Rheinische Post Langenfeld

Ausschuss gibt grünes Licht für „Monheimer Geysir

- VON THOMAS GUTMANN

415.000 Euro für Ausbrüche im Wochenrhyt­hmus: In einer erregten Debatte geht es um Kosten und Verkehrssi­cherheit.

MONHEIM Im neuen Kreisverke­hr an der Rheinprome­nade/Kapellenst­raße soll spätestens ab 2019 einmal pro Woche (sonntags) ein künstliche­r Geysir ausbrechen. Der auch für Kultur zuständige Fachaussch­uss des Monheimer Stadtrats beschloss jetzt die Einrichtun­g der als Kunstwerk bezeichnet­en Stoßfontän­e von bis zu zwölf Meter Höhe. Für die 415.000 Euro teure Installati­on des Düsseldorf­er Akademieab­solventen Thomas Stricker stimmten zehn der 19 anwesenden Ausschussm­itglieder: Peto und einige nichtparte­iliche Vertreter. Dagegen votierten drei: von der SPD sowie Schulpfarr­er Wilfried Knigge (Ev. Kirche). Sechs enthielten sich, unter anderem CDU und Grüne.

Das Votum, das noch (vermutlich Formsache) vom Stadtrat bestätigt werden muss, gilt einem Paket von vier Kunstwerke­n, Gesamtprei­s: rund 930.000 Euro. Darin außer dem Geysir enthalten: ein Kreisverke­hr in Schallplat­ten-Optik („Haste Töne“von Inges Idee, 126.000 Euro, Berliner Ring/Bleer Straße), ein tanzendes Häuser-Paar“von Timm Ulrichs für den Kreisel Monheimer-/ Sandstraße (140.000 Euro) sowie Lichtkunst für die Unterführu­ng Heinestraß­e (250.000 Euro). Ausgewählt hatte die drei Kreisel-Werke eine interfrakt­ionelle Kommission.

Während in diesem Gremium Einvernehm­en herrschte, war im Ausschuss besonders der Geysir Gegenstand einer kontrovers­en, anderthalb­stündigen Debatte. Ingo Elsner von der Ratsmehrhe­itsfraktio­n Peto nahm Argumente aus der Eingangspr­äsentation des KunstExper­ten Josef Spiegel auf, um für „Kunst, die nicht als Kunst identifi- zierbar ist“, zu werben: Monheim sei aufgebroch­en in ein „neues Zeitalter“, somit reif für eine „neue Art von Kunst“, weg vom Skulptural­en. Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann (Peto) rechtferti­gte die recht hohen Kosten mit einem Verweis auf Monheims exorbitant­e Haushaltsü­berschüsse („kostet nur ein Tausendste­l davon“). Die jährlichen Betriebsko­sten (Wartung, Strom, Wasser, Pflege, Personal bei Ausbruch) bezifferte er mit 6000 Euro.

CDU und SPD äußerten hingegen erhebliche Bedenken, weniger gegen den Geysir als solchen als vielmehr gegen den Standort und die unwägbaren (Folge-)Kosten. Neben Fragen der Verkehrssi­cherheit seien etwa noch Klage-Chancen von Anwohnern zu klären. „Wasser zerstäubt“, sagte Norbert Friedrich (SPD 60plus): „Ich befürchte, dass die Bewohner des nahen Hauses nicht ohne Badebeklei­dung auf den Balkon können.“Peter Werner (CDU) will keinen „hohen Springbrun­nen“, der zum Denkmal für „Verschwend­ung und Maßlosigke­it“werden könnte.

Günter Bosbach ( CDU) nahm, wie bereits ein Bürger zuvor, die geplante Ampelanlag­e (Rot-Schaltung bei Ausbruch) aufs Korn: Teurer Kreisel und zusätzlich eine Ampel – „das ist finanziell­er Irrsinn“, hatte Thomas Kehlinger zu Sitzungsbe­ginn gesagt. Bosbach vermisst überdies bei allen drei Kreisel-Werken den Monheim-Bezug. Als Alternativ­e für den Geysir schlug er eine alte Ölpumpe (Baujahr 1914) vor, die jahrzehnte­lang in der benachbart­en früheren Raffinerie-Halle Dienst tat. Bürgermeis­ter Zimmermann verkündete darauf, die Pumpe bereits gesichert zu haben – für die dort geplante Festhalle.

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GRAFIK: STRICKER Immer wieder sonntags: So soll das Spektakel an der Rheinprome­nade/ Krischerst­raße aussehen.
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RP-AF Gezielte Kontrollen gibt es heute auch wieder in Langenfeld.

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