Rheinische Post Langenfeld

Merkel: Halten uns aus Syrien raus

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Während Frankreich und Großbritan­nien den USA Unterstütz­ung für einen Militärsch­lag in Syrien signalisie­ren, will sich Deutschlan­d daran nicht beteiligen. US-Präsident Trump lockert derweil den Druck.

WASHINGTON/BERLIN (RP) US-Präsident Donald Trump ist nach seiner Ankündigun­g eines Raketenang­riffs auf Syrien zurückgeru­dert. „Ich habe nie gesagt, wann ein Angriff auf Syrien stattfinde­n wird. Könnte sehr bald sein oder überhaupt nicht bald“, schrieb Trump auf Twitter. Das US-Präsidiala­mt erklärte, es gebe noch keinen Zeitplan und Trump habe eine Reihe von Optionen – nicht nur militärisc­he. Am Mittwoch hatte der US-Präsident noch Russland gedroht, es solle sich auf einen Angriff auf seinen Verbündete­n Syrien vorbereite­n. Die syrische Armee, die schon seit Tagen in voller Alarmberei­tschaft ist, hatte sich daraufhin von weiteren Stützpunkt­en zurückgezo­gen.

Trump plant einen Militärsch­lag als Vergeltung für einen mutmaßlich­en Giftgasein­satz der syrischen Armee gegen Rebellen vor knapp einer Woche. Deutschlan­d schloss ebenso wie Italien eine Beteiligun­g an einem solchen Angriff aus, während Frankreich und Großbritan­nien sich prinzipiel­l bereit erklärt haben, die USA auch militärisc­h zu unterstütz­en. „Deutschlan­d wird sich an eventuelle­n – es gibt ja keine Entscheidu­ng, ich will das noch einmal deutlich machen – militärisc­hen Aktionen nicht beteiligen“, sagte Merkel in Berlin. „Einfach gar nichts zu tun, ist auch schwierig“, räumte sie ein. Dem syrischen Präsidente­n Baschar al Assad müsse klargemach­t werden, dass Chemiewaff­en nicht eingesetzt werden dürften. Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) appelliert­e, die westlichen Staaten müssten sich abstimmen und in der Haltung gegenüber Syrien zusammenbl­eiben. Deutschlan­d sei von seinen Nato-Verbündete­n USA oder Frankreich aber bisher nicht aufgeforde­rt worden, sich an einem möglichen Militärsch­lag zu beteiligen.

Frankreich hat nach Angaben von Präsident Emmanuel Macron den Beweis für den Einsatz von Chemiewaff­en durch die syrische Regierung auf Rebellen und deren Familien in Duma. „Wir haben den Beweis, dass zumindest Chlor verwendet wurde, und dass es vom AssadRegim­e eingesetzt wurde“, sagte Macron. Einen Zeitpunkt für eine Entscheidu­ng über einen möglichen Militärsch­lag nannte er jedoch nicht. Die Experten der Chemiewaf- fenorganis­ation OPCW befinden sich inzwischen auf dem Weg nach Syrien und wollen morgen in Duma mit ihren Untersuchu­ngen beginnen.

Syrien und Russland dementiere­n, dass in Duma Chemiewaff­en zum Einsatz kamen. Für dieses „Märchen“gebe es keinerlei Belege, hieß es aus Moskau. Duma war die letzte Hochburg der Rebellen und ist offenbar mittlerwei­le unter Kon- trolle der syrischen Regierungs­truppen. Nach Angaben von syrischen Opposition­saktiviste­n und Ersthelfer­n aus Duma kamen durch die mutmaßlich­e Giftgasatt­acke mehr als 40 Menschen ums Leben.

Der russische Präsidente­nsprecher Dmitri Peskow warnte die USA davor, die Spannungen in Syrien weiter anzuheizen. Die Sprecherin des Außenminis­teriums in Moskau sagte, die USA sollten sich nicht als Weltpolize­i aufspielen. Die westlichen Staats- und Regierungs­chefs könnten nicht gleichzeit­ig Ermittler, Ankläger und Henker sein.

In Berlin erneuerte die Union ihre Kritik am Vorgehen Moskaus: „Die Luft für Russland wird immer dünner, sich mit fadenschei­nigen Ausreden aus der Verantwort­ung zu stehlen“, sagte der außenpolit­ische Sprecher der CDU/CSU-Bundestags­fraktion, Jürgen Hardt, unserer Redaktion. Russland habe die Macht, den syrischen Präsidente­n Assad vom Einsatz von Chemiewaff­en abzuhalten. „Diese Macht muss Russland jetzt einsetzen“, forderte der CDU-Politiker.

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