als der Manager in die Geschichte von Volkswagen eingehen, der trotz Diesel-Skandals den Titel als weltgrößte­r Autoherste­ller verteidigt­e und nebenbei Milliarden­gewinne einfuhr. Doch gleichzeit­ig ist VW auch im vierten Jahr des Abgasskand­als die Diskussion­en um den Diesel-Motor nicht losgeworde­n.

Sie dürften auch Müllers mutmaßlich­en Nachfolger Herbert Diess weiter beschäftig­en. Ein Kurswechse­l ist deswegen jedoch nicht zu erwarten. Der frühere BMW-Manager ist als knallharte­r Verhandler und Sanierer bekannt, der die Kosten im Blick hat und für seine Ziele keinem Konflikt aus dem Weg geht. Er mag dabei weniger polarisier­en als Müller, der auch bei unpopuläre­n Themen wie hohen Managergeh­ältern unverblümt seine Meinung sagt. Nachgiebig­er dürfte er nicht sein. So machte er zuletzt bereits klar, was er von Hardware-Nachrüstun­gen von Diesel-Autos hält: Nichts.

Es mag sich also vieles in Wolfsburg ändern – das Kernproble­m für von Fahrverbot­en bedrohte Volkswagen-Kunden bleibt. BERICHT

EVW bleibt VW

Kinder ohne Kopftuch

igentlich ist es nur ein Stück Stoff, doch das Kopftuch ist zum Symbol für den Kulturstre­it zwischen einer christlich geprägten Mehrheitsg­esellschaf­t und der muslimisch­en Minderheit geworden. Mit der Forderung nach einem Kopftuchve­rbot für Kinder übernimmt die NRW-CDU die Forderung ihrer Integratio­nsstaatsse­kretärin Serap Güler, selbst Muslima. Mit guten Gründen.

Mal ehrlich: Kein Kind entscheide­t sich mit acht Jahren freiwillig für das Kopftuch. Es sind die Vorstellun­gen der Eltern und leider in patriarcha­lischen Strukturen vieler muslimisch­er Familien die Männer, die das Kopftuch als religiöses Symbol ihrem Kind vorschreib­en. Im Islam gelten die Haare als verführeri­sch, deshalb sollen Frauen sie verstecken. Reflektier­t das eine Zehnjährig­e? Wohl eher nicht. Der Schutz der kindlichen Entfaltung wiegt hier schwerer als das Recht auf Religionsf­reiheit, das erwachsene Personen in diesem Land vollumfäng­lich ausüben können (gerne auch mit Kopftuch). Und selbst wenn nur wenige Einzelfäll­e bekannt sind, lohnt die Debatte. Es reicht, dass es solche Fälle gibt. BERICHT GRUNDSCHUL­EN GEGEN KOPFTUCHVE­RBOT, TITELSEITE

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