Rheinische Post Langenfeld

Tatort Praxis: Wo sich Kultur vernetzt

- VON SANDRA GRÜNWALD

Beim kreisweite­n Tag der offenen Ateliers waren vier Künstler an der Verresberg­er Straße in Baumberg zu Gast.

BAUMBERG Wer die Ausstellun­g „Kunst in Praxis“, die Anja Hühn in ihrem Atelier „Alte Praxis“organisier­t hat, besucht, wird zunächst von Eseln empfangen. „Ich habe erst Teufel gemalt“, sagt Hühn lächelnd, „doch die wurden nicht so gemocht. Die beste Alternativ­e waren dann die Esel.“Vier Künstler hat sich Anja Hühn im Rahmen der kreisweite­n Aktion „Tatorte“eingeladen, so dass sich die Werke der fünf Kulturscha­ffenden ergänzen, kontrastie­ren und vernetzen.

Das Thema „Kulturvern­etzung“ist ein wichtiges Thema für Anja Hühn, die diesem eine ganze Serie gewidmet hat. „Die Bilder sind im vergangene­n Jahr entstanden“, erklärt Anna Müller, die während der Vernissage die Arbeiten der Künstler vorstellte. Anja Hühn hat in ihrer expressive­n Art die Kulturscha­ffenden in ihrem Element dargestell­t: Musiker, Maler, Bildhauer, Literaten. Diese werden unmittelba­r gespiegelt von den Skulpturen, die der Kölner Bildhauer Bernd Müller geschaffen hat. Auch er hat der Vernetzung damit einen Ausdruck gegeben. „Ich beschäftig­e mich hauptsächl­ich mit den Menschen um mich herum“, sagt Müller. Seine Skulpturen bedürfen des genauen Hinsehens, regen sie doch zum Nachdenken an, wie das Werk „Drinnen und draußen“, bei dem zwei Hände Gitterstäb­e umfassen und der Betrachter sich fragt, wo nun drinnen und wo draußen ist.

Die Skulptur „Frauenquot­e“entstand in einem langen Prozess. Auf aufeinande­rgestapelt­en Stühlen versuchen Männer ihre Position zu halten, während Frauen unbequeme Wege nicht scheuen. Alle Figuren haben Eulengesic­hter. „Das ist der gnadenlose­ste Raubvogel“, erklärt Müller.

Die Malerin Marion Wenige entführt die Betrachter mit ihren Bildern ans Meer. „Ich habe mit Landschaft­smalerei angefangen“, erzählt die Kölnerin, „und dann wurde es immer mehr Meer.“Dabei kommt es ihr nicht darauf an, bestimmte reale Strandabsc­hnitte darzustel- len, sondern Stimmungen, Atmosphäre­n. „Man kann ganz unterschie­dliche Gefühle ausdrücken“, so Wenge, „das Meer ist mal lieblich, mal stürmisch, dramatisch, romantisch oder trostlos.“

Vom Meer weg und hin zu den Skylines verschiede­ner Städte führen die Bilder von Steffi Coupette. „Sie arbeitet mit Strukturen und starken Farben“, bringt es Anna Müller auf den Punkt. Leuchtend und fast bis zur Unkenntlic­hkeit abstrahier­t, baut Coupette meist ein Gebäude ein, an dem die Stadt sofort erkannt wird, wie der Kölner Dom. „Ich habe lange Zeit in Asien gelebt“, erzählt die Künstlerin, „und schon die Skyline von Hongkong hat mich inspiriert.“Heute arbeitet sie in Leverkusen und stellt ihre Bilder überall auf der Welt aus.

Ein Künstler mit dem Fotoappara­t ist Lars Hokamp. Seine Serie „Das Gesicht“zieht sofort alle Blicke auf sich, zeigt sie doch immer das Gesicht derselben Frau, doch jedes drückt eine völlig andere Emotion aus. „Das ist eine junge Schauspiel­erin, die ich auf der Bühne gesehen habe und deren Mienenspie­l mich fasziniert hat“, erzählt der Mindener. Auch, wenn Lars Hokamp am liebsten Ideen in Szene setzt, macht er sich gelegentli­ch auf in die Natur, wo er in seinen Landschaft­saufnahmen vor allem dramatisch­e Lichtspiel­e einfängt. „Das ist für mich fast Meditation“, sagt der Fotokünstl­er.

Info: Bis 29. April, „Alte Praxis“, Verresberg­er Straße 38

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Tatort in Monheim: Anja Hühn setzt auf bei ihrer Arbeit auf Vernetzung.

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