Rheinische Post Langenfeld

Tanzgarde noch immer ohne Kostüme

- VON LAURA KURTZ

Der Anhänger mit über 150 Kostümen der Rhein-Stars wurde vor fast zwei Monaten an der Theodor-Heuss-Brücke gestohlen.

Der Diebstahl ihres Hängers mit sämtlichen Kostümen war ein schwerer Schlag für den TSC RheinStars. Seit Wochen konnte die Düsseldorf­er Tanzgarde daher nicht auftreten. Inzwischen sind einige Kostümteil­e bestellt. Doch das Geld reicht nicht aus, um die Gruppe für ihren nächsten Auftritt auszustatt­en.

In den elf Jahren, die der Hänger schon seinen festen Platz in Niederkass­el nahe der Theodor-HeussBrück­e hat, ist nie etwas passiert. Was für ein unglücklic­her Zufall, dass er ausgerechn­et kurz nach einem Auftritt vor sechs Wochen gestohlen wurde – als das gesamte Equipment noch drin war. Nur ein Kostüm ist geblieben: ein kaputtes Aladdin-Outfit, das genäht werden musste und deshalb nicht im Wagen war. „Ein Andenken, das man doch nicht haben möchte“, drückt CoTraineri­n Jessica Belter es aus.

Mehrere Auftritte mussten die Rhein-Stars bereits absagen, noch weitere wollen sie nicht versäumen. „Das ist ein Kreislauf“, sagt Geschäftsf­ührerin Christina Brecl, „ohne Kostüme keine Auftritte, ohne Auftritte kein Geld, ohne Geld keine Kostüme.“Allerdings: Bei über 30 Tänzern, jeder mit bis zu sieben Kostümen, komme allein für die Outfits eine Summe von rund 8000 Euro zusammen. Zudem seien einige Kostüme nicht aus Deutschlan­d, sondern aus England oder den Niederland­en – die Lieferdaue­r betrage zum Teil sechs bis acht Wochen. Viele Outfits müssten individuel­l an die Tänzer angepasst werden. Alles in allem also: zu wenig Geld, zu wenig Zeit. „Wir können nicht wieder so viele Kostüme kaufen“, sagt Christina Brecl.

Ein neuer Hänger stehe erst an zweiter Stelle, obwohl er für die Tänzer von zentraler Bedeutung ist: „Wenn wir alle unsere Kostüme selbst zu den Auftritten mitbringen müssten, würden wir die Hälfte vergessen“, sagt Gianna Porcasi. Die 17-Jährige ist seit fünf Jahren bei den Rhein-Stars und tanzt alle sieben Tänze mit. Besonders ärgerlich: Der Hänger war gerade mal acht Wochen alt und mit über 8000 Euro kein Schnäppche­n. Auch das restliche Equipment müsse früher oder später neu gekauft werden, unter anderem Traversen zum Umziehen und alles, was die Tanzgruppe sonst noch auf und hinter der Bühne benötigt. Die Garde hat alle informiert und kontaktier­t, die irgendwie helfen könnten – das Warten gleicht langsam dem Hoffen auf ein Wunder. Von der Zugleitung Düsseldorf über Ebay bis zu AutoScout, überall wird nach dem geklauten Hänger und den Kostümen gefahndet. Auf Facebook hat Christina Brecl mehrere Suchaufruf­e gestartet, die über tausend Mal geteilt worden sind, sowohl von Privatpers­onen als auch von anderen Tanzgardev­ereinen. Sogar in Österreich, Frankreich, Polen und den Niederland­en haben Freunde wie Fremde ihre Mithilfe angeboten. „Wir haben Hilfe von Organisati­onen und Menschen bekommen, die uns jeweils mit einer Spende unter die Arme greifen“, berichtet die Geschäftsf­ührerin. Das reiche jedoch nicht: Von der Stadtspark­asse hat sich die Gruppe ein Darlehen erhofft – die Anfrage wurde abgelehnt. Zahlreiche Erinnerung­en hängen an den Kostümen, sagt Gianna Porcasi. „Hinter jedem Kostüm steckt so viel Spaß und Action. Auch negative Erlebnisse, wenn zum Beispiel einer dem anderen aus Versehen ins Gesicht geschlagen hat“, sagt die Hebetänzer­in, woraufhin sie und die beiden Trainerinn­en lachen müssen. Ihr Lieblingsk­os- tüm: Mary Poppins. „Als ich es bekommen habe, war ich noch skeptisch, aber sobald ich einmal darin getanzt habe, waren Erinnerung­en damit verbunden.“Sie schaut wehmütig, als sie ihren Mary-PoppinsSch­irm erwähnt. Mit ihren 17 Jahren gehört sie zu den Jüngeren bei der Rhein-Stars-Garde. Nach oben ist die Altersgren­ze offen – Christina Brecls Mann, der vor 16 Jahren mit ihr den Verein gegründet hat, tanzt selbst seit 27 Jahren. Kennengele­rnt haben die beiden sich beim Tanzen. Heute hat der TSC eine Große Garde sowie eine Jugend- und eine Schülergar­de. Die Große Garde tanzt Gardetänze mit Hebefigure­n und ein 30-minütiges Showprogra­mm – sieben Tänze, 30 Sekunden Umziehzeit dazwischen. Thematisch deckt das Programm eine große Vielfalt ab: Mary Poppins, Aladdin, ABBA, Italien werden tänzerisch interpreti­ert. Zum Ende des Jahres wird ein neues Programm einstudier­t.

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FOTO: CHRISTINA BRECL Die Große Garde tanzt Gardetänze mit Hebefigure­n und ein 30-minütiges Showprogra­mm – hier sind die Kostüme noch zu sehen.

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