Jugend trifft, Erfahrung punktet
Nach dem berauschenden Spiel in Leipzig erntete die junge Offensive der Werkself viel Lob. Nicht von der Hand zu weisen ist jedoch der Einfluss der Routiniers – allen voran der des Kapitäns Lars Bender.
LEVERKUSEN Ein stetiges Hin und Her, packende Zweikämpfe und viele Tore – die Partie von Bayer 04 am Montagabend in Leipzig war für den neutralen Zuschauer ein Fest. Dass nach dem 4:1-Auswärtssieg aber vor allem der Anhang der Werkself jubeln konnte, lag an einer spektakulären zweiten Halbzeit der Leverkusener, die in ihrer Art und Weise frappierend an die beim 5:1 in der Hinrunde bei Borussia Mönchengladbach erinnerte. „In der Kabine haben wir uns gesagt, dass jetzt die Post abgeht“, erklärte Lars Bender.
„In der Kabine haben wir uns gesagt, dass jetzt die Post abgeht“
Lars Bender
Kapitän von Bayer 04
Und so kam es auch: Julian Brandt, Panagiotis Retsos und Kevin Volland veredelten das Tor von Kai Havertz, der kurz vor der Pause den Ausgleich erzielt hatte.
Für Lars Bender war der Triumph bei einem direkten Konkurrenten um die Champions-League-Plätze beileibe kein ungewohntes Erlebnis in dieser Saison: Steht der Kapitän auf dem Platz, hat Bayer 04 erst zwei seiner 18 Partien verloren – am 5. Spieltag in Berlin (1:2) und zum Rückrundenauftakt gegen München (1:3). Zehn Siege und sechs Remis bedeuten für den 28-Jährigen einen persönlichen Punkteschnitt von 2,0. Von den Stammspielern unter dem Bayer-Kreuz ist derzeit nur der 30-jährige Österreicher Julian Baumgartlinger (2,22 Punkte pro Partie) besser. Beide liegen damit signifikant über dem Mannschaftsschnitt (1,66).
Dass zwei Routiniers die Punktegaranten der jungen Werkself sind (Altersschnitt: 25,3), ist kein Zufall. Während die Offensivtalente von Bayer 04 ihre taktischen Freiheiten genießen, halten die erfahrenen Spieler wie Baumgartlinger, Charles Aránguiz sowie die Bender-Zwillinge das Team zusammen. Auch wenn ihre Leistungen nicht so spektakulär wie die Dribblings eines Leon Bailey sind, entscheidet ihre Leistung oft über den Ausgang einer Partie. „Wir sind Spieler, die für diese Attribute stehen: Mentalität, Persönlichkeit und dafür, eine gewisse Aggressivität in die Gruppe zu bekommen“, sagte Lars Bender. Mit „wir“, damit meint der wahlweise auf der Doppelsechs oder als Rechtsverteidiger eingesetzte Leitwolf vor allem sich und seinen Bruder Sven. Nur über solche Eigenschaften will sich der 19-fache Nationalspieler aber auch nicht definieren: „Ich habe schon öfter gehört, dass ich ein Arbeiter, ein Läufer bin. Aber ich glaube auch, dass ich ganz ordentlich Fußballspielen kann. Das kommt bei meinem Bruder und mir hin und wieder zu kurz.“
Die Werkself wird ihren Kapitän in Topform benötigen, will sie auch in den kommenden Schlüsselspielen gegen Frankfurt morgen (15.30 Uhr), am Dienstag im Pokalhalbfinale gegen München (20.45 Uhr) und kommende Woche Samstag (18.30 Uhr) in Dortmund bestehen. Bereits der Kontrahent aus Hessen könnte sich als unangenehm entpuppen. Die Eintracht stellt eine der abgezocktesten Mannschaften der Liga und wird der Werkself wohl kaum den Gefallen tun, sie zum offenen Schlagabtausch herauszufor- dern – im Gegensatz zu den jungen Leipzigern. Mit einem Sieg könnte das Team von Trainer Heiko Herrlich den Überraschungskandidaten um die internationalen Plätze nicht nur auf Distanz halten, sondern den Vorsprung auf fünf Punkte ausbauen. Zudem wäre es wohl nicht verkehrt, mit einem Erfolgserlebnis in das Duell gegen den Rekordmeister zu gehen.
Gut zu wissen, dass Lars Bender dabei ist.