Rheinische Post Langenfeld

SEK erschießt Mann in Langenfeld

- VON THOMAS GUTMANN

Ein 38-Jähriger gibt von einem Balkon an der Rheindorfe­r Straße Schüsse ab. Die Polizei stürmt die Wohnung, erwidert das Feuer. Später stellt sich heraus: Der Mann schoss mit einer Gaspistole.

LANGENFELD David J. (30) sitzt auf der Stufe eines Hauseingan­gs an der Rheindorfe­r Straße und fasst sich in seinen Vollbart. „In dem Haus da ist regelmäßig Action – viel Krach und so“, gibt er wieder, was man sich in der Nachbarsch­aft „so erzählt“. Gemeint ist das weiße dreistöcki­ge Mehrfamili­enhaus gegenüber, Nummer 13, fast gleich hinter der Tankstelle an der alten B 8. Hier, auf einem Balkon im ersten Stock, hat am Donnerstag­abend ein Mann Schüsse abgefeuert. „Das war wie Kino“, meint David am Morgen danach. Der Schütze, ein 38 Jahre alter Langenfeld­er, ist tot.

Laut Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf wurde die Polizei gegen 18.20 Uhr alarmiert, nachdem die ersten Schüsse zu hören waren. Der Mann auf dem Balkon hantierte mit einem „schwarzen Gegenstand“, so der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft, und ließ sich auch entgegen Zurufen der Polizei nicht davon abbringen. Statt dessen blendete er die Beamten mit einem Laser. Eine Polizistin wurde am Auge verletzt und musste deswegen ins Krankenhau­s.

„Die Polizei hatte alles abgesperrt“, schildert David J. die dramatisch­en Abendstund­en. Er selbst sei „nach 19 Uhr“vom Schwimmen im Hitdorfer See nach Hause gekommen. „Das war ein richtiger Volksaufla­uf hier.“Dann seien auch schon die Wagen des Sondereins­atzkommand­os (SEK) eingetroff­en, „schwer bewaffnete“Beamte mit schusssich­eren Westen. „Eine Kontaktauf­nahme mit dem Mann verlief negativ“, erklärt die Staatsanwa­ltschaft. Gegen 21.40 Uhr, fast dreieinhal­b Stunden nach den ersten Schüssen, der Zugriff. „Hier spricht die Polizei, kommen Sie auf den Balkon“, hört man eine Lautsprech­erdurchsag­e (Video auf RP-Online). Dann Schüsse, Sekunden später ein weiterer Schuss. Rufe, darunter dies: „Ich brauche einen Notarzt!“.

Laut Staatsanwa­ltschaft schoss der Mann auf die SEK-Kräfte, als diese die Wohnung stürmten. Die Beamten hätten das Feuer erwidert. Der 38-Jährige wurde von mehreren Polizeikug­eln getroffen und schwer verletzt. Im Krankenhau­s erlag er seinen Verletzung­en.

Weil Langenfeld­er Polizisten an dem Einsatz mit Todesfolge beteiligt waren, hat das Polizeiprä­sidium Wuppertal die Ermittlung­en übernommen. Ob der Balkonschü­tze mit einer „echten“Waffe schoss oder mit einer Schrecksch­usspistole oder Ähnlichem, war gestern lange Zeit unklar. Am Nachmittag teilte Staatsanwa­ltschaft dann mit: Es handelt sich um eine Gaspistole. Inwieweit der 38-Jährige möglicher- weise unter Drogeneinf­luss stand, ist noch von der Gerichtsme­dizin zu klären. „Zuvor war er durch kleinere Delikte im Betäubungs­mittel-Bereich aufgefalle­n“, so der Sprecher.

Der Balkon-Schütze lebte wohl allein in der Wohnung, war normal zurechnung­sfähig und Deutscher. David J. erzählt: „Der Mann soll schon am Mittwochab­end, nach dem Schalke-Spiel, Schüsse abgegeben haben, sagen Leute hier.“Davids Freundin Christina (29), die mit ihm ein paar Häuser weiter in Richtung alte B 8 wohnt, ist froh, dass keine Unbeteilig­ten verletzt wurden. „Einige Familien konnten wegen der Absperrung­en nicht in ihre Wohnungen. Die Kinder sind zum Teil in den Autos eingeschla­fen. Ich brauche so etwas nicht noch einmal.“

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FOTO: SCHÜLLER Das SEK betritt das Haus des Balkonschü­tzen. Die Wohnung stürmen die Beamten aber viel später, da ist es längst dunkel (Einsatzvid­eo auf RP Online).
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FOTOS: GUT ... und David (29 und 30).

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