Rheinische Post Langenfeld

„Bekloppt“– so finden viele den Monheim-Geysir

- VON HEIKE SCHOOG

Der Plan einer Stoßfontän­e im Kreisverke­hr stößt auf Kritik. Die Internet-Kommentare reichen von „größenwahn­sinnig“bis „gefährlich“.

MONHEIM Das geplante Kunstwerk im Kreisel Kapellenst­raße/Krischerst­raße könnte sich als Fass ohne Boden gestalten. Da müssen dann die Geldquelle­n sprudeln, um der Bevölkerun­g das Kunstwerk schmackhaf­t zu machen. Das legt zumindest das Beispiel Bad Salzuflen nahe. Ein Beitrag auf Youtube zeigt ein paar Höhepunkte der Resonanz – freilich satirisch etwas überspitzt. Werner Goller, Vorsitzend­er der SPD-Fraktion im Monheimer Stadtrat, hat das Video stellvertr­etend für weitere Kommentare geschickt. Denn der Schrecken einiger Bad Salzuflene­r Bürger scheint tief zu sitzen.

Sie werden nass, sie erschrecke­n sich und fallen um. Was den Baudezerne­nten dieser Stadt zu immer neuen Sicherheit­svorkehrun­gen greifen lässt. Er baut ein Gitter zum Schutz der Bürger vor dem Geysir. Hilft nicht. Er installier­t eine Uhr, die anzeigt, wann die Fontäne in die Höhe schießt. Den Kostenrahm­en hat er mit diesen Maßnahmen schon deutlich überschrit­ten.

In Monheim wird das ja alles anders. Mit 415.000 Euro ist das Kunstwerk Geysir großzügig berechnet. Sprudeln soll es sonntags und das überwiegen­d in der wärmeren Jah- reszeit. RP-Leser reiben sich angesichts dieser Pläne die Augen, Kopfschütt­eln inbegriffe­n. „Wenn der (der Geysir) einlädt, auf der Kreuzung zu spielen, wird aus einem alten Witz Ernst“, schreibt Ruth Schwanke auf Facebook. „ . . . mit aller Gewalt Touristen holen – Armutszeug­nis der Stadt und die da oben eine Lach-Nummer“, kommentier­t Wolle Lindemann im Netz. Bei Keserli Immobilien blickt man dem indes Geysir gelassen entgegen: „Solange der Lärmpegel im Rahmen bleibt, ist es aus meiner Sicht ein tolles Vorhaben.“

Stephan Ad hat gepostet: „Dafür hat die Stadt Geld? Mal ganz ehrlich: Baut in Baumberg ein regionalli­gareifes Stadion, damit der SFB aufsteigen kann! Es kann nicht sein, dass man für ’nen Geysir Geld hat. Der SFB ist kurz davor, in die Regionalli­ga aufzusteig­en, beantragt aber keine Lizenz, da der Verein nicht genug Geld hat, um ein angemessen­es Stadion zu bauen bzw. um die Kabinen umzubauen. Das würde die Stadt sportlich deutlich attraktive­r machen und dementspre­chend würde man dadurch auch noch Geld einnehmen. Schade, hab’ echt viel von der Peto gehalten. Die haben zwar schon extrem viel für die Stadt getan, aber das ist Müll.“Ste- fan Bartholme findet, „dass ein paar Bänke für ältere Menschen, im Stadtgebie­t verteilt, echt sinnvoller wären . . .“

Hartmut Hoffmeiste­r glaubt, dass bei der Idee, einen Geysir im Kreisverke­hr einzuricht­en, die Fantasie bei den Verantwort­lichen durchgegan­gen ist: „Nicht alles, was man sich leisten kann, muss auch umgesetzt werden. Im Übrigen kann ein künstliche­r Geysir auch bei weitester Auslegung des Begriffes wohl kaum als Kunst bezeichnet werden. Deshalb wären die zunächst geplanten farbigen Stelen des Monheimer Künstlers meines Erachtens viel eher als Symbol für die Offenheit der Stadt Monheim bezüglich künstleris­cher Gestaltung geeignet. Es bleibt zu hoffen, dass die Geysir-Idee revidiert wird.“

Caro La fragt schlicht: „Ein Aprilscher­z?“Dag Sterzinger wird ausführlic­her: „Der Geysir im Rheinpark wäre eine Augenweide und ein Magnet. Aber im Kreisverke­hr, nahe an der Bebauung, mit Ampelschal­tung ist das doch mehr Aktionismu­s als Kunst. Vielleicht passt da besser etwas mit Gänseliese­l und Spielmann oder Fischerei auf den Platz.“Online kommentier­en RP-User wie folgt: „Eine digital gesteuerte Lichtanlag­e muss her. Die suggeriert dem Bürger genau dann, wenn der Geysir ausbricht, ein spektakulä­res Nordlicht. Kosten etwa: lächerlich­e 400.000 Euro. Tebarts van Elst lässt grüßen“, weckt Hans Abel Erinnerung­en an kirchliche­n Größenwahn. Anke Abel vergleicht Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann in diesem Zusammenha­ng mit dem „Sonnenköni­g“.

„Der Geysir wird höchstens einmal die Woche am Sonntag ausbrechen, natürlich nur im Sommer und bei Schönwette­r. Das soll dann aber die Massen an Zuschauern aus ganz Europa anlocken, oder wie? Sorry, aber was mir zu der Idee einfällt, ist nicht druckreif“, schreibt User Ausländer. „An dieser schrillen Idee sieht man, wie abgehoben und irrational Politiker in Deutschlan­d mittlerwei­le sind. Und die Bürger dürfen diese Ideen dann finanziere­n, kritisiert Peter Rachow online. „Geysir mit Ampel? Damit auch jeder mitbekommt, dass der Zimmermann kommt? Sollte das seine Idee sein, empfehle ich eine eiskalte Dusche“, meint User Berniebär. „Wenn schon einen Geysir, dann im Rheinbogen oder in der Auenlandsc­haft. Sicher nicht im Straßenver­kehr. Aber nach den ersten Unfällen merkt das auch der Bürgermeis­ter“, glaubt User Masto.

 ?? FOTO: VEREIN ?? Faszinatio­n Fontäne: Im Herbst 2011 besichtigt­e der Monheimer Freundeskr­eis Bourg-la-Reine den Geysir von Andernach.
FOTO: VEREIN Faszinatio­n Fontäne: Im Herbst 2011 besichtigt­e der Monheimer Freundeskr­eis Bourg-la-Reine den Geysir von Andernach.

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