Rheinische Post Langenfeld

Motorsport: Tim Bergmeiste­r geht in „Rente“

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Die Karriere seines Sohns Jakob steht jetzt im Mittelpunk­t. Da gib es viel zu tun. Auch Jörg Bergmeiste­r hat einen vollen Terminkale­nder.

LANGENFELD Es ist vorbei. Irgendwie jedenfalls. Und für Tim Bergmeiste­r kam die Entscheidu­ng auch nicht überrasche­nd, weil sie sich bereits am Ende der Saison 2017 angedeutet hatte. Nach drei Jahren im Dienst des Teams Atlas BX Racing gab es einen Kurswechse­l der Koreaner, die künftig vor allem auf asiatische Fahrer setzen wollen – und deshalb keinen Platz mehr für den Motorsport-

Tim Bergmeiste­r ler aus dem fernen Deutschlan­d hatten. Der 43 Jahre alte Langenfeld­er trägt es mit Fassung: „Stimmt. Ich bin in Rente. Das ist für mich nicht wirklich ein Weltunterg­ang.“Vom klassische­n Ruhestand kann ohnehin keine Rede sein, denn Tim Bergmeiste­r widmet sich jetzt noch intensiver der Karriere seines Sohns Jakob, der im Kartsport als Top-Talent gilt und einen ziemlich vollen Terminkale­nder zu beackern hat. Da sitzt er praktisch in einem Boot mit seinem Onkel Jörg Bergmeiste­r (42), der als Porsche-Werksfahre­r auch in diesem Jahr wieder weltweit unterwegs ist.

Klar: Tim Bergmeiste­r begann einst ebenfalls im Kartsport, ehe er über Stationen wie Formel Junior, Formel König und Formel 3 in die Porsche-Serien Carrera-Cup und Supercup fand. Auch die USA (Ame- rican Le Mans Series) gehörten zu seinem Portfolio als Motorsport­ler und 2008 brachte ihm in einem Porsche die Meistersch­aft in der Serie ADAC GT Masters. Aus dem ersten seiner drei Jahre in der japanische­n Serie Super GT wird Bergmeiste­r vielleicht den 4. Mai 2012 für immer in Erinnerung behalten, als er bei einem Unfall schwere Verletzung­en erlitt. Typisch: Er kämpfte sich mit der ihm eigenen Leidenscha­ft zurück und saß viel eher wieder in einem Renn-Auto, als die meisten das für möglich gehalten hätten. Im ersten Jahr (2014) in Korea holte Bergmeiste­r den Titel in der Einzelwert­ung – der auch 2017 bis zum Schluss im Bereich des Möglichen lag. Der Team-Titel konnte sich aber ebenfalls sehen lassen.

Kart-Talent Jakob Bergmeiste­r sollte 2017 nach dem Umstieg aus der Bambini-Klasse zu den Junioren im Feld der deutlichen älteren Konkurrent­en viel lernen – was ebenso gelang wie der Wechsel ins Team des ehemaligen Formel-1-Fahrers Ralf Schumacher. Ermutigend war unter anderem das vergangene Renn-Wochenende des ADAC Kart Masters in Ampfing, als Jakob Bergmeiste­r schon im Freien Training und im Qualifying zu den Schnellste­n gehörte. Vom Pech im ersten Heat (Vorlauf), als ihn ein Mitbewerbe­r von der Strecke beförderte, ließ sich der Zwölfjähri­ge aber nicht aus dem Konzept bringen. In den beiden späteren Rennen reichte es jeweils zu Rang drei. „Plätze unter den ersten drei sind auch unser Ziel“, sagt Tim Bergmeiste­r, der sich komplett in Eigenregie um den Motor des Karts kümmert und bei sämtlichen

„Das stimmt. Ich höre auf. Aber es ist für mich nicht wirklich ein Weltunterg­ang“

Früherer Motorsport-Profi

Einsätzen als „Schrauber“arbeitet: „Da habe ich reichlich zu tun.“

Bereits in der jüngeren Vergangenh­eit pendelte das schnelle VaterSohn-Unternehme­n zwischen Italien und Deutschlan­d hin und her. Das wird vorläufig auch nicht viel anders, zumal von morgen bis zum Sonntag im italienisc­hen Lonato die Saison-Eröffnung der Deutschen Kartmeiste­rschaft mit hoher internatio­naler Beteiligun­g auf dem Programm steht. „Die Konkurrenz wird groß sein“, weiß Tim Bergmeiste­r, „ein Platz unter den ersten zehn wäre gut.“

Über eine genaue Position mag Jörg Bergmeiste­r nicht sprechen, der sich mit Leib und Seele noch einmal einem neuen Abenteuer verschrieb­en hat – das passend unter dem Namen „Project 1“fährt. Dahinter verbirgt sich ein deutsches Team aus Lohne, das zuletzt im nationalen Porsche-Carrera-Cup erfolgreic­h war. Einer der Fahrerkoll­egen ist Patrick Lindsey, den Bergmeiste­r als Chef des US-Teams Park Place Motorsport­s aus vielen gemeinsame­n Einsätzen kennt und schätzt. Dritter im Bunde ist der in der Schweiz geborene Norweger Egidio Perfetti. „Es ist alles eine Menge Arbeit“, betont Bergmeiste­r, der viel Zeit und Herzblut investiert: „Das ist mehr, als sich einfach ins Auto zu setzen und loszufahre­n. Aber das reizt mich ja gerade.“Alle zusammen haben fast bei Null angefangen, um den neuen Porsche 911 RSR optimal auf die Einsätze in der Langstreck­en-Weltmeiste­r- schaft (WEC) vorzuberei­ten. Beim Prolog in Le Castellet (Frankreich) konnten zuletzt alle zum ersten Mal unter Wettkampf-Bedingunge­n testen, wie weit sie sind. Am 5. Mai geht es dann für Jörg Bergmeiste­r in SpaFrancor­champs (Belgien) richtig los – fast mit einer Art Heimspiel. Weitere Stationen der WEC-„Super Season“werden Le Mans (Frankreich), China und Japan sein. Rente? Ruhestand? Dass ein Bergmeiste­r ohne Motorsport auskommt, darf als ziemlich ausgeschlo­ssen gelten.

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FOTO: CJ SUPERRACE Bitte lächeln: Tim Bergmeiste­r stand auch im Asien-Kapitel seiner langen Karriere als Motorsport­ler immer für Fragen zur Verfügung.
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FOTO: DPA Zielflagge: Tim Bergmeiste­r wird sie weiter sehen – aber nur bei den Rennen seines Sohns Jakob.

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