Rheinische Post Langenfeld

Russland vergiftet die Weltpoliti­k

- VON MATTHIAS BEERMANN VON REINHARD KOWALEWSKY VON EVA QUADBECK HARTZ IV STEHT WIEDER KOMPLETT ZUR . . ., SEITE A 4

Wer hätte noch vor wenigen Jahren geglaubt, dass man wieder regelmäßig über Opfer von chemischen Kampfstoff­en lesen würde? Doch nun ist das geächtete Teufelszeu­g wieder da, und verantwort­lich dafür ist vor allem Russland. In Syrien hat es dafür gesorgt, dass Diktator Baschar al Assad seine Landsleute vergasen kann, ohne Konsequenz­en fürchten zu müssen, obwohl ein UN-Rapport 2017 für den Großteil der bis dahin dokumentie­rten 85 C-WaffenEins­ätze eindeutig die syrische Armee verantwort­lich machte. Und für den Nervengift­anschlag auf die Skripals in Großbritan­nien schob Moskau in gespielter Empörung der halben Welt die Schuld zu. Es ist ein zynisches Lügenspiel, aber eines mit Kalkül.

Der Einsatz der geächteten Waffe ist die ultimative Regelverle­tzung, und Russlands Präsident Wladimir Putin dient sie dazu, dem Westen seine Machtlosig­keit zu demonstrie­ren. Putin will die westliche Dominanz brechen, indem er die internatio­nale Ordnung einfach nicht mehr respektier­t. Bisher ist er damit durchgekom­men, abgesehen von ein paar Sanktionen, die man Russland auferlegt hat. Aber nun scheint eine Grenze erreicht, an der man Putins politische­n Giftangrif­f stoppen muss. BERICHT MERKEL: HALTEN UNS RAUS AUS SYRIEN, TITELSEITE

EOpfer helfen Opfern

s ist eine rührende Geste: Einige Angehörige der Menschen, die der Co-Pilot von Germanwing­s 9525 vor drei Jahren mit sich in den Tod riss, bieten nun Hilfe für direkte oder indirekte Opfer des Amoklaufs von Münster an. Sie wollen zeigen, dass auch nach einer so schrecklic­hen Tat ein Weg zurück ins Leben möglich ist, erklärt NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach den Vorstoß. Und in der Tat besteht eine klare Parallele zwischen beiden Fällen: Der offensicht­lich seelisch gestörte Amokfahrer von Münster tötete völlig unschuldig­e Menschen, bevor er sich selbst erschoss, der Co-Pilot des Jets nahm 149 Menschen das Leben, obwohl auch diese nichts mit seinen Depression­en zu tun hatten – absurde Taten jeweils, die für jeden Angehörige­n schwer zu bewältigen sind.

Gerade weil brutale Verbrechen viele Menschen so hart treffen, erweist es sich als kluger Schritt der neuen NRW-Landesregi­erung, die Institutio­n eines hauptamtli­chen Opferschut­zbeauftrag­ten geschaffen zu haben. Opfern muss mehr geholfen werden – das sollten andere Bundesländ­er auch so machen. BERICHT AMOK-OPFER VON MÜNSTER . . ., TITELSEITE

Was von Hartz IV bleibt

Die SPD will endlich den Klotz am Bein namens Hartz IV loswerden. Der Versuch ist nachvollzi­ehbar. Knapp 15 Jahre nach der Zusammenle­gung von Sozialhilf­e und Arbeitslos­enhilfe steht Hartz IV symbolisch für eine bildungsfe­rne, vom gesellscha­ftlichen Leben abgekoppel­te Bevölkerun­gsschicht. Der Begriff steht auch für den Absturz der SPD von der Mehrheitsp­artei auf unter 20 Prozent Zustimmung.

Bei dem Versuch, Hartz IV zu reformiere­n, können die neue Bundesregi­erung und ihr neuer Arbeitsmin­ister nur erfolgreic­h sein, wenn es gelingt, die Langzeitar­beitslosig­keit tatsächlic­h spürbar zu reduzieren. Dies wiederum kann nur mit Konsequenz gelingen: Langzeitar­beitslose müssen künftig bessere und passgenaue­re Möglichkei­ten für den Wiedereins­tieg in den Beruf erhalten. Wer bei diesen Angeboten nicht kooperiert, muss auch weiterhin mit Sanktionen belegt werden können. Auch das hohe Prinzip, wonach derjenige mehr Geld bekommt, der einem geregelten Job nachgeht, muss beibehalte­n werden. Anders funktionie­rt es nicht. BERICHT

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