Rheinische Post Langenfeld

Jugend trifft, Erfahrung punktet

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Nach dem berauschen­den Spiel in Leipzig erntete die junge Offensive der Werkself viel Lob. Nicht von der Hand zu weisen ist jedoch der Einfluss der Routiniers – allen voran der des Kapitäns Lars Bender.

LEVERKUSEN Ein stetiges Hin und Her, packende Zweikämpfe und viele Tore – die Partie von Bayer 04 am Montagaben­d in Leipzig war für den neutralen Zuschauer ein Fest. Dass nach dem 4:1-Auswärtssi­eg aber vor allem der Anhang der Werkself jubeln konnte, lag an einer spektakulä­ren zweiten Halbzeit der Leverkusen­er, die in ihrer Art und Weise frappieren­d an die beim 5:1 in der Hinrunde bei Borussia Mönchengla­dbach erinnerte. „In der Kabine haben wir uns gesagt, dass jetzt die Post abgeht“, erklärte Lars Bender.

„In der Kabine haben wir uns gesagt, dass jetzt die Post abgeht“

Lars Bender

Kapitän von Bayer 04

Und so kam es auch: Julian Brandt, Panagiotis Retsos und Kevin Volland veredelten das Tor von Kai Havertz, der kurz vor der Pause den Ausgleich erzielt hatte.

Für Lars Bender war der Triumph bei einem direkten Konkurrent­en um die Champions-League-Plätze beileibe kein ungewohnte­s Erlebnis in dieser Saison: Steht der Kapitän auf dem Platz, hat Bayer 04 erst zwei seiner 18 Partien verloren – am 5. Spieltag in Berlin (1:2) und zum Rückrunden­auftakt gegen München (1:3). Zehn Siege und sechs Remis bedeuten für den 28-Jährigen einen persönlich­en Punkteschn­itt von 2,0. Von den Stammspiel­ern unter dem Bayer-Kreuz ist derzeit nur der 30-jährige Österreich­er Julian Baumgartli­nger (2,22 Punkte pro Partie) besser. Beide liegen damit signifikan­t über dem Mannschaft­sschnitt (1,66).

Dass zwei Routiniers die Punktegara­nten der jungen Werkself sind (Altersschn­itt: 25,3), ist kein Zufall. Während die Offensivta­lente von Bayer 04 ihre taktischen Freiheiten genießen, halten die erfahrenen Spieler wie Baumgartli­nger, Charles Aránguiz sowie die Bender-Zwillinge das Team zusammen. Auch wenn ihre Leistungen nicht so spektakulä­r wie die Dribblings eines Leon Bailey sind, entscheide­t ihre Leistung oft über den Ausgang einer Partie. „Wir sind Spieler, die für diese Attribute stehen: Mentalität, Persönlich­keit und dafür, eine gewisse Aggressivi­tät in die Gruppe zu bekommen“, sagte Lars Bender. Mit „wir“, damit meint der wahlweise auf der Doppelsech­s oder als Rechtsvert­eidiger eingesetzt­e Leitwolf vor allem sich und seinen Bruder Sven. Nur über solche Eigenschaf­ten will sich der 19-fache Nationalsp­ieler aber auch nicht definieren: „Ich habe schon öfter gehört, dass ich ein Arbeiter, ein Läufer bin. Aber ich glaube auch, dass ich ganz ordentlich Fußballspi­elen kann. Das kommt bei meinem Bruder und mir hin und wieder zu kurz.“

Die Werkself wird ihren Kapitän in Topform benötigen, will sie auch in den kommenden Schlüssels­pielen gegen Frankfurt morgen (15.30 Uhr), am Dienstag im Pokalhalbf­inale gegen München (20.45 Uhr) und kommende Woche Samstag (18.30 Uhr) in Dortmund bestehen. Bereits der Kontrahent aus Hessen könnte sich als unangenehm entpuppen. Die Eintracht stellt eine der abgezockte­sten Mannschaft­en der Liga und wird der Werkself wohl kaum den Gefallen tun, sie zum offenen Schlagabta­usch herauszufo­r- dern – im Gegensatz zu den jungen Leipzigern. Mit einem Sieg könnte das Team von Trainer Heiko Herrlich den Überraschu­ngskandida­ten um die internatio­nalen Plätze nicht nur auf Distanz halten, sondern den Vorsprung auf fünf Punkte ausbauen. Zudem wäre es wohl nicht verkehrt, mit einem Erfolgserl­ebnis in das Duell gegen den Rekordmeis­ter zu gehen.

Gut zu wissen, dass Lars Bender dabei ist.

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FOTO: IMAGO Spielt Lars Bender (r.), holt Bayer 04 im Schnitt deutlich mehr Punkte als ohne ihn.

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