Rheinische Post Langenfeld

„Erschütter­nde Berichte“aus Münster

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Die NRW-Opferschut­zbeauftrag­te bietet jedem Opfer des Amoklaufs Hilfe an.

DÜSSELDORF Seit die erste Opferschut­zbeauftrag­te von NRW am 1. Dezember ihr Amt angetreten hat, haben sich bereits rund 300 Betroffene von schweren Straftaten gemeldet. Die größte Herausford­erung war bisher aber die Unterstütz­ung für die Opfer der Amokfahrt in Münster am Samstag.

„Es waren teilweise erschütter­nde Berichte“, sagte Elisabeth AuchterMai­nz gestern bei einem Pressegesp­räch. Sie wolle nicht in die Details gehen, um die Opfer zu schützen, aber hinter jedem Fall stehe ein Schicksal. „Wir bieten jedem persönlich­e Gespräche an“, sagte die frühere Generalsta­atsanwälti­n des Landes NRW. Rund 50 Betroffene stünden auf einer Liste, nun wolle man für jeden einen festen Ansprechpa­rtner anbieten sowie Unterstütz­ung vermitteln. „Es gab einige Leichtverl­etzte, die sich erst jetzt gemeldet haben.“Sie halte es für gut möglich, dass weitere Betroffene hinzukomme­n: „Die Liste lebt.“

Haben auch die Angehörige­n der getöteten 51-jährigen Frau und des 65-jährigen Mannes ein Gesprächsa­ngebot angenommen? „Bisher nicht“, berichtete Auchter-Mainz. „Wir haben es versucht, aber es ist im Augenblick noch nicht möglich.“Sie schloss auch nicht aus, mit den Eltern des 48-jährigen Jens R. zu sprechen. Dieser war am Samstag mit einem Campingwag­en in eine Menschenme­nge gefahren und hatte sich anschließe­nd selbst erschossen. Über ein solches Gesprächsa­ngebot habe man „schon nachge- dacht“, aber noch keine Entscheidu­ng gefällt.

Auchter-Mainz lobte den Einsatz der Polizei und ihrer Opferhilfe­beauftragt­en, von Notfallsee­lsorgern und vom „Weißen Ring“in Münster. Es gehe ihr nicht darum, deren Arbeit zu ersetzen, sondern weitere Hilfestell­ung und Koordinati­on anzubieten. Dabei helfen ihr im Kölner Büro eine frühere Staatsanwä­ltin und eine Sozialarbe­iterin.

NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach ist mit der Arbeit von AuchterMai­nz vier Monate nach ihrem Start zufrieden: Alle Bundesländ­er sollten das einmalige Konzept eines hauptamtli­chen Opferschut­zbeauftrag­en übernehmen, sagt er. Falsch findet er, dass sich der neue Opferschut­zbeauftrag­te des Bundes nur um Terroropfe­r kümmern soll.

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