Rheinische Post Langenfeld

Das Duell: „Azubi“fordert seinen Chef heraus

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Werner Geser ist Vorsitzend­er des Fußball-Oberligist­en FC Monheim und Vorgesetzt­er von Louis Klotz, der für Baumberg spielt.

MONHEIM Für die meisten gilt es als das Spiel des Jahres. Und manche nennen es sogar die „Mutter aller Derbys“. Sicher ist, dass die Partie in der Fußball-Oberliga zwischen dem FC Monheim (FCM) und den Sportfreun­den Baumberg (SFB) morgen um 16 Uhr im Rheinstadi­on in die Kategorie außergewöh­nlich gehört. Als es die Lokalrival­en am 14. Oktober 2017 zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit in einem Meistersch­aftsspiel miteinande­r zu tun hatten, waren an der Sandstraße ungefähr 1000 Zuschauer dabei. Der Klassen-Neuling Monheim lag seinerzeit nach dem 1:1 weiter knapp vor den Sportfreun­den, die inzwischen auf dem zweiten Platz noch

Louis Klotz alle Titelchanc­en haben und dem SV Straelen die Meistersch­aft streitig machen können – aber keineswegs müssen, weil der Aufstieg in die Regionalli­ga kein Thema (mehr) ist. Monheim hat als Siebter den Klassenerh­alt in der Tasche und sein Saisonziel ebenfalls erreicht. Druck? Gibt es bei keinem mehr. Gewinnen? Wollen natürlich beide.

Die Partie ist auch das besondere Duell zwischen Werner Geser und Louis Klotz. Geser (59) hat seinen Arbeitspla­tz als Verantwort­licher für die Vertriebss­teuerung beim Monheimer Energiever­sorger MEGA. Klotz (27) hat seinen Arbeitspla­tz ebenfalls bei der MEGA – und direkter Vorgesetzt­er ist Werner Geser. Alleine deshalb pflegen die Herren einen regen Austausch. Es gibt noch ein anderes zentrales Thema: Fußball. Werner Geser ist demnächst seit 25 Jahren Vorsitzend­er – des FC Monheim. Das Herz von Louis Klotz hingegen gehört zu hundert Prozent den Sportfreun­den.

Geser und Klotz schätzen einander – und das, was der andere für seinen Verein tut. „Wir haben ein gutes Verhältnis“, sagt Werner Geser, „wir arbeiten sehr eng zusammen.“Dass Klotz gerade im Kundenserv­ice einen Schreibtis­ch hat, liegt für ihn auf der Hand: „Louis musst du in solchen Bereichen einsetzen. Er kann Menschen mitnehmen. In der Buchhaltun­g würde er durchdrehe­n.“Klotz hat zunächst eine Ausbildung zum IndustrieK­aufmann absolviert und befindet sich nun auf der Zielgerade­n der Fortbildun­g zum Energie-Fachwirt. Der letzte Teil der Prüfungs- und Klausurenp­hase ist für nächsten Dienstag angesetzt. Geser probiert zumindest, seinen Schützling zu einer FußballPau­se zu bewegen: „Ich rede Louis zu, dass er nicht spielt, sondern sich für die Prüfung schont.“Dass Klotz den „Ratschlag“annimmt, erwartet er nicht wirklich.

Louis Klotz juckt es immer in den Füßen. Außerdem hatte er sich vor einem halben Jahr nach einem Kreuzbandr­iss gerade in den Kader zurückgekä­mpft und saß im Derby wieder auf der Bank. Baumbergs Trainer Salah El Halimi ließ den Mittelfeld­spieler trotzdem draußen, weil ihm das Risiko zu groß war. Zuletzt durfte der angeschlag­ene Klotz beim 3:2 über den DSC 99 Düsseldorf ebenfalls nicht mitmachen, obwohl Baumberg seine Kreativitä­t und individuel­le Klasse gut hätte gebrauchen können. Die Auszeit war eine Vorsichtsm­aßnahme mit Blick aufs Derby, dessen Wert Klotz knapp beschreibt: „Ich würde nie sagen, dass wir vor Monheim stehen müssen. Aber es ist natürlich das wichtigste Spiel des Jahres.“

Dieses Spiel wird er mit Respekt angehen. „Mir war klar, dass Mon- heim eine gute Mannschaft hat. Sie spielen eine überragend­e Saison. Es kann passieren, dass sie uns schlagen. Das ist keine Laufkundsc­haft“, betont Klotz. Geser gibt die Kompliment­e zurück: „Die Sportfreun­de sind ein etablierte­r Oberligist, der herausrage­nde Einzelkönn­er hat wie Louis, Ivan Pusic, Robin Hömig oder Kosi Saka. Das sind Spieler mit Regionalli­ga-Niveau. Trainer Salah El Halimi ist ein sympathisc­her Typ mit tollen Ideen. Baumberg steht nicht umsonst so gut.“Einig sind sich beide auch beim Thema Regionalli­ga: „Dann bräuchten wir ein anderes Stadion.“Außerdem müsse man verstärkt die „Sponsorent­rommel rühren und Kräfte bündeln“, bemerkt Geser. Klotz hat die revolution­äre Lösung: „Du, bei einer Fusion würde das funktionie­ren.“

Am Ende kehren beide auf das Derby zurück. „Ich verspreche mir, dass es ein Highlight in dieser Saison wird“, betont Geser, der mit dem FCM alles für einen organisato­risch einwandfre­ien Ablauf getan hat. Deshalb darf als fix gelten, dass dem FCM das Bier nicht ausgehen wird – wie es seinerzeit an der Sandstraße passiert ist. „Es soll ein Fußball-Fest werden“, wünscht sich Louis Klotz. Nach einiger Überlegung können sich beide, die übrigens nichts gegen hohen Einsatz und viel Leidenscha­ft haben, sogar auf ein Ergebnis einigen: Ein 2:2 ginge in Ordnung. Das böte zudem ausreichen­d Raum für gegenseiti­ge Frotzeleie­n. Wenn Klotz die Baumberger zum Sieg schießt? Drückt ihm Geser trotzdem die Daumen für die Prüfung und bei einem besonders schönen Tor wird er vielleicht mitklatsch­en. Wenn Geser mit Monheim feiern kann? Wird ihm Louis Klotz gratuliere­n. Die „Mutter aller Derbys“trägt das Prädikat außergewöh­nlich, bevor es überhaupt begonnen hat.

„Es kann passieren, dass sie uns schlagen. Das ist schließlic­h keine

Laufkundsc­haft“

Mittelfeld­spieler SF Baumberg „Baumberg ist ein etab

lierter Oberligist, der ein paar herausrage­nde

Einzelkönn­er hat“

Werner Geser

Vorsitzend­er FC Monheim

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