Kalenderblatt 13. April 1986
Lange schien es unmöglich, dass ein katholischer Papst die zwei Kilometer zum anderen Tiber-Ufer jemals gehen würde. Als Johannes Paul II. am 13. April 1986 die große Synagoge von Rom betrat (Foto; mit Rabbiner Elio Toaff), war das eine Sensation. Medien aus der ganzen Welt berichteten und versäumten nicht, die Geschichte der Juden in Rom zusammenzufassen. Sie erinnerten an Kaiser Konstantin, der schon im 4. Jahrhundert die jüdische Bevölkerung in ihren Rechten eingeschränkt hatte, und an Papst Innozenz III., der im 13. Jahrhundert festgelegt hatte, dass Juden Kleidung zu tragen hätten, durch die andere Bürger sie erkennen könnten. 1555 hatte Papst Paul IV. das römische Ghetto am Ufer des Tiber errichten lassen, das erst 1870 aufgelöst wurde. Auch in Italien waren Tausende Juden Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik geworden. Dem Besuch Johannes Pauls II. war ein langer Prozess der Annäherung zwischen Päpsten und den Vertretern der Juden in Rom vorausgegangen. Sieben Jahre danach erkannte der Vatikan den Staat Israel offiziell an, und es wurden diplomatische Beziehungen aufgenommen. Im Jahr 2000 folgte die historische Reise des Papstes in das Heilige Land. Heute ist es nahezu normal, dass der Papst auch die Nachbarn am Tiber-Ufer aufsucht. Sowohl Benedikt XVI. als auch Franziskus besuchten die Synagoge.